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See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)

Titel: See der Schatten - Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jenna Aaron
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hineingeschüttet hatte.
    Fast sieben Jahre lag es zurück, dass Tess aus dem kleinen, eigentlich malerischen Ort weggezogen war. Er lag abgeschieden am Ufer des gleichnamigen Sees im Süden von Oregon. Damals hatte sie sich geschworen, nie wieder in ihrem Leben einen Fuß in die Gegend zu setzen, am besten noch nicht einmal in den Staat Oregon zurückzukehren.
    Dass sie ihre Meinung geändert hatte, lag an dem Brief, den sie zehn Tage zuvor in ihrem Briefkasten gefunden hatte.
    Sie war müde von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte eigentlich nichts anderes mehr tun wollen, als ein heißes Bad zu nehmen und dann mit einem spannenden Buch ins Bett zu schlüpfen. Zuerst hatte sie aber noch nach der Post sehen wollen.
    Als sie den Briefkasten aufgeschlossen hatte, war ihr zwischen den Rechnungen und den Werbesendungen gleich der Brief aufgefallen. Der Umschlag war in einem dezenten elfenbeinfarbenen Ton gewesen und hatte edel, aber geschäftsmäßig gewirkt. Als Absender war eine Anwaltskanzlei in Portland, der Hauptstadt von Oregon, angegeben gewesen. Beim ersten Blick auf das Kuvert war Tess gleich zu der Überzeugung gekommen, dass er keine guten Nachrichten enthalten konnte. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, den Brief mit in ihre Wohnung zu nehmen, sondern hatte ihn gleich an Ort und Stelle geöffnet. Mit zitternden Fingern hatte sie den Umschlag aufgerissen, den ebenfalls elfenbeinfarbenen Brief herausgezogen und aufgefaltet.
    Sehr geehrte Mrs Hennessey , hatte dort unter dem eleganten Logo der Anwaltskanzlei gestanden, z u unserem Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass unsere Mandantin Mrs Ellen Hennessey tödlich verunglückt ist. Als einzige lebende Angehörige hat unsere Mandantin Sie zu ihrer Alleinerbin bestimmt …
    Tess hatte nicht mehr weiterlesen können. Fassungslos hatte sie auf den weiteren Text des Briefes gestarrt, ohne den Sinn der Worte zu erkennen. Dann war sie wie in Trance die Treppe nach oben gestiegen, hatte die Tür aufgeschlossen und sich im Schlafzimmer auf ihr Bett fallen lassen. Wie betäubt hatte sie vor sich hingestarrt. Sie war nicht einmal in der Lage gewesen, den Brief noch einmal zu lesen. Die Wörter verschwammen einfach vor ihren Augen.
    Tante Ellen war tot? Das konnte doch gar nicht sein. Doch nicht ihre Tante! Nein, das konnte alles nur ein Irrtum sein, ein schreckliches, makabres Missverständnis.
    Doch leider war es das nicht gewesen, wie sich in den nächsten Tagen herausgestellt hatte. Bei vielen Telefonaten mit der Anwaltskanzlei und verschiedenen Behörden hatte Tess nach und nach erfahren, was passiert war.
    Ihre Tante Ellen war demnach über das verlängerte Wochenende nach New York geflogen. Auf dem Rückweg hatte das Flugzeug kurz vor der Landung in Portland technische Probleme bekommen und war im Gifford Pinchot National Forest abgestürzt. Es hatte bei dem Unglück keine Überlebenden gegeben.
    Sicher, Tess hatte in der Zeitung von dem Absturz der relativ kleinen Maschine gelesen, und in den Nachrichten waren auch die obligatorischen Bilder der rauchenden Flugzeugtrümmer zu sehen gewesen. Wie immer bei schlechten Nachrichten hatte sie ein gewisses Mitleid mit den Opfern und mit ihren Angehörigen verspürt, die auf so brutale und unerwartete Weise einen geliebten Menschen verloren hatten. Dass sie jedoch so direkt und persönlich betroffen sein könnte, daran hätte sie nicht einmal im Traum gedacht.
    In den darauffolgenden Tagen hatte sie eher funktioniert als gelebt. Solange sie sich um ihre Arbeit in der kleinen Boutique gekümmert hatte, die sie seit etwas mehr als zwei Jahren betrieb, hatte sie den Schmerz und die Schuldgefühle verdrängen können. Selbst die Beratung ihrer Kunden hatte einigermaßen geklappt, wenn sie sich selbst auch manchmal wie ein Roboter vorgekommen war.
    Wenn sie aber dann abends allein in ihrem Apartment gesessen hatte, waren ihre Gefühle wie ein Sturzbach über sie hereingebrochen. Ab und zu hatte sie sich bei dem Gedanken ertappt, dass irgendjemand da oben es wohl auf sie abgesehen haben musste. Dass sie nach allem, was sie schon erlebt hatte, jetzt auch noch diesen Schicksalsschlag hinnehmen musste, war einfach nicht fair!
    Erst als sie für sich den Entschluss gefasst hatte, selbst nach Shadow Lake zu fahren und endlich einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ihres Lebens zu ziehen, war es ihr etwas besser gegangen. Auch wenn ihr vor der Begegnung mit der Vergangenheit graute, hatte sie doch endlich wieder ein
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