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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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die lahme Hunde bei sich aufnahmen.
    Sie gingen am bescheidenen Tempel der Königin der Träume und dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite kauernden, höchst verhassten Tempel der Schatten vorbei. Einst waren auf Kartool nur sieben Götter erlaubt gewesen – sechs, die D’rek untergeordnet waren –, daher auch der Name des Viertels. Soliel, Poliel, Beru, Brand, der Vermummte und Fener. Seit der Eroberung waren weitere hinzugekommen: die beiden Vorgenannten, sowie Dessembrae, Togg und Oponn. Und der Große Tempel von D’rek, immer noch das größte Gebäude der Stadt, war auf höchst erbärmliche Weise baufällig.
    Der Mann, der vor den breiten, zum Eingang hinaufführenden Stufen stand, trug die Kleidung eines malazanischen Seemanns – verblichenes, wasserdichtes Leder und ein abgetragenes Hemd aus dünnem, ausgefranstem Leinen. Seine langen, schwarzen Haare waren zu einem schlichten, schmucklosen Zopf geflochten, der ihm bis auf den Rücken hing. Als er sich umdrehte – vielleicht, weil er bemerkt hatte, dass jemand kam blickte Sergeant Hellian in das Gesicht eines Mannes mittleren Alters mit gleichmäßigen, freundlichen Zügen; nur seine Augen waren irgendwie merkwürdig, hatten etwas Fiebriges.
    Hellian holte tief Luft, um ihre alkoholgetränkten Gedanken zu klären, und streckte ihm dann das Pergament entgegen. »Das hier kommt von Euch, nehme ich an?«
    Der Mann nickte. »Ihr seid die Kommandantin der Garde in diesem Viertel?«
    Sie lächelte. »Ich bin Sergeant Hellian. Der Hauptmann ist letztes Jahr an einem abgefaulten Fuß gestorben. Wir warten immer noch auf Ersatz.«
    Seine Brauen hoben sich, was ihm einen sehr ironischen Gesichtsausdruck verlieh. »Keine Beförderung, Sergeant? Also nimmt man anscheinend an, dass ein Hauptmann vor allem nüchtern zu sein hat.«
    »In Eurer Nachricht steht, dass es Ärger beim Großen Tempel gibt«, sagte Hellian, ohne auf die unverschämten Worte des Mannes einzugehen. Sie drehte sich um und musterte das riesige Gebäude. Die Doppeltüren waren geschlossen, wie sie stirnrunzelnd feststellte. Das war – ausgerechnet an diesem Tag – noch nie vorgekommen.
    »Ich nehme es an, Sergeant«, sagte der Mann.
    »Seid Ihr gekommen, um D’rek Euren Respekt zu bezeugen?«, fragte Hellian, während trotz des Alkoholschleiers ein leichtes Unbehagen in ihr aufstieg. »Sind die Türen verschlossen? Wie heißt Ihr, und wo kommt Ihr her?«
    »Ich heiße Banaschar, und ich komme von der Insel Malaz. Wir sind heute Morgen hier angekommen.«
    Ein Grunzen von einer der Wachen hinter ihr erklang, und Hellian dachte nach. Dann betrachtete sie Banaschar genauer. »Mit dem Schiff? Um diese Jahreszeit?«
    »Wir sind so schnell wie möglich gekommen. Sergeant, ich fürchte, wir müssen die Türen des Großen Tempels aufbrechen.«
    »Warum nicht einfach klopfen?«
    »Das habe ich versucht«, erwiderte Banaschar. »Aber es kommt niemand.«
    Hellian zögerte. Die Türen des Großen Tempels aufbrechen? Dafür wird die Faust meine Titten in einer Bratpfanne rösten.
    »Da liegen tote Spinnen auf den Stufen«, sagte Urb plötzlich.
    Sie drehten sich um.
    »Beim Segen des Vermummten«, murmelte Hellian, »und zwar jede Menge.« Sie war jetzt neugierig geworden und trat näher. Banaschar folgte ihr, und nach einem kurzen Augenblick tat ihr Trupp es ihm gleich.
    »Sie sehen …« Sie schüttelte den Kopf.
    »… zerfallen aus«, sagte Banaschar. »Als ob sie verwesen. Sergeant, die Tür, bitte.«
    Sie zögerte immer noch. Ihr kam ein Gedanke, und sie starrte den Mann düster an. »Ihr habt gesagt, Ihr seid so schnell wie möglich hierhergekommen. Warum? Seid Ihr ein Akolyth von D’rek? – Nein, so seht Ihr nicht aus. Was hat Euch hergeführt, Banaschar?«
    »Eine Vorahnung, Sergeant. Ich war … vor vielen Jahren … D’rek-Priester. Im Jakatakan-Tempel auf der Insel Malaz.«
    »Eine Vorahnung … und dann macht Ihr Euch gleich auf den Weg nach Kartool? Haltet Ihr mich für eine Närrin?«
    In den Augen des Mannes blitzte es wütend auf. »Ganz offensichtlich seid Ihr zu betrunken, um zu riechen, was ich riechen kann.« Er warf einen Blick auf die Wachen. »Habt ihr die gleiche Schwäche wie euer Sergeant, bin ich hier auf mich allein gestellt?«
    Urb runzelte die Stirn. »Sergeant, ich glaube, wir sollten diese Türen eintreten«, sagte er dann.
    »Dann macht es, verdammt!«
    Sie schaute zu, wie ihre Wachen auf die Tür einschlugen. Der Lärm sorgte dafür, dass sich rasch eine Menge
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