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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger
Autoren: Steven Erikson
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sich.
    Barathol sah, dass der Mann, neben dem sie kniete, ausgeweidet worden war. Nulliss schob seine Gedärme wieder zurück in den Bauch. »Um des Vermummten willen, Frau«, knurrte der Schmied, »lass ihn in Ruhe. Er ist erledigt. Du hast seine Bauchhöhle mit Dreck gefüllt – «
    »Kochendes Wasser ist unterwegs«, fuhr sie ihn an. »Ich habe vor, den Bauchraum auszuwaschen.« Sie wies mit einem Nicken auf die zuckende Frau. »Der da wurde die Schulter durchbohrt, und jetzt kommt sie nieder.«
    »Sie kommt nieder? Bei den Göttern hienieden. Hör zu, Nulliss: Kochendes Wasser wird nicht ausreichen, es sei denn, du willst seine Leber fürs Abendessen kochen – «
    »Geh zurück zu deinem verdammten Amboss, du hirnloser Affe! Es war ein sauberer Schnitt – ich habe gesehen, was Eber mit ihren Hauern anrichten können, und das war viel schlimmer.«
    »Der Schnitt mag anfangs sauber gewesen sein – «
    »Ich habe gesagt, dass ich vorhabe, ihn sauber zu machen! Aber wir können ihn nicht zum Dorf tragen, so lange seine Eingeweide hinter ihm herschleifen, oder?«
    Ratlos blickte Barathol sich um. Er wollte irgendetwas umbringen. Ein schlichter Wunsch, aber er wusste bereits jetzt, dass er sich nicht in die Tat umsetzen lassen würde, und das verdüsterte seine Stimmung noch mehr. Er ging zu dem dritten Körper. Ein alter Mann, über und über tätowiert und ohne Hände – die T’lan Imass hatten ihn in Stücke gehauen. Sieh an. Er war ihr Ziel. Die anderen waren einfach nur im Weg. Und darum war es ihnen egal, ob sie überleben oder sterben würden. Wohingegen dieser arme Kerl kaum toter sein konnte.
    Nach einem kurzen Augenblick machte Barathol sich zu dem letzten Opfer auf, das er sehen konnte. Vom Weiler her näherten sich noch mehr Leute, zwei von ihnen trugen Decken und Lumpen. Storuk, Fenar, Hayrith, Stuk – sie alle wirkten irgendwie klein, geschrumpft und bleich vor Angst. Nulliss rief schon wieder Anweisungen.
    Vor ihm lag eine Art Dämon, dem auf der einen Seite seines Körpers beide Gliedmaßen abgetrennt worden waren. Viel Blut war nicht geflossen, wie er bemerkte, aber im Augenblick ihres Todes schien etwas Seltsames die Kreatur befallen zu haben. Sie sah … entleert aus, als hätte das Fleisch unter der Haut begonnen sich aufzulösen, zu nichts zu verschwinden. Die merkwürdigen Augen waren bereits ausgetrocknet und zersprungen.
    »Schmied! Hilf mir, den hier hochzuheben!«
    Barathol ging zurück.
    »Auf die Decke. Storuk, du und dein Bruder, ihr geht an das Ende. Jeder nimmt eine Ecke. Fenar, du kommst mit mir an das andere Ende – «
    Hayrith, die beinahe so alt wie Nulliss war, hatte die Arme voller Lumpen. »Und was ist mit mir?«, fragte sie.
    »Setz dich zu der Frau. Stopf ein Stück Stoff in die Wunde – wir werden sie später nähen, es sei denn, die Geburt macht Probleme – «
    »Wenn ich mir ansehe, wie viel Blut sie verloren hat«, sagte Hayrith und kniff die Augen zusammen, »wird sie die Geburt wahrscheinlich nicht überleben.«
    »Vielleicht. Setz dich erst mal einfach nur zu ihr. Halte ihre verdammte Hand und rede mit ihr, und – «
    »Ja, ja, Hexe, du bist nicht die Einzige hier, die über all diese Dinge Bescheid weiß.«
    »Gut. Dann mach.«
    »Du hast doch nur auf so etwas gewartet, was?«
    »Sei still, du euterlose Kuh.«
    »Königin Nulliss, die Hohepriesterin der Gemeinheit.«
    »Schmied«, knurrte Nulliss, »verpass ihr eins mit deiner Axt, ja?«
    Vor sich hin zischelnd schlurfte Hayrith davon.
    »Hilf mir«, sagte Nulliss zu ihm. »Wir müssen ihn jetzt hochheben.«
    Es schien eine sinnlose Aufgabe, aber er tat, wie ihm geheißen, und war überrascht, als sie sagte, dass der junge Mann immer noch lebte, nachdem sie ihn auf die Decke gelegt hatten.
    Während Nulliss und die anderen ihn wegtrugen, ging Barathol zurück zu dem in Stücke gehauenen Leichnam des alten, tätowierten Mannes und hockte sich neben ihn. Was er vorhatte, war unangenehm, aber möglicherweise konnte er anhand der Besitztümer des Toten etwas über den alten Mann erfahren. Er drehte den Leichnam auf den Rücken, dann hielt er inne und starrte in die leblosen Augen hinunter. Katzenaugen. Mit neu erwachtem Interesse musterte er die Tätowierungen genauer und lehnte sich dann langsam auf die Fersen zurück.
    Erst jetzt bemerkte er all die toten Fliegen. Sie bedeckten auf allen Seiten den Boden, mehr Fliegen als er jemals zuvor gesehen hatte. Barathol stand wieder auf, ging zurück zu dem toten
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