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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten
Autoren: Steven Erikson
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spielt keine Rolle. Ist nicht wirklich wichtig. Eines ist allerdings merkwürdig. Ihr seht unzählige Wege. Ich hingegen … ich sehe keinen einzigen, der es wert wäre, begangen zu werden.«
    »Dann suchst du also etwas, das etwas wert ist?«
    Schlitzer schloss langsam die Augen und seufzte. »Was soll ich für Euch tun?«
    »Einst gab es einen Mann, dessen Aufgabe es war, das Leben eines jungen Mädchens zu schützen. Er hat getan, was er konnte – hat sich so ehrenvoll verhalten, dass er bei seinem tragischen Tod die Aufmerksamkeit des Vermummten persönlich erweckt hat. Oh, der Lord des Todes blickt durchaus in die Seele eines Sterblichen – unter den richtigen Umständen. Wenn es einen … äh … passenden Ansporn gibt. Und so ist dieser Mann jetzt der Ritter des Todes – «
    »Ich will kein Ritter von irgendwas sein, und auch nicht für irgendjemanden, Cotillion – «
    »Das war der falsche Weg, mein Junge. Lass mich meine Geschichte zu Ende erzählen. Dieser Mann hat getan, was er konnte, doch er hat versagt. Und jetzt ist das Mädchen tot. Ihr Name war Felisin. Aus dem Hause Paran.«
    Schlitzer wandte den Kopf. Er musterte das im Schatten liegende Gesicht des Gottes. »Hauptmann Paran? Seine – «
    »Seine Schwester. Schau hinunter auf den Pfad, mein Junge, hier, aus diesem Fenster. In Kürze wird Iskaral Pustl zurückkehren. Mit Gästen. Unter ihnen ist ein Mädchen namens Felisin – «
    »Aber Ihr habt gesagt – «
    »Bevor Parans Schwester … gestorben ist, hat sie eine Streunerin adoptiert. Ein übel missbrauchtes Findelkind. Ich nehme an – aber natürlich werden wir das nie genau wissen –, dass sie versucht hat, etwas zu erreichen … etwas, das sie selbst nie erreichen konnte, weil sie dazu nie die Chance, nie die Gelegenheit gehabt hat. Und darum hat sie dem Mädchen ihren Namen gegeben.«
    »Und was ist sie für mich, Cotillion?«
    »Ich glaube, du bist starrsinnig. Das war die falsche Frage.«
    »Oh, dann sagt mir, wie die richtige Frage heißt.«
    »Was bist du für sie?«
    Schlitzer verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Das Mädchen kommt in Begleitung einer anderen Frau, einer sehr bemerkenswerten Frau, wie du – und sie selbst – erkennen wirst. Und mit einem Priester, der jetzt Treach verschworen ist. Von ihm wirst du … vieles lernen. Viele wertvolle Dinge. Schließlich reist auch noch ein Dämon mit diesen drei Menschen. Vorläufig …«
    »Wo gehen sie hin? Warum machen sie hier Halt, als Iskarals Gäste?«
    »Warum? Um dich mitzunehmen, Schlitzer.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Symmetrie, mein Junge, ist eine Kraft an sich. Sie ist der Ausdruck des Strebens nach Gleichgewicht in der Natur, wenn man so will. Ich betraue dich mit der Aufgabe, Felisins Leben zu schützen. Sie alle auf ihrer langen und gefährlichen Reise zu begleiten.«
    »Wie heroisch von Euch.«
    »Das bezweifle ich«, schnappte Cotillion.
    Einige Zeit herrschte Schweigen; Schlitzer hatte seine Bemerkung sofort bedauert.
    Schließlich seufzte der Daru. »Ich höre Pferde. Und Pustl … wie er sich in eine seiner widerlichen Tiraden hineinsteigert …«
    Cotillion sagte nichts.
    »Also gut«, sagte Schlitzer. »Diese Felisin … sie ist missbraucht worden, habt Ihr gesagt. An so jemanden heranzukommen ist nicht leicht. Ich meine, mit so jemandem Freundschaft zu schließen. Ihre Narben bleiben frisch und schmerzhaft – «
    »Ihre Adoptivmutter hat sich in Anbetracht ihrer eigenen Narben ganz gut gemacht. Sei froh, mein Junge, dass dies die Tochter und nicht die Mutter ist. Und denke in den schlimmsten Augenblicken einfach daran, wie Baudin sich gefühlt haben muss.«
    »Baudin. Der Beschützer der älteren Felisin?«
    »Ja.«
    »In Ordnung«, sagte Schlitzer. »Es wird gehen.«
    »Was wird gehen?«
    »Dieser Pfad. Es wird gehen.« Er zögerte, dann fuhr er fort: »Cotillion. Diese Vorstellung vom … Gleichgewicht. Mir ist der Gedanke gekommen, dass – «
    Cotillions Blick brachte ihn zum Schweigen; er war entsetzt über das, was er darin erkennen konnte, den Kummer und … die Reue. Der Schutzpatron der Assassinen nickte. »Von ihr … zu dir. Ja.«
    »Glaubt Ihr, dass sie das auch erkannt hat?«
    »Nur allzu deutlich, fürchte ich.«
    Schlitzer starrte aus dem Fenster. »Ich habe sie geliebt, müsst Ihr wissen. Ich liebe sie noch immer.«
    »Dann fragst du dich also nicht, warum sie gegangen ist?« Er schüttelte den Kopf, unfähig, die Tränen noch länger zu unterdrücken. »Nein, Cotillion«,
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