Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwur der Sünderin

Schwur der Sünderin

Titel: Schwur der Sünderin
Autoren: D Zinßmeister
Vom Netzwerk:
Küche getreten, um Schwager und Schwägerin willkommen zu heißen. Neugierig sah die Bäuerin die zwei fremden Männer an, die ihr stumm grüßend zunickten.
    »Wo ist Matthias?«, fragte Sarah.
    Jetzt schweifte auch Jakobs Blick suchend umher. »Ja, wo ist
Matthias? Hat er sich schlafen gelegt, ohne uns zu begrüßen?«, fragte er lachend.
    Plötzlich wurde es still in der Küche. Immer noch lächelnd sah Jakob seine Geschwister an. Als sie ihre Lider niederschlugen, um seinem Blick auszuweichen, wusste er von einem Herzschlag zum nächsten, dass sein jüngerer Bruder nicht mehr lebte. Jakobs Beine zitterten, und er musste sich setzen.
    Sarah sah das bleiche Gesicht ihres Mannes, und da ahnte auch sie, dass ihr Schwager Matthias nicht wiederkommen würde. Fassungslos setzte sie sich neben Jakob und drückte seine Hand, die er ihr entzog. Jakob sah zuerst Anna Maria, dann Peter an. »Was ist passiert?«, fragte er.
    Anna Maria und Peter setzten sich schweigend auf die Bank hinter dem blankgescheuerten Holztisch. Keiner wagte den anderen anzuschauen. Für einen Augenblick vergrub Peter sein Gesicht in beiden Händen und sagte dann mit leiser Stimme: »Das ist eine lange Geschichte!«
    »Wir haben Zeit. Erzähl!«, forderte Jakob ihn auf.
     
    Peter blickte Anna Maria an, die ihm stumm zunickte. Er begann zu berichten: »Damals, als Matthias und ich unseren Heimatort Mehlbach verließen, um in der Fremde für die Rechte der Bauern zu kämpfen, ahnten wir nicht, was uns erwarten würde. Wir sind blind und unerfahren in eine Welt marschiert, von der wir kaum etwas wussten.«
    »Euer Vater hätte euch nicht ziehen lassen dürfen!«, presste Sarah bitter hervor.
    Doch Peter schüttelte den Kopf. »Uns hätte nichts und niemand aufhalten können, Schwägerin! Wir waren überzeugt, diesen Krieg gewinnen zu können.«
    »Krieg?«, fragte Jakob irritiert. »Es war doch nur ein Aufstand, der dem Adel und dem Klerus bedeuten sollte, dass die Zeiten der Unterdrückung der Bauern vorbei sind.«

    »Das glaubten wir zuerst auch«, sagte Peter und schüttelte leicht den Kopf. »Wir sind frohen Mutes losgezogen. Selbst als wir erkannten, dass die Anführer der Bauernaufstände ihre Ziele mit dem Schwert erreichen wollten, konnte uns nichts aufhalten. Als Matthias und ich einige Tage unterwegs waren, trafen wir auf andere Burschen, denen wir uns anschlossen. Im Laufe des gemeinsamen Marschierens verließen uns manche von ihnen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Andere kamen hinzu, sodass es nie langweilig wurde und wir Mehlbach und unsere Familie nicht vermissten. Irgendwann waren wir noch zu fünft. Matthias und ich, Michael, Johannes und Friedrich, der hier mit uns am Tisch sitzt.« Dabei zeigte er auf den jungen Mann. Jakob nickte ihm stumm zu. Sein Blick schweifte über den zweiten Fremden, jedoch sagte er nichts, sondern sah wieder seinen Bruder an.
    »Kurz vor Mühlhausen gerieten wir in einen Hinterhalt von Banditen, die mir den Arm zertrümmerten.« Zum Beweis hielt Peter seinen versteiften Ellbogen in die Höhe.
    »Jesus und Maria!«, flüsterte Jakob, der erst jetzt bemerkte, dass der Arm seines Bruders gekrümmt vom Körper abstand.
    »Es hätte für mich schlimm enden können, doch zum Glück brachte Hauser mich in Mühlhausen zu einem Bader, der dank seiner medizinischen Kenntnisse den Arm erhalten konnte. Auf unserer Reise hörten wir dann von einem Mann namens Thomas Müntzer, dem die Bauern angeblich in Scharen nach Mühlhausen folgten. Wir wollten ihn kennenlernen und machten uns ebenfalls auf den Weg nach Thüringen. Dort begeisterte uns Müntzer mit seinen Reden und Ansichten, sodass wir ihm unsere Dienste anboten. Alles verlief ohne Schwierigkeiten, bis Ende April die Bürger der Stadt Frankenhausen Müntzers Hilfe erbaten, da sie sich gegen ihren Stadtrat erheben wollten.«
    Peter verstummte, holte tief Luft und starrte auf die Tischplatte. Leiser Spott durchzog seine Stimme, als er weitersprach:
»Diese Stadt Frankenhausen, die so beschaulich am Südhang des Kyffhäusergebirges im Norden Thüringens liegt, wurde unsere Hölle.« Seine Augen, um die dunkle Schatten lagen, blickten ins Leere.
    »Ihr seid Müntzer dorthin gefolgt!«, schlussfolgerte Jakob.
    Peter nickte. Als er in Jakobs Augen sah, zwang ihn dessen Blick weiterzuerzählen. Peter schluckte, dann sprach er mit leiser Stimme: »In Frankenhausen hörten wir, dass die Heere verschiedener Fürsten sich zu einer großen Armee vereinigt hätten. Zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher