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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos
Autoren: D Koontz
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bitte?«
    »Geschockt. Bin von ’nem Taser getroffen worden.«
    »Wo bist du?«
    »Hab mich in der Speisekammer versteckt.«
    »Nicht gut.«
    »Besser, als alles erklären zu müssen.«
    Der Chief beschützt mich. Er kümmert sich ebenso sehr wie ich darum, dass mir das Elend öffentlicher Bekanntheit erspart bleibt.
    »Das sieht ja furchtbar aus hier«, sagte er.

    »Ja, Sir.«
    »Wirklich furchtbar. Dr. Jessup war so ein guter Mensch. Bleib, wo du bist!«
    »Sir, womöglich ist Simon gerade dabei, Danny aus der Stadt zu schaffen.«
    »Ich hab auf beiden Strecken Straßensperren errichten lassen. «
    Es gibt nur zwei Wege, die aus Pico Mundo hinausführen – oder drei, wenn man den Tod mitzählt.
    »Sir, was ist, wenn jemand die Speisekammertür aufmacht?«
    »Versuch einfach, wie Dosenfutter auszusehen.«
    Er legte auf, und ich schaltete mein Handy aus.
    Eine Weile saß ich im Dunkeln und versuchte, nicht nachzudenken, doch so etwas klappt nie. Sofort kam mir Danny in den Sinn. Womöglich war er noch nicht tot, aber wo immer er sich befand, gut hatte er es dort nicht.
    Wie seine Mutter lebte er mit einem Problem, durch das er äußerst gefährdet war. Danny hatte spröde Knochen, seine Mutter war sehr hübsch gewesen.
    Wenn Carol hässlich oder auch nur unscheinbar gewesen wäre, dann hätte Simon Makepeace höchstwahrscheinlich nicht eine derartige Besessenheit entwickelt, was sie anging. Auf keinen Fall hätte er einen Menschen umgebracht beziehungsweise, Dr. Jessup eingerechnet, zwei.
    Bisher war ich in der Speisekammer allein gewesen. Nun hatte ich mit einem Mal Gesellschaft, obwohl die Tür nicht aufgegangen war.
    Eine Hand umklammerte von hinten meine Schulter, doch das erschreckte mich nicht. Ich wusste, dass es sich bei dem Besucher um Dr. Jessup handeln musste, tot und ruhelos.

5
    Als Dr. Jessup noch gelebt hatte, war er für mich nicht gefährlich gewesen, und auch jetzt stellte er keine Bedrohung dar.
    Gelegentlich ist ein Poltergeist – das ist ein Geist, der seine Wut in physikalische Energie umwandeln kann – in der Lage, Schaden anzurichten, aber normalerweise sind Geister nur frustriert, nicht boshaft. Sie haben das Gefühl, in dieser Welt noch nicht alles erledigt zu haben. Außerdem handelt es sich um Leute, die im Leben so hartnäckig waren, dass der Tod daran nicht viel geändert hat.
    Die Geister wahrhaft böser Menschen halten sich hingegen keineswegs längere Zeit mehr auf, um ihr Unwesen zu treiben und Lebende zu ermorden. So etwas gibt es nur in Hollywood.
    Normalerweise machen sich die Geister böser Menschen rasch davon, als hätten sie nach dem Tod einen Termin bei jemandem, den sie nicht warten zu lassen wagen.
    Wahrscheinlich war Dr. Jessup so leicht durch die Speisekammertür geglitten, wie Regen durch Rauch gleitet. Selbst Wände stellten kein Hindernis mehr für ihn dar.
    Als er die Hand von meiner Schulter nahm, vermutete ich schon, dass er sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden hocken würde, wie ich es tat. Und so kam es auch. Er saß mir im Dunkeln gegenüber, was ich wusste, als er mich bei den Händen fasste.

    Wenn er schon sein Leben nicht zurückbekommen konnte, dann wollte er zumindest beruhigt werden. Er musste gar nicht sprechen, um mir mitzuteilen, was er nötig hatte.
    »Ich werde für Danny mein Bestes tun«, sagte ich, zu leise, um außerhalb der Speisekammer gehört zu werden.
    Als Garantie war diese Aussage nicht gedacht. So viel Vertrauen habe ich von niemandem verdient.
    »Die nackte Wahrheit ist, dass mein Bestes womöglich nicht gut genug ist. Das war schon früher manchmal so.«
    Der Griff um meine Hände wurde fester.
    Ich schätzte Dr. Jessup so sehr, dass ich ihn darin bestärken wollte, diese Welt loszulassen und das Erbarmen anzunehmen, das der Tod ihm bot.
    »Sir, jedermann weiß, dass Sie ein guter Ehemann waren. Aber vielleicht weiß man nicht voll und ganz, was für ein toller Vater Sie für Danny gewesen sind.«
    Je länger ein befreiter Geist mit der Abreise zögert, desto eher bleibt er endgültig hier hängen.
    »Es war schon eine große Leistung, einen Siebenjährigen mit einer so schweren Krankheit bei sich aufzunehmen. Aber Sie haben ihm dann auch noch immer das Gefühl gegeben, dass Sie stolz auf ihn waren, stolz auf seine Tapferkeit und darauf, dass er sein Leiden ertragen hat, ohne zu klagen.«
    So, wie er gelebt hatte, brauchte Dr. Jessup keinerlei Angst davor haben, weiterzuziehen. Wenn er jedoch hierblieb – als stummer
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