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SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

SdG 06 - Der Krieg der Schwestern

Titel: SdG 06 - Der Krieg der Schwestern
Autoren: Steven Erikson
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Mandata bestimmt sagen. Wenn deine Verwandten sich wie Kinder benehmen, dann nimm ihnen ihr liebstes Spielzeug – ihre Pferde. Es ist schwer, groß und gebieterisch auszusehen, wenn man hinter einem Wagen herläuft und Staub frisst. Wie auch immer, du solltest dich besser beeilen, wenn du die Mandata nicht aufwecken willst – «
    »Sie schläft vielleicht schon – «
    »Nein, das tut sie nicht, Temul. Ich bin mir sicher. Und nun, bevor du gehst, beantworte mir bitte eine Frage. Am Sattel deiner Stute hängt eine Schriftrolle. Warum? Was steht darauf?«
    »Das Pferd hat Duiker gehört«, antwortete Temul und drehte sich nach dem Tier um. »Er war ein Mann, der gewusst hat, wie man liest und schreibt. Ich bin mit ihm geritten, Fiedler.« Er drehte sich mit einem wütenden Blick wieder herum. »Ich bin mit ihm geritten!«
    »Und die Schriftrolle?«
    Der junge Wickaner wedelte mit einer Hand. »Männer wie Duiker haben solche Dinge mit sich herumgetragen! Tatsächlich glaube ich, dass sie einmal ihm gehört hat, einmal in seinen Händen war.«
    »Und die Feder, die du trägst … tust du das, um Coltaine zu ehren?«
    »Um Coltaine zu ehren, ja. Aber das ist etwas, das ich tun muss. Coltaine hat getan, was man von ihm erwartet hat. Er hat nichts getan, was über seine Fähigkeiten hinausgegangen ist. Ich ehre ihn, ja, aber Duiker … Duiker war anders.« Er blickte finster drein und schüttelte den Kopf. »Er war alt, älter als du. Aber er hat gekämpft. Obwohl das noch nicht einmal von ihm erwartet wurde – ich weiß, dass das stimmt, denn ich habe Coltaine und Bult gekannt, und ich habe gehört, wie sie darüber gesprochen haben, wie sie über den Historiker gesprochen haben. Ich war dabei, als Coltaine die anderen zusammengerufen hat – alle außer Duiker. Lull, Buk, Chenned, Schwätzer. Und alle haben aufrichtig und voller Gewissheit gesprochen. Duiker sollte die Flüchtlinge führen. Coltaine hat ihm sogar den Stein gegeben, den die Händler gebracht – «
    »Den Stein? Was für einen Stein?«
    »Einen, den man um den Hals trägt, einen Rettungsstein, so hat Nil ihn genannt. Ein Seelenfänger, der von weit her gebracht wurde. Duiker hat ihn getragen, obwohl er ihn nicht gemocht hat, denn er war für Coltaine gedacht, damit er nicht verloren geht. Wir Wickaner haben natürlich gewusst, dass er nicht verloren gehen würde. Wir haben gewusst, dass die Krähen kommen würden, um seine Seele zu holen. Die Alten, die gekommen sind, die mir das Leben so schwer machen, sie sprechen von einem Kind, das in einem Stamm geboren wurde, einem Kind, das einst leer war und dann gefüllt wurde, denn die Krähen sind gekommen. Sie sind gekommen.«
    »Coltaine ist wiedergeboren worden?«
    »Er ist wiedergeboren worden.«
    »Und Duikers Leichnam ist verschwunden«, murmelte Saiten. »Von dem Baum.«
    »Ja! Und darum behalte ich sein Pferd für ihn, damit er eines hat, wenn er zurückkehrt. Ich bin mit ihm geritten, Fiedler!«
    »Und er hat auf dich und deine Hand voll Krieger gezählt, als es darum ging, die Flüchtlinge zu beschützen. Auf dich, Temul – nicht nur auf Nil und Neder.«
    Temuls dunkle Augen wurden härter, während er Saiten musterte, dann nickte er. »Ich gehe jetzt zur Mandata.«
    »Das Glück der Lady sei mit dir, Kommandant.«
    Temul zögerte, sagte dann: »Heute Nacht, da … hast du …«
    »Ich habe nichts gesehen«, erwiderte Saiten.
    Ein knappes Nicken, dann schwang sich der Junge auf die Stute und nahm die Zügel in seine langfingrige, von Messernarben übersäte Hand.
    Saiten schaute ihm hinterher, wie er in die Dunkelheit davonritt. Einige Zeit lang saß er reglos auf seinem Felsblock, dann ließ er langsam den Kopf in die Hände sinken.
     
    Die drei saßen nun im Laternenlicht im Innern des Zelts. Toppers Geschichte war zu Ende, und es schien, als bliebe nur noch Stille übrig. Gamet starrte auf seinen Becher hinunter, sah, dass er leer war, und griff nach dem Krug. Nur um festzustellen, dass der ebenfalls leer war.
    Obwohl die Erschöpfung an ihm zerrte, wusste Gamet, dass er das Zelt nicht verlassen würde, noch nicht. Tavore hatte zunächst vom Heldentum ihres Bruders erfahren und dann von seinem Tod. Kein einziger Brückenverbrenner hat überlebt. Tayschrenn persönlich hat ihre Leichen gesehen, war Zeuge, wie sie in Mondbrut begraben wurden. Aber, Mädchen, Ganoes hat sich reingewaschen – hat den Namen der Familie reingewaschen. Das zumindest hat er getan. Aber das war genau der Punkt, an dem
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