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Second Face

Second Face

Titel: Second Face
Autoren: Carolin Philipps
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Wochenende, als du in Hamburg warst. Und dann warst du so traurig nach Kais Verrat.«
    Nun endlich erzählt sie Anne die ganze Geschichte.
    Anne schweigt. »Da will ich mich an den Männern rächen und mache das ausgerechnet mit dem, in den du dich verliebt hast.«
    Dann erzählt Anne, dass sie sich Sorgen um Marie gemacht hat, weil sie immer alleine in ihrem Zimmer hockte. Anfangs habe sie nicht gewusst, was die Schwester im Internet machte. Dass etwas faul ist, hat sie erst an dem Tag geahnt, als Marie vergessen hat, den kleinen Puk zu versorgen. Wenn Marie das Fohlen vernachlässigt, ist sie entweder krank oder hat ein Problem, hat sie sich gedacht. Und seitdem sie Marie neulich überrascht hat mit der Spielfigur, die aussah wie Lirim, hat sie sich richtig Sorgen gemacht.
    »Ich werde zu Lirim gehen und ihm alles erklären«, sagt Anne. »Ich werde ihm sagen, dass ich ganz alleine Schuld habe und du nichts damit zu tun hast. Dann …«
    Marie hält ihrer Schwester den Mund zu. »Ich war schon bei ihm. Er will einfach nicht zuhören. Er hat mir nicht geglaubt und mich weggeschickt. Und dann war ich noch mal auf dem Jugendhof. Ich wollte seine Handynummer haben. Aber der Leiter hat gesagt, Lirims Semester hat angefangen. Er kommt erst in ein paar Monaten zurück. Im nächsten Frühling. Bis dahin hat er mich vergessen.«
    »Ich habe seine Handynummer. Er hat sie mir gegeben, dahat er noch geglaubt, ich wäre du. Es tut mir so leid, Marie. Wenn du willst …«
    Marie schüttelt den Kopf. »Warum sollte er mir jetzt auf einmal glauben? Ich hab ihn auch schon fast vergessen.«
    Das ist eine dicke Lüge, das weiß sie selber, genauso wie die Schwester das weiß.
    Sie ist froh, dass Anne kein Wort sagt. Schweigend sitzen sie nebeneinander und halten sich fest im Arm.
    Auf einmal fängt Anne an zu kichern. »Du bist nun eine verheiratete Frau, stell dir das mal vor. Dabei wollten wir immer eine Doppelhochzeit.«
    Richtig, das hat Marie ganz vergessen. Sie ist verheiratet mit Tarao, der aussieht wie Lirim.
    »Aber das bin doch nicht ich. Es ist nur Arabella.«
    »Schlimm genug! Wer weiß, was für ein Typ sich hinter Tarao verbirgt. Und stell dir vor, ich hätte nicht ausgeschaltet. Dann lägst du jetzt mit ihm auf dem Hochzeitsbett und ihr würdet…«
    Marie hält ihrer Schwester den Mund zu. »Nicht aussprechen! Mir ist schon bei der Vorstellung übel.«
    Anne streichelt zärtlich über Maries Backe. Sie legt den Arm um die Schwester und eng aneinandergekuschelt sitzen sie da, schlafen irgendwann ein und wachen auf, als ihre Mutter, gefolgt vom Vater ins Zimmer stürmt: »Ach, da seid ihr ja! Wir haben euch im ganzen Haus gesucht! Na, das war eine Nacht!«
    »Wiederholung unerwünscht!«, ergänzt der Vater gähnend, aber doch glücklich, dass der Streit zwischen seinen Töchtern offensichtlich beendet ist.

19
    An der Bushaltestelle stehen Anne und Marie an diesem Morgen halb schlafend nebeneinander. Beide fürchten sich vor dem Mathetest, der nach der kurzen Nacht noch ungelegener kommt als ohnehin schon.
    »Wer hat euch denn plattgemacht?«, werden sie von Tom im Bus begrüßt. »Oder habt ihr den Schminktopf verlegt?«
    Anne hat nur ein müdes Lächeln für ihn übrig, Marie dagegen schaut ihn erstaunt an. Hat er »ihr« gesagt? Dass er Anne jeden Morgen beleidigt, ist schon fast Tradition, und alle würden sich wundern, wenn er sie ohne coolen Spruch davonkommen ließe. Mit Marie dagegen versteht er sich doch gut, auch wenn niemand von den anderen ahnt wie gut.
    Erst vor einer Woche ist sie noch mit ihrem Laptop bei ihm zu Hause gewesen, weil ihr Computer aus unerfindlichen Gründen immer wieder abstürzte. Tom hat den Fehler innerhalb von Minuten gefunden und behoben und sie mit den Worten verabschiedet: »Wann immer du ein Problem hast, kannst du kommen, aber bitte ohne die Drama-Queen.«
    Was also ist mit ihm los?
    In der großen Pause wartet er auf sie. »Tut mir leid, dass ich dich im Bus so angemacht habe. Hab schlecht geschlafen.«
    »Zu lange in SL unterwegs gewesen?«, fragt Marie mit einem frechen Grinsen und ist etwas verwundert über sein verlegenes Lächeln. »Warum treffen wir uns da eigentlich nie?«
    »Also ich … Ich bin da zurzeit nur ganz selten. Ich muss ziemlich viel lernen. Aber ich habe deine Plakate gesehen. Arabella – die Dancing Queen. Du hast ziemlich schnell eine erstaunliche Karriere gemacht.«
    Nun wird Marie ein wenig verlegen. Vielleicht ist es doch keine gute Idee, Tom als
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