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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
Autoren: Erin Hunter
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Atem an und lauschte. Eine Weile hörte er noch die Hirschhufe über die Felsen klappern und die Wölfe heulend folgen, dann verebbten die Geräusche, bis Toklo nur noch das Plätschern des Baches und seinen und Lusas rasselnden Atem hörte.
    Im Augenblick waren sie sicher. Doch statt Erleichterung stieg in Toklo Wut auf. Er knurrte vernehmlich.
    »Was ist denn los?«, fragte Lusa.
    »Ujurak.« Das Wort kam als wütendes Fauchen heraus. »Warum kann er nicht auf mich hören? Ich habe ihm doch gesagt, was er tun soll …«
    Die Wölfe werden ihn in Stücke reißen. Ein Maultierhirsch kann einem Wolfsrudel unmöglich davonlaufen.
    »Er wird es schon schaffen«, versuchte Lusa ihn zu beruhigen.
    »Woher willst du das wissen?«, schnaubte Toklo.
    »Ich bin mir sicher, dass er …«
    »Sei still!«, fuhr Toklo sie an.
    Im dunklen Versteck erkannte er nur die Silhouette der verängstigten kleinen Schwarzbärin neben sich. Er wandte sich von ihr ab und presste die Zähne zusammen. Bei dem Gedanken daran, dass die Wölfe sich auf Ujurak stürzten, ihn zu Fall brachten, ihn mit Klauen und Reißzähnen aufschlitzten, tat sich in ihm ein schwarzes Loch auf. Und ich sitze hier fest und kann ihm nicht helfen. Er schafft es niemals allein.
    Obwohl sich ihm der Magen umdrehte, zwang sich Toklo, die Ohren zu spitzen und durch die Gräser nach draußen zu spähen. Doch er sah und hörte nichts als das Rauschen des dunkler werdenden Waldes und das Glucksen des Baches. Ujurak, wo bist du?
    Er spürte Lusa neben sich zittern und hörte sie mit den Zähnen klappern. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie die Augen nach oben verdrehte, als würde sie gleich das Bewusstsein verlieren. Brach diese unnütze kleine Schwarzbärin nun auch noch zusammen?
    Obwohl Toklo alle Sinne einsetzte, nahm er in unmittelbarer Nähe keine Anzeichen einer Bedrohung wahr. »Na gut«, knurrte er und gab Lusa einen Schubs. »Wir können jetzt raus.«
    Lusa mühte sich, die Böschung hinaufzuklettern, konnte sich aber erst aus dem Bach hieven, als Toklo ihr einen kräftigen Stoß von hinten versetzte. Zitternd ließ sie sich ins Gras sinken.
    »Hier kannst du nicht bleiben«, erklärte Toklo. »Wir müssen Schutz suchen.« Er trottete zu einem Dornengebüsch in der Nähe des Bachufers. »Komm, lass es uns mal hier versuchen.«
    Lusa hob den Kopf und sah ihn mit trüben Augen an. Dann rappelte sie sich auf, stolperte durch das Gras und kroch unter die Zweige des Gestrüpps. »Ich habe Hunger«, wimmerte sie.
    »Ich auch.« Toklos Magen rumorte, doch er zwang sich, nicht darauf zu achten. »Es ist noch zu gefährlich, jagen zu gehen. Die Wölfe sind vielleicht immer noch in der Nähe.«
    Die Nacht war hereingebrochen und über ihnen drang Mondlicht durch die Zweige. Toklo zwang sich, wach zu bleiben. Lusa hatte schon lange die Augen geschlossen, aber einer musste schließlich Wache halten. Er überlegte, was sie als Nächstes tun sollten, doch der Schock über den Verlust Ujuraks hatte seinen Kopf mit einem dicken, alles erstickenden Nebel ausgefüllt.
    Toklo schreckte aus seinem Dämmerschlaf auf, als er ein Tier durch das Dickicht streichen hörte. Auch Lusas Kopf schoss in die Höhe. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Sei still.«
    Toklo atmete ein paarmal tief durch die Nase ein. Das Tier, das sich ihnen näherte, war ein Bär. Er bereitete sich innerlich auf einen Kampf vor und grub die Krallen in die feuchte Erde. Waren sie an den Kratzspuren eines ausgewachsenen Grizzlys vorbeigekommen? Griff er sie an, weil sie in sein Revier eingedrungen waren?
    Als das Rascheln aufhörte, spannte Toklo die Muskeln zum Sprung. Aber einen ausgewachsenen Grizzly kann ich nicht besiegen, geschweige denn Lusa beschützen.
    Da kam eine Stimme aus der Dunkelheit. »Toklo? Lusa? Seid ihr da?«
    Mit einem freudigen Schrei sprang Lusa auf und zwängte sich aus dem Dickicht. »Ujurak, hier rüber!«
    Eine Woge der Erleichterung brach über Toklo herein. Kaum hatte er sich einen Weg durch die Dornen gebahnt, da sah er Ujurak in seiner Grizzlygestalt wenige Bärenlängen entfernt am Bachufer stehen. Lusa begrüßte Ujurak mit einem freudigen Schnäuzeln. »Danke, dass du uns gerettet hast«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    Wut überdeckte Toklos Erleichterung wie eine Gewitterwolke, die sich vor die Sonne schiebt. »Ich dachte, du bist tot!«, brüllte er. Er marschierte weiter, bis er Ujurak in die Augen sehen konnte. Sein Brustkorb bebte.
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