Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
war zur Straße hinaufgegangen, um sich nach der Ursache für das tosende Geräusch umzusehen, und war mit den Neuigkeiten zurückgestolpert gekommen.
    Ein Meer.
    Ein verdammtes Meer.
    Und sein Lied war nun in Fiedlers Seele. Merkwürdig warm, fast tröstend.
    Alle zugleich drehten sie sich dann um, um den riesigen Reiter und sein riesiges Pferd die Straße entlang nach Westen preschen zu sehen. Er zog etwas hinter sich her, das eine Menge Staub aufwirbelte.
    Der Anblick stand noch lange vor Fiedlers innerem Auge, auch als die Staubwolken längst von der Straße weggetrieben waren.
    Es hätte ein Geist sein können.
    Aber er wusste, dass es keiner war.
    Es hätte ihr schlimmster Feind sein können.
    Aber wenn er es war, spielte es keine Rolle. Nicht jetzt.
    Kurze Zeit später kam ein überraschter Ausruf von Lächeln, und als Fiedler sich umdrehte, sah er zwei Gestalten aus einem Gewirr treten.
    Trotz allem, was geschehen war, stellte er fest, dass er breit grinste.
    Alte Freunde, das war ihm mittlerweile klar, waren immer schwerer zu finden.
    Doch die hier kannte er, und sie waren seine Brüder.
    Sterbliche Seelen der Raraku. Die Raraku – das Land, das zwischen ihnen ein Band geknüpft hatte. Und dieses Band – das war jetzt ebenfalls klar – verband sie alle auch über den Tod hinaus miteinander.
    Es war Fiedler egal, wie es aussah; es war ihm egal, was die anderen dachten, als sie sahen, wie die drei Männer sich umarmten.
     
    Die Pferde stolperten den Abhang bis zum Grat hinauf. Wo ihre Reiter sie zügelten und sich umdrehten, um hinunter auf die gelben, schäumenden Fluten zu starren. Einen Augenblick später kam ein gedrungener, vieräugiger Dämon auf den Gipfel gekrabbelt und gesellte sich zu ihnen.
    Der Lord des Sommers hatte ihren Pferden Flügel verliehen – Heboric konnte sich keine andere Erklärung vorstellen, so schnell, wie sie seit der vergangenen Nacht Länge um Länge zurückgelegt hatten. Und die Tiere schienen noch immer frisch zu sein. So frisch wie Graufrosch.
    Obwohl das auf ihn selbst ganz und gar nicht zutraf.
    »Was ist geschehen?«, wunderte sich Scillara laut.
    Heboric konnte nur den Kopf schütteln.
    »Und – was viel wichtiger ist«, sagte Felisin, »wo gehen wir jetzt hin? Ich glaube nicht, dass ich noch viel länger im Sattel sitzen kann – «
    »Ich weiß, wie du dich fühlst, Mädchen. Wir sollten uns einen Ort suchen, an dem wir lagern können – «
    Der Schrei eines Maultiers ließ alle drei herumfahren.
    Ein dürrer, schwarzhäutiger alter Mann, der im Schneidersitz auf dem Maultier saß, kam auf sie zugeritten. »Willkommen!«, schrie er gellend – gellend deswegen, weil er, noch während er sprach, zur Seite kippte und hart auf dem steinigen Pfad aufprallte. »Helft mir, ihr Idioten!«
    Heboric warf den beiden Frauen einen Blick zu, aber der Erste, der sich bewegte, war Graufrosch.
    »Essen!«
    Der alte Mann schrie erneut auf. »Geh weg von mir! Ich habe Neuigkeiten für euch! Für euch alle! Ist L’oric tot? Nein! Meine Schatten haben alles gesehen! Ihr seid meine Gäste! Nun kommt, entwirrt meine Beine! Du, Schätzchen. Nein, du, das andere Schätzchen! Kommt her, alle beide! Schöne Frauen, die mir die Hände auf die Beine legen, auf die Oberschenkel! Ich kann es kaum erwarten! Sehen sie die gierige Lust in meinen Augen? Natürlich nicht! Ich bin nichts weiter als eine hilflose, verhutzelte Kreatur, so eine Art Vaterfigur – «
     
    Schlitzer stand im obersten Zimmer des Turms und starrte aus dem einzigen Fenster. Bhok’arala schnatterten hinter ihm, hörten nur dann und wann damit auf, um leise summende, klagende Geräusche von sich zu geben.
    Er war allein aufgewacht.
    Und hatte sofort gewusst, dass sie fort war – und dass es keine Spur geben würde, der er hätte folgen können.
    Iskaral Pustl hatte ein Maultier herbeigezaubert und war schon früh am Morgen davongeritten. Und von Mogora war dankenswerterweise nichts zu sehen.
    So war er also den größten Teil des Tages vollkommen allein gewesen.
    Bis jetzt.
    »Unzählige Wege warten auf dich.«
    Schlitzer seufzte. »Hallo, Cotillion. Ich habe mich schon gefragt, ob Ihr wohl … noch einmal hier auftauchen würdet.«
    »Noch einmal?«
    »Ihr habt mit Apsalar gesprochen. Genau hier, in diesem Zimmer. Ihr habt ihr geholfen, eine Entscheidung zu treffen.«
    »Sie hat es dir erzählt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht ganz.«
    »Die Entscheidung hat sie ganz allein getroffen, Schlitzer. Sie allein.«
    »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher