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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten
Autoren: Steven Erikson
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Aufmerksamkeit wieder nach vorn wandte, um weiter den Zugang zu bewachen.
    Trull Sengar stieß ein bellendes Lachen aus. »Das ist die perfekte Situation für einen ungeübten Geschichtenerzähler. Meine Zuhörerschaft besteht aus zwei Dutzend Kindern, die meine Muttersprache nicht verstehen, und drei ausdruckslosen, gleichgültigen Untoten. Wenn die Geschichte zu Ende ist, werde nur ich allein weinen … wahrscheinlich aus den falschen Gründen.«
    Monok Ochem, der drei Schritt hinter Ibra Gholan stand, drehte sich langsam um, bis er Onrack ansehen konnte. »Du hast es also auch gespürt, Zerbrochener. Und deshalb suchst du Ablenkung«, sagte der Knochenwerfer.
    Onrack sagte nichts.
    »Was gespürt?«, fragte Trull Sengar.
    »Sie ist vernichtet. Die Frau, die Onrack in der Zeit vor dem Ritual ihr Herz geschenkt hat. Die Frau, der er sein eigenes Herz geschenkt hat … nur, um es ihr dann wieder zu stehlen. In vielerlei Hinsicht wurde sie schon damals vernichtet, hat schon damals ihre lange Reise ins Vergessen begonnen. Leugnest du das, Onrack?«
    »Das tue ich nicht, Knochenwerfer.«
    »Wahnsinn von einer solchen Wildheit, dass er das Ritual selbst zunichte gemacht hat. Wie ein Lagerhund, der eines Tages mit Fieber in seinem Hirn erwacht. Der in Raserei die Zähne fletscht und tötet. Natürlich hatten wir keine andere Wahl, als sie zur Strecke zu bringen, sie in die Ecke zu treiben. Und sie zu zerschmettern und in ewiger Dunkelheit einzusperren. Zumindest haben wir das gedacht. Und es war erst recht Wahnsinn, sich uns zu widersetzen. Aber jetzt hat sich schließlich das Vergessen ihrer Seele bemächtigt. Ein brutaler, schmerzhafter Tod, aber trotzdem …« Monok Ochem machte eine Pause, legte den Kopf etwas schief. »Trull Sengar, du weinst, und dabei hast du noch nicht einmal mit deiner Geschichte begonnen.«
    Der Tiste Edur musterte den Knochenwerfer mehrere Herzschläge lang, während ihm Tränen die hageren Wangen hinunterrannen. »Ich weine, Monok Ochem, weil er es nicht kann.«
    Der Knochenwerfer blickte erneut Onrack an. »Zerbrochener, es gibt viele Dinge, die du verdienst … aber dieser Mann gehört nicht dazu.« Dann wandte er sich ab.
    Onrack meldete sich zu Wort. »Monok Ochem, du hast dich weit von jenem Sterblichen entfernt, der du einst warst, so weit, dass du einen ganzen Haufen Wahrheiten vergessen hast – erfreuliche und unerfreuliche. Ein Herz wird weder geschenkt noch gestohlen. Das Herz ergibt sich.«
    Der Knochenwerfer drehte sich nicht um. »Das ist ein Begriff, der bei den T’lan Imass keine Macht hat, Onrack der Zerbrochene.«
    »Du hast Unrecht, Monok Ochem. Wir haben den Begriff einfach verändert, um ihn nicht nur schmackhafter, sondern auch mächtiger zu machen. Haben ihn mit solcher Bedeutung aufgeladen, dass er unsere Seelen verzehrt hat.«
    »Das haben wir nicht getan«, erwiderte der Knochenwerfer.
    »Onrack hat Recht«, warf Trull Sengar seufzend ein. »Ihr habt es getan. Ihr habt es das Ritual von Teilann genannt.«
    Weder Monok Ochem noch Ibra Gholan sagten ein Wort.
    Der Tiste Edur schnaubte. »Und ihr besitzt noch die Frechheit, Onrack zerbrochen zu nennen.«
    Einige Zeit lang herrschte Schweigen in dem Zimmer.
    Doch Onracks Blick blieb weiter auf Trull Sengar gerichtet. Denn wenn er irgendetwas war, dann eine Kreatur, die sehr geduldig sein konnte. Zu trauern ist ein Geschenk, das man am besten mit jemandem teilen sollte. So, wie man ein Lied mit jemandem teilt.
    Tief im Innern der Höhlen dröhnen die Trommeln. Ein prächtiges Echo der Herden, deren donnernde Hufe zelebrieren, was es bedeutet, zu leben, wie ein einziges Wesen zu rennen, im Rhythmus des Lebens dahinzuziehen. Und auf diese Weise, mit dem Rhythmus unserer Stimme, dienen wir dem größten Bedürfnis der Natur.
    Indem wir der Natur entgegentreten, bilden wir das Gleichgewicht.
    Immer das Gleichgewicht zum Chaos.
    Endlich wurde seine Geduld belohnt.
    Er hatte gewusst, dass es so sein würde.

Dramatis Personae
     
    Der Uryd-Stamm der Teblor
    Karsa Orlong – ein junger Krieger
    Bairoth Gild – ein junger Krieger
    Delum Thord – ein junger Krieger
    Dayliss – eine junge Frau
    Pahlk – Karsas Großvater
    Synyg – Karsas Vater
     
    Die Armee der Mandata
    Mandata Tavore
    Faust Gamet
    T’amber
    Faust Tene Baralta
    Faust Blistig
    Hauptmann Keneb
    Wühler – sein Adoptivsohn
    Nil – ein wickanischer Waerloga (Hexer)
    Neder – eine wickanische Waerloga (Hexe)
    Temul – Wickaner aus dem Krähen-Clan
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