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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger
Autoren: Steven Erikson
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vorsichtig und sanft ab. Draußen vor dem Eingang herrschte eine unergründliche Stille. Hier im Raum war Weinen zu hören, gedämpftes, verzweifeltes Weinen.
    »Wird er es überleben?«
    Der Tiste Edur zuckte zusammen und blickte auf. »Cotillion. Ihr habt gesagt, Ihr würdet Hilfe schicken. War er das?«
    Der Gott nickte.
    »Er hat nicht genügt.«
    »Das weiß ich.«
    »Und wen hättet Ihr als Nächstes geschickt?«
    »Ich wäre selbst gekommen, Trull Sengar.«
    Oh. Er blickte wieder auf den bewusstlosen Magier hinunter. »Die Eres’al … sie hat getan, was niemand anders tun konnte.«
    »So sieht es aus.«
    »Ich nehme an, dass Ihr nicht mit ihr gerechnet habt.«
    »Ganz und gar nicht, Trull. Nichtsdestotrotz ist es bedauerlich, dass ihre heilende Macht nicht bis in diesen Raum gelangt ist.«
    Der Tiste Edur runzelte die Stirn, blickte dann erneut zu dem Gott auf. »Was meint Ihr damit?«
    Cotillion konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Onrack. In eben diesem Augenblick erhebt er sich. Mehr oder weniger geheilt. Ich glaube, sie hat Mitgefühl mit ihm …«
    »Und wer hat Mitgefühl mit uns?«, wollte Trull wissen. Er drehte den Kopf zur Seite und spuckte blutig aus.
    Der Gott antwortete nicht.
    Der Tiste Edur ließ sich in eine schlaffe, sitzende Position zurücksinken. »Es tut mir leid, Cotillion. Ich weiß nicht, ob Ihr das verdient habt. Wahrscheinlich nicht.«
    »Es war eine ereignisreiche Nacht«, sagte der Gott. Er seufzte.
    »So ist es immer mit Konvergenzen. Ich habe dich vorhin schon gefragt: wird der Schnelle Ben überleben?«
    Der Schnelle Ben, Trull nickte. »Ich glaube schon. Die Wunden haben aufgehört zu bluten.«
    » Ich habe Schattenthron gerufen. Es wird Heilung geben.«
    Trull Sengar blickte dorthin, wo Panek neben seiner Mutter – neben einer seiner Mütter – hockte. »Schattenthron sollte sich lieber beeilen, sonst werden diese Kinder wieder alle zu Waisen.«
    Ein scharrendes Geräusch vom Eingang her, und dann kam Onrack herangeschlurft.
    »Trull Sengar.«
    Er nickte, brachte irgendwie ein schiefes Lächeln zustande. »Onrack. Es sieht so aus, als wären wir beide – du und ich – dazu verflucht, unser armseliges Dasein noch ein bisschen länger auszudehnen.«
    »Ich bin erfreut.«
    Ein paar Herzschläge lang sprach niemand ein Wort, dann sagte Onrack: »Lebensstehler ist fort. Sie haben ihn mitgenommen, zurück durch das Portal geschafft.«
    Cotillion stieß ein wütendes Zischen aus. »Die verdammten Namenlosen! Sie werden es wohl nie lernen!«
    Trull starrte Onrack an. »Mitgenommen? Er lebt? Warum-wie? Mitgenommen?«
    Doch die Antwort, auf die er wartete, kam von Cotillion: »Icarium – Lebensstehler – ist ihre beste Waffe, Trull Sengar. Die Namenlosen haben vor, ihn deinem Bruder, dem Imperator von Lether, entgegenzustellen.«
    Als die Erkenntnis endlich in Trulls vor Erschöpfung benommenen Geist sickerte, schloss er die Augen. Oh nein, bitte nicht … »Ich verstehe. Und was wird dann geschehen, Cotillion?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand weiß das. Noch nicht einmal die Namenlosen, obwohl sie das niemals zugeben würden, arrogant wie sie sind.«
    Ein Aufschrei von Panek erweckte ihre Aufmerksamkeit – dort drüben war auf einmal Schattenthron, beugte sich über Minala und legte ihr eine Hand auf die Stirn.
    Trull spuckte noch einmal aus – seine Mundhöhle war wund –, dann gab er einen undefinierbaren Laut von sich und blinzelte zu Cotillion hoch. »Ich werde hier nicht mehr kämpfen«, sagte er. »Onrack auch nicht und ebenso wenig diese Kinder. Cotillion, bitte – «
    Der Gott wandte sich ab. »Natürlich, Trull Sengar.«
    Trull schaute Cotillion hinterher, wie er durch den Eingang schritt, und dabei fiel sein Blick einmal mehr auf den Leichnam von Ahlrada Ahn. Als Schattenthron zum Schnellen Ben kam, stand Trull auf und ging dorthin, wo sein Freund lag. Ahlrada Ahn. Ich verstehe dich nicht – ich habe dich nie verstanden. Aber ich danke dir trotzdem. Ich danke dir …
    Er trat an den Eingang und schaute nach draußen, und er sah Cotillion, den Schutzpatron der Assassinen, den Gott, auf einem großen Stein sitzen, der sich von der Felswand gelöst hatte – er sah ihn dasitzen, ganz allein, den Kopf in die Hände gestützt.

Epilog
     
    Auf einer Reise durch die Ödnis fand ich einen Gott,
    er kniete und stieß seine Hände in den Sand,
    wieder und wieder, und jedes Mal hob er sie,
    um die leblosen Körner zu betrachten, die herabrieselten.
     
    Ich stieg von
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