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Schwur fuer die Ewigkeit

Schwur fuer die Ewigkeit

Titel: Schwur fuer die Ewigkeit
Autoren: Rachel Caine
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zu gewinnen. Körperlich war sie nie aufgefallen - sie war zu klein und zu dünn -, deshalb fühlte es sich komisch an, als die Leute sie musterten und ihr zunickten oder sie einfach nur anstarrten.
    Es hatte sich herumgesprochen, dass sie Bishops Laufmädchen war. Er hatte Claire eigentlich nie dazu gezwungen, tatsächlich etwas zu tun , aber sie musste seine Befehle überbringen.
    Und dadurch geschahen dann schlimme Dinge. Bishop fand es wohl witzig, sie dazu zu zwingen, während sie noch Amelies Armband trug.
    Durch all das Angaffen kam ihr der Weg länger vor, als er war.
    Während sie die Stufen zu Richards Ersatzbüro hinaufrannte - das alte Büro war von einem Tornado großenteils zerstört worden -, fragte sie sich, ob die Stadt Richard deshalb zum Bürgermeister gemacht hatte, weil man dann keines der Schilder würde austauschen müssen. Sein Vater, der frühere Bürgermeister Morrell, war einer dieser guten alten texanischen Jungs mit breitem Lächeln und kleinen, harten Augen gewesen - er war während des Sturms gestorben und jetzt saß sein Sohn in einem alten, schäbigen Laden, in dessen Fenster ein Zettel klebte, auf dem BÜRGERMEISTER RICHARD MORRELL,VORLÄUFIGES BÜRO stand.
    Sie wäre jede Wette eingegangen, dass er nicht besonders glücklich über seinen neuen Job war. So etwas kam heute öfters vor.
    Eine Glocke läutete, als Claire die Tür öffnete, und ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an das Dämmerlicht, das drinnen herrschte. Sie nahm an, dass Richard das Licht aus Höflichkeit gegenüber den Vampiren, die vorbeikamen, so schwach eingestellt hatte. Aus demselben Grund war auch das große Glasfenster vorne verdunkelt. Aber dadurch kam ihr das kleine, schäbige Zimmer wie eine Höhle vor - eine Höhle mit schlechter Tapete und billigem, dünnem Teppich.
    Richards Assistentin blickte auf und lächelte, als Claire die Tür hinter sich zumachte. »Hey, Claire«, sagte sie. Nora Harris war eine gut aussehende, etwa fünfzigjährige Frau, die meistens adrette schwarze Anzüge trug. Sie hatte eine Stimme wie warme Schokosoße. »Du möchtest zum Bürgermeister, meine Liebe?«
    Claire nickte und schaute sich im Zimmer um. Sie war nicht die Einzige, die heute hierhergekommen war; drei ältere Männer saßen im Wartebereich und ein streberhaft aussehender Junge, der noch mit dem letzten Babyspeck zu kämpfen hatte. Er trug ein T-Shirt der Morganville High, auf dem das Maskottchen der Schule - eine Schlange mit entblößten Giftzähnen – abgebildet war. Mit großen Augen blickte er zu ihr auf, ganz offensichtlich hatte er Angst, deshalb lächelte sie ein wenig, um ihn zu beruhigen. Es fühlte sich seltsam an, die Person zu sein, vor der sich die anderen fürchteten.
    Keiner der Erwachsenen schaute sie direkt an, aber sie spürte, dass sie sie aus den Augenwinkeln beobachteten.
    »Heute ist es voll, Claire«, fuhr Nora fort und nickte zum Wartebereich hinüber. »Ich sage ihm, dass du hier bist. Wir versuchen, dich irgendwo dazwischenzuschieben.«
    »Sie kann vor mir rein«, sagte einer der Männer. Und als die anderen ihn anschauten, zuckte er die Achseln. »Hat noch keinem geschadet, freundlich zu sein.«
    Aber es war keine Freundlichkeit, das wusste Claire, sondern purer Eigennutz, wenn er sich bei dem Mädchen einschleimte, das als Vermittlerin zwischen Bishop und der menschlichen Gemeinde fungierte. Sie war jetzt wichtig . Und sie hasste es jede Minute.
    »Es wird nicht lang dauern«, sagte sie. Er schaute ihr nicht in die Augen.
    Nora deutete auf eine geschlossene Tür weiter hinten im Raum. »Ich sage ihm Bescheid, dass du kommst. Sie kommen dann als Nächster, Mr Golder, sobald sie fertig ist.«
    Mr Golder, der Claire seinen Platz überlassen hatte, nickte. Sein Gesicht war wettergegerbt, seine Haut sah aus wie das Leder alter Stiefel und seine Augen hatten die Farbe schmutzigen Eises. Claire kannte ihn nicht, aber er lächelte, als sie an ihm vorbeiging. Es sah gezwungen aus.
    Sie lächelte nicht zurück. Sie brachte es nicht übers Herz, nur so zu tun.
    Claire klopfte zögerlich an die Tür und schob sie auf, dann spähte sie um die Kante herum, als hätte sie Angst, Richard bei etwas... na ja, ›Unbürgermeisterlichem‹ zu ertappen. Aber er saß nur hinter seinem Schreibtisch und las in einem Aktenordner.
    »Claire.« Er schloss die Akte und lehnte sich in seinem alten Ledersessel zurück, der ächzte und knarrte. »Hältst du noch 22 durch?« Er stand auf und streckte ihr die Hand
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