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Second Face

Second Face

Titel: Second Face
Autoren: Carolin Philipps
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paar neue Fotos ins Netz!«
    Einige Schüler lachen, andere schauen betreten an Marie vorbei, wieder andere blicken verwundert, haben offenbar keine Ahnung, wovon die Rede ist.
    Marie bekommt einen knallroten Kopf und wäre am liebsten im Boden versunken. Wie schnell es sich herumgesprochen hat, denkt sie erschrocken. Gut, dass Anne zu Hause geblieben ist.
    Auch in den Pausen gibt es an diesem Morgen nur ein Thema: Anne und ihre Nacktfotos. Und obwohl Marie überall erzählt, dass es gar nicht Anne ist, weiß sie nicht, ob ihr alle glauben. Manche interessiert es nicht einmal, dass die Fotos gefakt sind. Entsetzt muss Marie feststellen, dass es eine ganze Reihe Mitschüler gibt, die sich freuen, dass es ausgerechnet Anne erwischt hat. Nicht nur Tom kann Annes pampige Art offensichtlich nicht ausstehen.
    »Wer macht so etwas? Es muss jemand sein, der Anne furchtbar hasst!« Zusammen mit Annes engsten Freundinnen überlegt Marie, wer dahinterstecken könnte.
    »Überleg mal! In der Schule? Im Kurs? Von euren Hamburger Freunden?«
    »Es muss jemand sein, der Annes Passwort kennt. Nur so kann der- oder diejenige sich in ihren Account einloggen, um die Fotos als ›Anne‹ hineinzustellen«, meint Edith, die Klassenbeste im Informatikunterricht ist.
    Das schränkt den Täterkreis nun wirklich ein. Wem hat Anne ihr Passwort genannt? Ob Kai es kennt?
    »Und ihr müsst heute sofort das Passwort ändern«, fährt Edith fort. »Damit derjenige nicht neue Fotos hineinstellen kann.«
    Als Marie mittags nach Hause kommt, wartet Anne schon am Tor auf sie. »Und? Hat jemand die Fotos gesehen?«
    Marie hat die ganze Rückfahrt überlegt, ob sie Anne dieWahrheit sagen soll. Aber sie wird sie ja doch erfahren, sobald sie wieder zur Schule kommt.
    Also sagt sie: ›Jemand‹ ist gut. Frag lieber, ob es jemand gibt, der nicht davon weiß!«
    Anne wird blass im Gesicht. »Ich gehe nie wieder in die Schule!«
    »Es gibt nur die eine auf der Insel! Wo willst du hin? Zurück nach Hamburg? Da kennt inzwischen auch jeder die Geschichte.«
    Noch vor dem Mittagessen ändern sie das Passwort.
    »Kennt Kai das alte?«
    Anne schüttelt den Kopf. »Gib niemals dein Passwort weiter! Oberste Regel. Ich bin doch nicht blöd!«
    Gib niemals dein Passwort weiter… niemals … Marie beißt sich auf die Lippen. Tom? Im selben Moment aber schiebt sie den Gedanken weit von sich. So einer ist er nicht, auch wenn er Anne nicht ausstehen kann.
    Am nächsten Morgen würde Anne am liebsten wieder zu Hause bleiben. Marie hat große Mühe, sie zu überreden. »Ob du heute oder morgen oder in drei Wochen gehst. Der erste Tag wird die Hölle sein. Aber ich bin da und du hast ’ne Menge Freunde, die zu dir halten.« Von den vielen schadenfrohen anderen erzählt Marie nichts.
    Und dann wird alles noch viel schlimmer, als selbst Marie es erwartet hat. Schon an der Bushaltestelle wird Anne von den Ummanzen begrüßt.
    »Geile Figur hast du!«, sagt Peer und hebt den rechten Daumen. »Sieht man nicht alle Tage im Netz.«
    »Ich hänge dich als Poster in meinen Schrank! Vor allem dein Knackarsch gefällt mir!«, ergänzt Markus.
    Anne wird bleich. Sie will sich schon umdrehen und gehen. Marie hält sie am Arm fest. »Augen zu und durch! Davonlaufen hilft nicht.«
    Die Fahrt zur Schule ist die Hölle. Schlimmer kann es nicht mehr kommen, denkt Marie und beobachtet die Schwester besorgt von der Seite. Ihr Gesicht ist wie aus Stein, aber um ihren Mund herum zuckt es verdächtig. Anne ist kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Durchhalten!«, flüstert Marie ihr zu. »Wir sind gleich da.«
    »Wann stellst du neue Fotos rein? Ich gehöre doch jetzt zu deinen Freunden!«, sagt Tom.
    »Das wüsste ich aber.« Marie blafft ihn wütend an. Die Ummanzen schauen sich verblüfft an.
    »Uh, das kleine Schaf kann ja auch blöken. Määäh, Määäh!«
    Nie hätte Marie gedacht, dass Tom so gemein sein kann.
    »Und was deine Freunde anbetrifft, verehrte Drama-Queen«, fährt er fort. »Du solltest mal deine Kontaktliste ansehen. Da sind wir alle registriert und noch jede Menge anderer Leute. Du bist eine Berühmtheit geworden und mit so jemandem ist man gerne befreundet, oder?« Er schaut sich fragend im Bus um. Ein lautes Johlen ist die Antwort.
    Marie ballt in hilfloser Wut die Fäuste. Anne hat die Hände vors Gesicht gelegt und weint.
    In der Pause erzählen sie Edith was passiert ist. »Hast du dein Passwort geändert?«
    Anne nickt.
    »Okay, dann musst du nur noch deine
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