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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens
Autoren: Steven Ericson
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würde ihn töten müssen. Vorausgesetzt, es geht überhaupt.
    Er würde ihn töten müssen oder sich ihm ergeben müssen. Und was könnte Hannan Mosag dazu bringen, sich zu ergeben? Einem gerade erst gebluteten jungen Hündchen? Nein, hackt ihm die Hände ab, schlagt ihm den Kopf ab, und zermalmt ihn. Und verbrennt die Reste zu Asche. Zerstört die Monstrosität, denn Rhulad war wahrhaftig ein Monster.
    Schritte auf den Steinen hinter ihm. Udinaas kauerte sich hin, blinzelte, um das Regenwasser aus den Augen zu bekommen. Er schaute auf, als Hulad in sein Blickfeld trat.
    »Udinaas, was machst du hier?«
    »Hat sie die Fliesen geworfen, Hulad? Hat sie es getan?«
    »Sie hat es versucht.«
    »Sie hat es versucht?«
    »Es hat nicht geklappt, Udinaas. Die Festen waren verschlossen, sie konnte nichts erkennen. Sie hatte Angst. Ich habe sie noch nie so verängstigt gesehen.«
    »Was ist sonst noch passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Die Edur sind immer noch in der Zitadelle.«
    »Sie können doch nicht alle in der Zitadelle sein.«
    »Nein, nur die Adligen. Die anderen sind in ihren Häusern. Für den Augenblick haben sie ihre Sklaven verscheucht. Die meisten von uns wussten nicht, wo sie hinsollten. Sie haben sich einfach im Wald verkrochen, sind völlig durchnässt. Und es scheint kein Ende in Sicht zu sein.« Er streckte einen Arm aus und half Udinaas beim Aufstehen. »Lass uns zum Langhaus gehen. Du musst dich trocknen und aufwärmen.«
    Udinaas ließ sich von Hulad zum Langhaus der Sengars zurückführen. »Hast du die Schiffe gesehen, Hulad?«, fragte er, als sie unterwegs waren. »Hast du sie gesehen?«
    »Ja. Sie haben Boote zu Wasser gelassen, aber es scheint kein Begrüßungskomitee zu geben.«
    »Ich frage mich, was sie davon halten werden?«
    Hulad antwortete nicht.
    Sie betraten das Langhaus. Plötzliche Wärme, das Prasseln der Flammen als einziges Geräusch. Hulad half ihm, den Regenumhang abzulegen. Plötzlich keuchte er auf und zog an Udinaas Hemd.
    »Wo hast du die denn her?«
    Udinaas starrte mit gerunzelter Stirn auf die beinahe schwarzen blauen Flecken, die sich dort befanden, wo die Krallen des Wyrm ihn gepackt hatten. »Ich weiß es nicht.«
    »Diese Flecken erinnern mich irgendwie an Federhexes Wunden, die ihr dieser Dämon beigebracht hat. Ja, es sieht genauso aus. Udinaas, was geschieht mit dir?«
    »Nichts. Ich gehe schlafen.«
    Hulad sagte nichts mehr, während Udinaas quer durch den Hauptraum in Richtung seiner Koje davonging.
     
    Im Kampf gegen die ablandige Strömung schoben sich die drei Leichter näher ans Südufer des Flusses. In jedem Boot saßen ungefähr ein Dutzend Letherii, die meisten davon Leibwachen in voller Rüstung mit geschlossenen Visieren.
    Seren folgte Buruk dem Bleichen in vier Schritt Abstand hinunter zum Strand. Anscheinend würden sie – zumindest für den Anfang – das einzige Willkommenskomitee sein. »Was wollt Ihr ihnen erzählen?«, fragte Seren.
    Buruk drehte sich zu ihr um; Regen tropfte vom Rand seiner Kapuze. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass Ihr etwas sagen würdet.«
    Sie glaubte ihm kein Wort, wusste jedoch sein Bemühen zu schätzen. »Ich weiß nicht einmal genau, wie das Protokoll für einen solchen Fall aussieht. Nifadas leitet die Delegation, aber außer ihm ist auch noch der Prinz da. Wen soll ich zuerst begrüßen?«
    Buruk zuckte die Schultern. »Denjenigen, der sich wahrscheinlich am meisten beleidigt fühlen würde, solltet Ihr Euch zuerst vor dem anderen verbeugen.«
    »Immer unter der Vorausseztung«, erwiderte sie, »dass ich nicht vorhabe, jemanden bewusst zu beleidigen.«
    »Nun, das wäre natürlich etwas anderes. Aber denkt daran, Freisprecherin, Ihr solltet eigentlich neutral sein.«
    »Vielleicht sollte ich mich vor der Stelle genau zwischen den beiden verneigen.«
    »Woraufhin beide zu dem Schluss kommen werden, dass Ihr den Verstand verloren habt.«
    »Der aber zumindest unparteiisch ist.«
    »Oh, da ist Euer Humor ja wieder, Freisprecherin. Das ist schon viel besser. Die Verzweiflung weicht der Erwartung.«
    Sie erreichten den Strand, stellten sich nebeneinander auf und beobachteten, wie die Leichter sich näherten. Der Regen hatte sich anscheinend genau diesen Augenblick ausgesucht, um noch stärker zu fallen, ein stetig zunehmender Niederschlag, der auf die Steine herabprasselte und zischend in das von Strömungen und Gezeiten aufgewühlte Wasser fiel. Die Leichter verschwammen hinter einer grauen Wand, verschwanden beinah ganz
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