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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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eine gewisse Zeit zu entkommen – lange genug, um etwas von ihrer Seele einer menschlichen Frau zu übertragen, die seit den Trellkriegen verwitwet und ohne Familie war, einer Frau, die niemand beachten würde, deren Geist gebrochen werden konnte, deren Körper zu einem nährenden Gefäß gemacht werden konnte, eine M’ena-Mhybe für das siebengesichtige, vielwandlerische T’rolbarahl-Kind, das rasch in ihr heranwuchs.
    Geboren in einer Nacht des Entsetzens. Hätten die T’lan Imass Dejim gefunden, hätten sie ohne zu zögern gehandelt: Sie hätten die sieben Seelen aus ihm herausgezogen und sie in ewigem Schmerz gebunden, hätten ihre Macht ausbluten lassen, langsam und schrittweise, um die Knochenwerfer der T’lan in ihrem niemals endenden Krieg gegen die Jaghut zu nähren.
    Doch Dejim Nebrahl war entkommen. Und seine Macht war gewachsen, jedes Mal, wenn er sich genährt hatte, Nacht für Nacht in den Ruinen des Ersten Imperiums. Immer verborgen, sogar vor den wenigen Wechselgängern und Vielwandlern, die das Große Gemetzel überlebt hatten, denn selbst sie hätten seine Existenz nicht ertragen können. Er nährte sich auch von einigen von ihnen, denn er war klüger als sie, und schneller, und wenn nicht die Deragoth über seine Spur gestolpert wären …
    Die Dunklen Hunde hatten in jenen Tagen einen Herrn, einen klugen Herrn, der meisterhaft mit bestrickender Zauberei umzugehen wusste, und der niemals aufgab, wenn er sich einmal für eine Aufgabe entschieden hatte.
    Ein einziger Fehler, und Dejims Freiheit war dahin. Ein Schutzzauber nach dem anderen nahm ihm das Bewusstsein seiner selbst und damit jedes Gefühl dafür, einmal … anders gewesen zu sein.
    Doch jetzt … war er wieder wach.
    Die zweite Namenlose sprach: »Südlich und westlich der Raraku gibt es eine gewaltige Ebene, die sich gleichförmig viele Meilen in alle Richtungen erstreckt. Wenn der Sand weggeblasen wird, kann man dort die Scherben von einer Million zerbrochener Töpfe sehen, und überquert man die Ebene barfuß, hinterlässt man eine Spur aus blutigen Fußstapfen. In diesem Schauplatz liegt eine vollendete Wahrheit. Auf dem Weg aus der Grausamkeit … müssen einige Gefäße zerbrechen. Und der Gast muss einen Wegezoll bezahlen … in Blut. Bei der Macht des Telas-Gewirrs beschwöre ich das Ritual der Befreiung.«
    Im Innern des Hügelgrabs wurde sich Dejim Nebrahl seines Körpers bewusst. Er spürte zerschlagenes Fleisch, überbeanspruchte Knochen, scharfkantige Kiesel, rieselnde Sandkörner und das gewaltige Gewicht, das auf ihm ruhte. Schrecklicher Schmerz.
    »Da wir Schuld an diesem Dilemma sind«, sagte der dritte Priester, »müssen wir auch zu seiner Lösung beitragen. Chaos verfolgt diese Welt und jede Welt jenseits von ihr. In den Meeren der Wirklichkeit kann man eine Vielzahl von Schichten übereinander dahintreibender Daseinsformen finden. Chaos droht mit Stürmen und Fluten und unberechenbaren Strömungen, verwirbelt alles zu einem schrecklichen Durcheinander. Wir haben eine Strömung ausgewählt, eine schreckliche, ungebändigte Macht – wir haben sie ausgewählt, um sie zu lenken, um ungesehen und unangefochten ihren Weg zu gestalten. Wir wollen eine Kraft auf die andere hetzen und so dafür zu sorgen, dass sie sich gegenseitig auslöschen. Wir übernehmen in dieser Sache eine schreckliche Verantwortung, doch das, was wir an diesem Tag hier tun, bietet auch die einzige Aussicht auf Erfolg. Im Namen des Denul-Gewirrs beschwöre ich das Ritual der Befreiung.«
    Der Schmerz in Dejims Körper verblasste. Immer noch gefangen und nicht in der Lage, sich zu bewegen, spürte der T’rolbarahl Vielwandler, wie sein Fleisch heilte.
    Der vierte Namenlose sagte: »Wir müssen einräumen, dass das unmittelbar bevorstehende Ableben eines ehrenvollen Dieners uns Kummer bereitet. Doch darf dieses Gefühl leider nur von kurzer Dauer sein, was der Bedeutung des unglücklichen Opfers nicht entspricht. Natürlich ist dies nicht der einzige Kummer, der uns abverlangt wird. Ich vertraue jedoch darauf, dass wir mit dem anderen alle unseren Frieden geschlossen haben, sonst wären wir nicht hier. Im Namen des D’riss-Gewirrs beschwöre ich das Ritual der Befreiung.«
    Dejim Nebrahls sieben Seelen trennten sich voneinander. Er war ein Vielwandler, doch noch viel mehr als das, denn er war nicht sieben, die einer waren – obwohl man sagen konnte, dass auch das zutraf –, sondern sieben von unterschiedlicher Identität, unabhängig und doch
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