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Second Face

Second Face

Titel: Second Face
Autoren: Carolin Philipps
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nicht wegnehmen.«
    »Der Freak da ist Lirim? Das glaubst du doch nicht! Lirim ist nicht der Typ für so was.«
    »War ich auch nicht, bis du ihn mir weggenommen hast.«
    »Ich hatte doch keine Ahnung … Ich …«
    »Vergiss es einfach. Geh du in dein Camp, spiel herum mit wem du willst, aber lass mich in Ruh. Ich bin glücklich …« Ohne sich weiter um die Schwester zu kümmern, loggt Marie sich ein und tippt die Koordinaten für Taraos Insel. Die weiße Kutsche steht immer noch vor der Schlosskirche, in der er auf sie wartet. Marie seufzt glücklich auf.
    Und dieser glückliche Seufzer der Schwester ist es wohl, der Anne endgültig überzeugt, dass die Schwester sich in großer Gefahr befindet und gerettet werden muss. Sie schnelltförmlich nach vorne, packt den Laptop und rennt in ihr Zimmer. Die Tür knallt zu, Anne dreht zweimal den Schlüssel im Schloss herum.
    Für einen Moment bleibt Marie wie betäubt auf ihrem Stuhl sitzen, dann rast sie hinter der Schwester her und hämmert an die Tür.
    »Mach sofort auf! Das darfst du nicht! Anneeeee! Gib mir sofort meinen Laptop wieder!«
    Sie schimpft und schreit. Aus Annes Zimmer dringt kein Laut. Wie eine Verrückte schlägt Marie gegen die Tür, bis sie schließlich weinend davor auf den Boden fällt.
    Inzwischen sind die Eltern aufgewacht und kommen erschrocken angelaufen. »Marie! Was ist los? Warum weinst du? Kind, was hast du bloß?«
    »Anne, mach die Tür auf!«
    Aber Anne rührt sich nicht.
    »Sie hat meinen Laptop weggenommen!«, schluchzt Marie.
    »Marie, es ist zwei Uhr nachts. Keine gute Zeit für Computerspiele.« Beim Vater macht sich neben der Sorge erster Ärger breit. »Wir gehen jetzt alle ins Bett …«
    »Es ist kein Spiel! Anne hat meine Hochzeit zerstört! Dazu hat sie kein Recht!«
    Die Eltern schauen sich an. Der Vater ist echt böse. Hochzeit? Wegen so einer Kinderei wird er mitten in der Nacht geweckt. Pubertierende Mädchen sind wirklich anstrengend und dann noch zwei gleichzeitig.
    »Ist ja gut! Alles wird gut!« Die Mutter dagegen fällt in den beruhigenden Tonfall zurück, den sie immer benutzt hat, wenn die Zwillinge sich als Kinder wegen eines Spielzeugs gestritten haben. »Natürlich darf sie deine Hochzeit nicht zerstören. Morgen wird sie sich dafür entschuldigen. Und nun gehen wir alle wieder ins Bett und schlafen.«
    Sie begleitet die schluchzende Marie aufs Zimmer, wartet,bis sie im Bett liegt, und deckt sie zu. Marie lässt alles mit sich machen, sie wartet nur auf den Moment, in dem die Mutter endlich das Zimmer verlässt.
    Dann steht sie leise wieder auf und schleicht sich zu Annes Tür. Sie drückt die Klinke. Immer noch verschlossen. Marie horcht, kein Laut dringt aus dem Zimmer, das Schlüsselloch ist verstopft.
    Zitternd vor Wut holt Marie aus ihrem Zimmer das Foto vom Schulabschluss und schleicht sich in den Hobbykeller. Und während Marie unten im Keller das Bild ihrer Schwester durch gut gezielte Pfeilspitzen zerstört, beendet Anne oben in ihrem Zimmer an Maries Laptop die Beziehung von Arabella Aria zu Tarao mit den Worten: »Verpiss dich, du perverser Freak!« Dann loggt sie sich aus und klappt den Laptop zu.
    Schlafen aber kann auch sie nicht. Sie liegt wach und denkt nach: über Marie und Lirim und über sich. Schließlich steht sie auf und geht in Maries Zimmer. Erschrocken stellt sie fest, dass deren Bett leer ist.
    Auf der Suche nach der Schwester hört sie Geräusche aus dem Keller. Im Hobbyraum findet sie Marie, öffnet leise die Tür, sieht, wie sie einen Pfeil nach dem anderen wirft, sieht ihr Gesicht, das auch Maries Gesicht ist, von Treffern zerschnitten.
    Sie sieht die Wut in Maries Gesicht, eine Wut, die sie gut verstehen kann. Sie geht auf Marie zu, nimmt ihr den Pfeil aus der Hand und zielt auf das Papiergesicht. Wippend landet ihr Pfeil mitten auf der Stirn.
    Dann nimmt sie Marie auch die restlichen Pfeile aus der Hand und legt sie beiseite: »Wir müssen reden.« Sie zieht die Schwester auf das alte Sofa, das in einer Ecke steht.
    Eine Weile sitzen sie schweigend da.
    »Warum hast du mir nie von Lirim erzählt?«, fragt Anneschließlich. »Wenn ich auch nur geahnt hätte, dass du ihn magst, dann hätte ich niemals mit ihm rumgemacht.«
    »Aber du musst es gewusst haben, weil er dich doch Marie genannt hat.«
    »Ich dachte, dass er dich irgendwo mal getroffen haben musste, irgendwo im Camp oder wo auch immer. Aber dass du dich ihn verliebt hast, woher sollte ich das wissen?«
    »Es war an dem
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