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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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knappe Botschaft, die sie die Stirn runzeln ließ.
    »Na gut, mein Junge – beschreibe mir den Mann, der dir das hier gegeben hat.«
    »Das kann ich nicht.«
    Hellian warf einen Blick zurück auf die vier Wachen, die hinter ihr an der Straßenecke standen. Einer der Männer trat hinter den Jungen, packte ihn mit einer Hand am Rückenteil seiner zerlumpten Tunika und hob ihn hoch. Ein kurzes Schütteln.
    »Na, hat das deine Erinnerungen ein bisschen gelockert?«, fragte Hellian. »Ich hoffe es, denn ich werde nichts bezahlen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern! Ich habe ihm genau ins Gesicht gesehen, Sergeant! Nur … ich kann mich nicht erinnern, wie es ausgesehen hat!«
    Sie musterte den Jungen ein, zwei Herzschläge lang, brummte dann etwas Unverständliches und drehte sich um.
    Der Wächter setzte den Jungen wieder ab, ließ ihn aber nicht los.
    »Lass ihn gehen, Urb.«
    Der Junge machte, dass er wegkam.
    Mit einer unbestimmten Handbewegung forderte sie ihre Leute auf, ihr zu folgen, und setzte sich in Bewegung.
    Das Septarchenviertel war das friedlichste Viertel der Stadt, was allerdings nichts mit besonderem Eifer von Seiten Hellians zu tun hatte. Hier gab es kaum Gebäude, in denen irgendwelche Geschäfte gemacht wurden; stattdessen dienten die vorhandenen Häuser als Heim für die Akolythen und das Personal der gut ein Dutzend Tempel, die die Hauptstraße des Viertels beherrschten. Diebe, die am Leben bleiben wollten, bestahlen keine Tempel.
    Sie führte ihren Trupp auf die breite Straße, wobei ihr einmal mehr auffiel, wie baufällig viele Tempel mittlerweile waren. Die Paraltspinnen liebten die verschnörkelte Architektur und die Kuppeln und die kleineren Türme, und es schien, als würden die Priester den Kampf verlieren. Leere, zerfetzte Chitinpanzer knisterten und knirschten bei jedem Schritt unter ihren Stiefelsohlen.
    Früher hätte die erste Nacht von IstraPfennidahn – die gerade vergangen war – im Zeichen eines die ganze Insel umfassenden Fests gestanden, mit Opfern aller Arten für Kartools Schutzgöttin D’rek, den Wurm des Herbstes, und der Halbdrek, der Erzpriester des Großen Tempels, hätte eine Prozession durch die Stadt geführt, auf einem Teppich aus fruchtbarem Abfall, wäre barfuß durch von Maden und Würmern wimmelnde Reste gestapft. Kinder hätten lahme Hunde die Straßen entlanggejagt und diejenigen gesteinigt, die sie in eine Ecke treiben konnten, und dabei hätten sie den Namen ihrer Göttin geschrien. Zum Tode verurteilten Verbrechern hätte man öffentlich die Haut abgezogen und die Knochen gebrochen, und dann wären die unglücklichen Opfer in Gruben geworfen worden, in denen es von aasfressenden Käfern und roten Feuerwürmern wimmelte, die sie binnen vier oder fünf Tagen verzehrt hätten.
    All dies war natürlich gewesen, bevor die Malazaner die Insel erobert hatten. Das Hauptziel des Imperators war der Kult von D’rek gewesen. Er hatte begriffen, dass der Große Tempel das Zentrum von Kartools Macht war, und dass die Priester und Priesterinnen D’reks unter der Führung des Halbdrek die Meisterzauberer der Insel gewesen waren. Und so war es kein Zufall, dass in dem nächtlichen Gemetzel, das der Seeschlacht und der anschließenden Invasion vorangegangen war – eine Aktion, die der berüchtigte Tanzer und Hadra, die Meisterin der Klaue geplant und durchgeführt hatten die Zauberer des Kults vollständig ausgelöscht worden waren, einschließlich des Halbdrek. Denn der Erzpriester des Großen Tempels hatte seine Position erst vor kurzem durch eine Art Handstreich errungen, und der vertriebene Rivale war niemand anderer als Tayschrenn gewesen, der zum damaligen Zeitpunkt neue Hohemagier des Imperators.
    Hellian kannte die Feierlichkeiten nur aus Geschichten, denn sie waren für gesetzeswidrig erklärt worden, sobald die malazanischen Eroberer den imperialen Mantel über die Insel ausgebreitet hatten, doch man hatte ihr oft genug von jenen ruhmreichen Tagen vor langer Zeit erzählt, als Kartool sich auf dem Gipfel der Zivilisation befunden hatte.
    Am gegenwärtigen schäbigen Zustand waren die Malazaner schuld, darin waren sich alle einig. Der Herbst war tatsächlich auf der Insel und bei ihren mürrischen Bewohnern angekommen. Schließlich war mehr als nur der Kult von D’rek zerschlagen worden. Die Sklaverei war abgeschafft, die Hinrichtungsgruben waren gesäubert und dauerhaft versiegelt worden. Es gab sogar ein Gebäude, in dem ein paar fehlgeleitete Altruisten lebten,
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