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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen
Autoren: Kajsa Arnold
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schrecklich. Wie konnte so etwas passieren? «
    »Ich weiß es nicht. Der Typ hat mir in keiner Weise etwas getan, er war sogar ausgesprochen höflich für einen Dieb, aber trotzdem hat mich der Überfall sehr verunsichert. «
    Jean greift nach meiner Hand und drückt sie zart. Es ist eine tröstende Geste und ich genieße sie.
    »Woher konnte der Räuber wissen, dass sich dieses wertvolle Stück in eurem Laden befindet?«
    »Das ist ja das Merkwürdige. Außer de m Geschäftsführer und mir wusste niemand, dass wir das Collier aufbewahren. Ich habe keine Erklärung dafür. Die Polizei hat auch ganz seltsame Fragen gestellt, als würde ich mit dem Dieb unter einer Decke stecken. Solch eine Erfahrung möchte ich nie wieder machen, das kannst du mir glauben.«
    Zustimmend nickt Jean. »Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Es tut mir leid, dass man dich all dem ausgesetzt hat, du hast keine Ahnung, wie sehr. Was hältst du davon, wenn wir in der Hotelbar noch ein Glas trinken, um deine Nerven zu beruhigen und dafür sorgen, dass du heute Nacht gut schläfst ?«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee.« Dankbar lächele ich ihn an.
     
    Nach meinem zweiten Alexander fühle ich mich schon wesentlich besser. Die grauen Wolken in meinem Kopf sind verschwunden und ich genieße Jeans angenehme Gesellschaft. Sämtliche Frauen in der Bar scheinen sich zu fragen, was ich mit diesem sensationellen Mann zu schaffen habe.
    »Du sagst, niemand hat gewusst, dass sich das Collier in eurem Tresor befindet?« , fragt Jean und sieht mich ernst an.
    »Nur de r Geschäftsführer und ich.« Kopfschüttelnd führe ich den Drink an meine Lippen.
    »Und der Besitzer«, murmelt Jean nachdenklich.
    »Ja, du hast recht, der Besitzer wusste natürlich auch Bescheid. Du meinst, er könnte hinter dieser Sache stecken?«
    Jean schaut mich grübelnd an. »Ich weiß es nicht. Aber ich habe schon die merkwürdigsten Dinge erlebt. Wenn der Eigentümer des Schmuckstücks zum Beispiel in Geldschwierigkeiten steckt, wäre es doch möglich, dass er es auf die Versicherungssumme abgesehen hat. Das hat es alles schon gegeben.«
    »Was machst du eigentlich beruflich?«, frage ich neugierig, denn er scheint mir doch über erstaunlich viel Hintergrundwissen zu verfügen.
    »Ich bin Privatdetektiv und arbeite für die Versicherung, die die Excelsior Ausstellung versichert.«
    »Oh«, kommt es mir über die Lippen. »Dann ist das morgen Abend also Arbeit für dich?«
    »Sagen wir mal so: Ich verbinde Arbeit mit Vergnügen. Wenn du mich begleitest, kann ich das nur als Genuss bezeichnen.« Seine Stimme ist ganz dunkel, als er das sagt, und die Schmetterlinge in meinem Bauch erwachen, torkeln beschwipst hin und her.
    »Dann werde ich dich gerne begleiten« , sage ich und spüre, wie ein aufrichtiges Lächeln über meine Lippen gleitet.
    Wir verlassen die Bar und erreichen unsere Etage. Ich öffne meine Zimmertür und drehe mich zu Jean um. »Danke für diesen unvergesslichen Abend , und dass du ein offenes Ohr für meine Probleme hattest.«
    »Sylvie«, murmelt Jean und umschließt mein Gesicht mit seinen Händen, »es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde. Du bist ein Geschenk des Himmels für mich.« Er küsst mich zärtlich auf die Stirn, dann wendet er sich ab, um in seinem Zimmer zu verschwinden.
     
    In dieser Nacht liege ich noch lange wach. Meine Gedanken kreisen nicht um den Überfall auf unser Geschäft, wie in den letzten Tagen, auch wenn wir eben noch darüber gesprochen haben. Sie kehren immer wieder zurück zu diesem wunderbarsten Kuss, den ich je in meinem Leben erhalten habe. Dass Jean danach so ein vollendeter Gentleman war, hat diesen Abend für mich vollends veredelt.
    Als ich spüre, wie ich in den Schlaf gleite, weiß ich, dass ich in dieser Nacht keinen Dämonen mehr davonlaufen werde.
     
    Wir haben als eine der Ersten die Ausstellung erreicht. Ich stehe bereits seit Minuten hingerissen vor einer der vielen Vitrinen und bestaune einen der Excelsior Diamanten. Dieser Diamant mit fast 1.000 Karat wurde 1893 gefunden. Er besitzt eine wunderschöne weißblaue Farbe und ist von ausgezeichneter Qualität. Durch das Schleifen wurde er in 21 einzelne Diamanten gespalten und in alle Welt verkauft. Einer von fast 50 Karat wurde in dem Ring verarbeitet, dem ich nun gegenüberstehe. Ich wünsche mir, ihn einmal an meinem Finger zu tragen. Juwelen mit einer so aufregenden Geschichte und von solchem Wert bekomme selbst ich nicht oft zu
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