Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)

Titel: Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
Autoren: J. J. Braun
Vom Netzwerk:
Stimme vernahmen.
    Dann trat ein riesiger, breitschultriger Mann an das Gitter. Seine nackten Arme waren muskulös und mit Narben übersät. Er hatte markante Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, eine große Hakennase und eingefallene Augen. Sein Atem stank nach Bier und vergammeltem Fleisch. Ich hielt die Luft an, als er grinste.
    Hinter ihm trat ein bewaffneter Soldat in Uniform hervor und hielt einem jungen Mann mit schulterlangem, braunem Haar sein Messer an die Kehle, dessen Klinge grünlich schimmerte.
    Der Mann hatte die schwarzen Augen weit aufgerissen und seine blasse Haut wurde von unzähligen Bisswunden geprägt. Die Bissabdrücke stammten von Wölfen, von Werwölfen. Der Mann war ein Vampir, ein sehr geschwächter, doch er war einer.
    Seine Kleidung war zerlumpt und dreckig.
    „Der wird dir etwas Gesellschaft leisten!“, sagte der Riese und grinste mir erneut ins Gesicht. Ich musste ein paar Schritte zurückgehen, weil sein Mundgeruch so erdrückend war. Er drehte sich um und verschwand wieder in der Finsternis. Der Soldat schloss die Gittertür auf und stieß den Vampir herein. Dann schloss er das Tor wieder und wurde ebenfalls von der Finsternis verschluckt.
    Am liebsten hätte ich ihn zurückgerufen und gefragt, was hier los sei, doch ich hatte die ganze Zeit über nichts erwidern können. Jetzt starrte ich mit leerem Blick in die Ferne.
    „Ich frage mich, warum Naran kleine Mädchen einfangen lässt …“ Der Vampir hatte wahrscheinlich eher mit sich selbst geredet als mit mir.
    Trotzdem wandte ich mich ihm zu und erwiderte trotzig: „Ich bin kein kleines Mädchen!“
    Der Vampir lachte laut.
    „Natürlich nicht! Wie dumm von mir!“ Schwerer Sarkasmus schwang in seiner Stimme mit.
    Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern starrte vor mich hin.
    Ich war gefangen, und es war unwahrscheinlich, dass ich hier so bald rauskommen würde. Und jetzt musste ich mir die Zelle auch noch mit einem sarkastischen Vampir teilen.
    „Ich bin Jack, und wie heißt du?“ Diese Frage hatte ich nicht erwartet, doch ich antwortete.
    „Jaqueline.“
    „Das ist ein schöner Name.“
    „Danke.“
    „Woher kommst du?“
    „Aus einem kleinen Dorf namens Sonah.“
    „Aha. Du kommst also vom Meer.“
    „Wenn du es so nennen willst.“
    „Wo sind deine Eltern? Sind sie in Sonah?“
    „Nein! Sie sind tot!“
    Langsam, aber sicher fing er an, mich zu nerven.
    „Das tut mir leid!“
    Er machte eine Pause.
    „Wie bist du hier gelandet?“
    Hörte die Fragerei denn nie auf? Genervt drehte ich mich weg.
    „Was geht dich das an?“, gab ich zurück.
    „Nichts, du hast recht!“
    Endlich war er still.
    „Aber ich bin neugierig! Also, wie bist du hier hierhergekommen? Ein so unschuldiges Mädchen wie du?“
    Ich rollte mit den Augen. Er konnte einfach nicht die Klappe halten.
    „Die Kreaturen in den schwarzen Umhängen haben mich hergebracht. Bist du jetzt zufrieden?“
    „Ja.“
    Diesmal drehte sich Jack von mir weg und fing leise an, vor sich hinzumurmeln. Ich runzelte die Stirn.
    „Warum hetzt Naran die Salakei auf sie los? Was hat das …? Könnte es sein …? Nein, ich denke nicht! Oder doch? Vielleicht … Oder … Aber das würde er doch nicht … Na ja … Man kann nie wissen …“
    Ich räusperte mich. Jack hob den Kopf und sah mich an, als wäre ich niemals da gewesen und wie durch ein Wunder aufgetaucht. Ich sah ihn fragend an. Er senkte den Kopf wieder und setzte seinen Tigergang fort. Hin und her, hin und her, hin und her …
    Nach dem zehnten schrägen Blick von Jack als Antwort auf mein Räuspern gab ich es auf, ihn zum Reden zu bringen.
    Ich setzte mich einfach auf den Boden und sah zu, wie er umhertigerte.
    Der Wächter kam zweimal und brachte den Gefangenen hartes Brot und stinkendes Wasser, nur Jack und mich sparte er aus.
    Das erste Mal ließ ich es geschehen, beim zweiten Mal rüttelte ich an der Gittertür und rief ihm so laut ich konnte hinterher. Als er nicht reagierte, sondern lachend davonlief, beschimpfte ich ihn auf übelste Weise.
    Jack kümmerte sich weder um den Wächter noch um meinen Wutausbruch. Er tigerte einfach weiter und murmelte vor sich hin.
    Sogar als das Licht, das durch den Spalt über unseren Köpfen drang, immer schwächer wurde und schließlich erlosch, wanderte Jack noch immer durch die Gefängniszelle.
    Ich versuchte, wach zu bleiben, versuchte die Augen offen zu halten, doch sie fielen mir trotz meiner Bemühungen immer wieder zu. Und als ich in die Traumwelt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher