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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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Ausdruck in seinem Gesicht. »Das stimmt doch, oder? Sag mir, dass es so ist, verdammt.«
     
    Vor vielleicht einhundert Jahren hatte ein Blitz den großen Guldindhabaum getroffen. Das weiße Feuer war wie ein Speer durch sein Herzholz gefahren und hatte den alten Stamm weit aufgerissen. Die geschwärzten Brandspuren waren in der Wüstensonne längst verblichen, die Tag um Tag auf den wurmzerfressenen Stamm herabgebrannt hatte. Die Rinde hatte sich in großen Stücken abgeschält und lag als dicke Schicht auf den freiliegenden Wurzeln, die sich wie ein gewaltiges Netz um die Hügelkuppe wanden.
    Der ehemals kreisrunde, jetzt aber missgestaltete Erdhügel beherrschte die ganze Senke. Er stand allein, eine vollkommen absichtliche Insel inmitten einer willkürlichen, zufälligen Landschaft. Unter den wild übereinanderliegenden Felsblöcken, der sandigen Erde und den sich schlängelnden toten Wurzeln war der Schlussstein, der einst ein von Steinplatten begrenztes Begräbniszimmer geschützt hatte, geborsten und dann nach unten gestürzt, hatte den Hohlraum unter ihm verschlungen und ein gewaltiges Gewicht auf den Leichnam gebracht, der in dem Hügel begraben war.
    Dass Erschütterungen von Schritten bis zu jenem Leichnam hinunterdrangen, geschah so selten – vielleicht ein Dutzend Mal in den vergangenen, zahllosen Jahrtausenden dass die lange schlafende Seele erwachte und sich dann auf eindringliche Weise gewärtig wurde, dass die Schritte nicht von einem Paar Füße, sondern von einem Dutzend stammten, die die steilen, unwegsamen Hänge heraufstiegen und sich schließlich um den zerborstenen Baum versammelten.
    Der Strang aus Schutzzaubern, der die Kreatur umgab, war verzerrt und verdreht, doch die vielschichtig in ihn hineingewobene Macht ungebrochen. Derjenige, der die Kreatur in dieses Gefängnis gesperrt hatte, war gründlich gewesen, hatte entschiedene, dauerhafte Rituale geschaffen, von Blut gezeichnet und vom Chaos genährt. Diese Schutzzauber sollten für immer halten.
    Doch solche Absichten waren dünkelhaft und gründeten auf der fehlerhaften Annahme, dass die Sterblichen eines Tages ohne Bosheit sein würden, ohne Verzweiflung. Dass die Zukunft ein sichererer Ort als die brutale Gegenwart sein würde und dass alles, was einmal vergangen war, nie wieder auftauchen würde. Den zwölf schlanken Gestalten, die in zerfetzte, fleckige Leinenstoffe gehüllt waren – die Köpfe von Kapuzen verdeckt, die Gesichter hinter grauen Schleiern verborgen –, waren sich der Risiken vollauf bewusst, die es mit sich brachte, zu überstürzten Handlungen gezwungen zu sein. Doch leider war ihnen auch bewusst, was Verzweiflung war.
    Allen war es bestimmt, bei dieser Zusammenkunft zu sprechen, wobei die Reihenfolge durch die miteinander in Beziehung stehenden Positionen verschiedener Sterne, Planeten und Sternbilder bestimmt wurde, die zwar am blauen Himmel alle nicht zu sehen waren, deren Standorte jedoch nichtsdestotrotz bekannt waren. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, verstrich ein langer Augenblick der Stille, dann sprach der erste der Namenlosen.
    »Einmal mehr stehen wir dem Unumgänglichen gegenüber. Dies sind die Muster, die vor langer Zeit vorausgesehen wurden, und die deutlich machen, dass alle unsere Mühen vergeblich waren. Im Namen des Mockra-Gewirrs beschwöre ich das Ritual der Befreiung.«
    Bei diesen Worten spürte die Kreatur im Innern des Hügelgrabs plötzlich ein Krachen, und das erwachte Bewusstsein erinnerte sich daran, wer es war. Sein Name war Dejim Nebrahl. Geboren am Vorabend des Untergangs des Ersten Imperiums, als die Straßen der Stadt gebrannt hatten und Schreie von pausenlosem Gemetzel gekündet hatten. Denn die T’lan Imass waren gekommen.
    Dejim Nebrahl, der in das gesamte Wissen hineingeboren worden war, ein Kind mit sieben Seelen, das blutverschmiert und zitternd aus dem auskühlenden Leichnam seiner Mutter geklettert war. Ein Kind. Eine Abscheulichkeit.
    T’rolbarahl – dämonische Geschöpfe, die Dessimbelackis selbst geschaffen hatte, lange bevor die Dunklen Hunde in den Gedanken des Imperators Gestalt angenommen hatten. Die T’rolbarahl – missgestaltete Irrtümer des Urteilsvermögens – waren vernichtet, auf persönlichen Befehl des Imperators ausgelöscht worden. Bluttrinker, die sich von menschlichem Fleisch ernährten, und noch viel gerissener waren, als selbst Dessimbelackis es sich vorgestellt hatte. Und so war es sieben T’robarahl gelungen, ihren Jägern für
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