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Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition)
Autoren: Steffi von Wolff
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die seit ein paar Tagen wieder da war und auch noch etwas bleiben würde. Sie kniff Jan ununterbrochen in den Arm vor Aufregung.
    Gleich würde es losgehen. Jens kam und setzte sich zu ihnen. Er hatte sich während der Staffel rargemacht, hatte sich um seine Musik gekümmert und sich ansonsten aus allem rausgehalten.
    «Ist nicht so mein Ding» war seine Meinung.
    «Na», sagte Fridtjof. «Alles klar so weit?»
    Jens grinste. «Alles klar, aber so was von klar. Yo, yo, yo.»
    «Dann ist’s ja gut», sagte Fridtjof.
    Vorne wurde es unruhig.
    Fiffi begann mit der Moderation und klatschte in die Hände.
    «Meine Güte, wie werde ich das vermissen», sagte Vanessa leise. «Ich werde nie mehr Klatschen hören können, ohne an sie denken zu müssen.»
    «Heute geht es um die Wurst beziehungsweise darum, wer unser
Face of the year
wird», erklärte Fiffi. Sie sah umwerfend aus in einem Kleid von Jérôme, der sich hier mal Mühe gegeben hatte. Es war voller kleiner strahlender Pailletten und in verschiedenen Grüntönen gehalten, es sah aus, als würden sich Schlingpflanzen um Fiffi ranken. «Yo men», sagte Jens und wackelte zu imaginärer Musik mit dem Kopf.
    «Pscht», machte Vanessa.
    «Das wird lustig», sagte Jens.
    «Was macht er überhaupt hier?», fragte sie Fridtjof. «Jens interessiert sich für so was doch überhaupt nicht.»
    «Der
Hummerkorb
hat heute Abend zu, keine Frau will mit ihm Mobo fahren, wo soll er denn hin?», fragte der zurück. «Bevor ich alleine vor der Glotze hocke, bin ich auch lieber hier.»
    «Nicht wegen mir?»
    «Doch, natürlich auch wegen dir.»
    «Lass uns jetzt mal weiter zuhören», sagte Fridtjof, und Jens nickte und war still.
    «Ihr konntet euch im Lauf der Woche nun alle ein Bild von sämtlichen Mädels machen», jubilierte Fiffi auf der Bühne und wollte in die Hände klatschen, was aber nicht ging, weil sie ein Mikro in einer Hand hielt. «Ich habe mir natürlich auch Notizen gemacht, bewertet und so weiter, und das wird auch im Zusammenschnitt gleich gezeigt. Jetzt seid ihr gefragt!» Sie strahlte in die Kamera. «Auf euch kommt es an, ihr entscheidet, wer
Face of the year
wird. Ja, ihr! Ihr habt unsere Mädchen in verschiedenen Situationen erleben können. Aber was ihr nicht gesehen habt – und was meine Mädels auch nicht wussten …» Sie machte eine Kunstpause und schloss dabei die Augen, während die Zuschauer in der Jugendherberge wie irre klatschten und jubelten.
    «Ach ja, ach ja, was die alles nicht wussten», trällerte Jens vor sich hin, und Vanessa hatte nun wirklich das Gefühl, dass er einen Schlag hatte. Sonst redete er kaum ein Wort und spielte nur seine dämlichen Lieder, die keiner hören wollte, oder er raste mit den Booten auf der Nordsee herum.
    «Wir haben unsere Mädchen
heimlich
gefilmt», sagte Fiffi nun augenzwinkernd. «Natürlich nicht so, wie ihr jetzt denkt, ihr kleinen Racker. Nein, wir haben sie gefilmt, wie sie miteinander geredet haben, miteinander umgegangen sind. Ob sie hilfsbereit waren, freundlich, ob sie sich benehmen konnten, wie sie in ihrer unbeobachteten Freizeit agiert haben, all das haben wir aufgenommen.»
    «Moment mal», sagte da einer der Presse-Fuzzis. «Ist das überhaupt rechtens?»
    «Unsere Justitiare haben alles geprüft», erklärte Fiffi. «Es wird keine Menschenwürde oder so verletzt, alles geht mit rechten Dingen zu.»
    Die Mädels wurden unruhig.
    «Haben die mich dabei gefilmt, wie ich in der Nase gebohrt habe?», fragte Leilani die anderen entsetzt.
    «Oder wie ich gesungen habe?», fragte Sinditt. «Ich singe so gern, wenn ich mich unbeobachtet fühle, aber ich kann es gar nicht. Das hört sich an, als würde man mit Fingernägeln über eine Tafel kratzen.»
    Vorne erzählte Fiffi etwas von Werten und Charaktereigenschaften, dann wurde der Film abgespielt, und Millionen von Fernsehzuschauern saßen nun am Bildschirm und sahen gespannt zu.
    Jens drehte sich stolz zu den anderen um. «Da habe ich mitgeholfen. Ich glaub, ich schule bald um zum Kameraassistenten. Hat voll Spaß gemacht.»
    Jetzt war allen klar, warum er heute hier war.
    «Oh», sagte Barbie bewundernd. «Dann kann ich ja die Kneipe machen.»
    «Die können wir doch auch weiter zusammen machen.» Jens schaute sie an, wie er sie noch nie angeschaut hatte. «Wir könnten … überhaupt mal was zusammen machen.»
    «Das fände ich toll.» Barbie wurde rot.
    ‹Wieder ein Problem gelöst›, dachte Vanessa. ‹Und Jens dachte, er kriegt keine Frau. Dabei
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