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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Autoren: Steven Erikson
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du dich weigerst, werden wir dich erneut ins geistlose Vergessen schicken.«
    Aus Furcht wurde Entsetzen. Welche Bezahlung verlangt ihr von mir?
    »Bist du einverstanden?«
    Ja.
    Dann erklärte sie ihm, was von ihm verlangt wurde. Es schien eine einfache Sache zu sein. Eine kleine Aufgabe, leicht zu erfüllen. Dejim Nebrahl war erleichtert. Es würde nicht lange dauern – die Opfer waren schließlich ganz in der Nähe –, und wenn es getan war, wäre er frei von jeglicher Verpflichtung und könnte tun, was ihm gefiel.
    Die zwölfte und letzte Namenlose, die einst als Schwester Bosheit bekannt gewesen war, ließ die Hand sinken. Sie wusste, dass von den zwölf, die hier versammelt waren, sie allein das Hervortreten dieses tödlichen Dämons überleben würde. Denn Dejim Nebrahl würde hungrig sein. Das war bedauerlich, ebenso bedauerlich wie der Schock und die Bestürzung ihrer Kameraden, wenn sie sie fliehen sehen würden – in dem kurzen Augenblick, ehe der T’rolbarahl angriff. Sie hatte natürlich ihre Gründe. Der erste und wichtigste war schlicht und ergreifend der Wunsch, zumindest noch ein Weilchen länger unter den Lebenden zu weilen. Was die anderen Gründe anging, waren sie einzig und allein ihre Sache.
    » Im Namen des Gewirrs Starvald Demelain beschwöre ich das Ritual der Befreiung«, sagte sie. Und mit ihren Worten sank eine Macht der Entropie herab, durch tote Wurzeln, durch Stein und Sand, und löste Schutzzauber um Schutzzauber auf – eine Macht, die die Welt als Otataral kannte.
    Und Dejim Nebrahl stieg in die Welt der Lebenden auf.
    Elf Namenlose begannen ihr letztes Gebet. Die meisten von ihnen brachten es nie zu Ende.
     
    Ein ganzes Stück vom Ort der Geschehnisse entfernt hockte ein tätowierter Krieger im Schneidersitz an einem kleinen Feuer; er neigte den Kopf, als Schreie an sein Ohr drangen. Er blickte nach Süden und sah einen Drachen schwer von den Hügeln aufsteigen, die den Horizont bildeten; seine gesprenkelten Schuppen glitzerten im ersterbenden Licht der Sonne. Der Krieger zog ein finsteres Gesicht, während er beobachtete, wie der Drache immer höher stieg.
    »Dieses Miststück«, murmelte er. »Ich hätte es ahnen müssen.«
    Er setzte sich wieder hin, während die Schreie in der Ferne verklangen. Die länglichen Schatten zwischen den Felsen, die seinen Lagerplatz umgaben, waren plötzlich unangenehm, dicht und schmierig.
    Taralack Veed, ein Gralkrieger und der letzte Überlebende des Geschlechts der Eroth, sammelte einen Mundvoll Schleim und spuckte ihn in die Handfläche seiner linken Hand. Er verteilte den Schleim gleichmäßig in beiden Händen und strich ihn sich dann über den Kopf, klatschte sich in einer häufig geübten Bewegung die schwarzen Haare an den Schädel, was die Fliegen in seinen Haaren für einen Augenblick aufschreckte, ehe sie sich wieder darin niederließen.
    Nach einiger Zeit spürte er, dass die Kreatur ihre Mahlzeit beendet hatte und sich in Bewegung setzte. Taralack richtete sich auf. Er pisste ins Feuer, um es zu löschen, sammelte seine Waffen zusammen und machte sich auf, die Spur des Dämons zu suchen.
    In der Handvoll Hütten an der Kreuzung lebten achtzehn Menschen. Die Straße, die parallel zur Küste verlief, war die Tapurstraße, und drei Tagesreisen im Norden lag die Stadt Ahoi Tapur. Die andere Straße – kaum mehr als ein von Wagenspuren gekennzeichneter Pfad – überquerte tief im Landesinnern das Path’Apur- Gebirge und führte dann zwei Tagesreisen nach Osten, an diesem Weiler vorbei, wo sie schließlich auf die Küstenstraße stieß, die an der Otataral-See verlief.
    Vor vier Jahrhunderten hatte sich hier ein blühendes Dorf befunden. Die Hügelkette im Süden war von Hartholzbäumen mit ausgesprochen fedrigem Laub bedeckt gewesen, Bäume, die es mittlerweile auf diesem Subkontinent nicht mehr gab. Passenderweise war das Holz dieser Bäume dazu benutzt worden, Sarkophage herzustellen, und dadurch war das Dorf in Städten wie dem weit entfernt im Süden gelegenen Hissar bekannt geworden, oder auch in Karashimesh im Westen oder Ehrlitan im Nordwesten. Dieses Gewerbe war mit dem letzten Baum ausgestorben. Das niedrige Gehölz verschwand in den Mägen der Ziegen, die fruchtbarste oberste Bodenschicht wurde weggeweht, und binnen einer einzigen Generation war das Dorf auf seinen jetzigen, verfallenen Zustand herabgesunken
    Die achtzehn Einwohner, die noch hier lebten, boten jetzt Dienstleistungen an, die immer weniger gebraucht wurden
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