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Schwindelfreie Luegen

Schwindelfreie Luegen

Titel: Schwindelfreie Luegen
Autoren: Kajsa Arnold
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»Ich wusste nicht, dass du Russisch sprichst!«, sage ich spitz und ärgere mich, dass ich mich nicht besser unter Kontrolle habe. Meine Probleme sind nicht seine, er hat meine Unhöflichkeit nicht verdient.
    Jean übergeht meinen unangemessenen Tonfall. »Nun, ich bin ein Mann mit vielen Talenten. Du hast aber anscheinend auch einige, die mir verborgen waren, oder woher weißt du, was Kowaljow auf Deutsch bedeutet?« Jean hebt fragend eine Augenbraue.
    »Mein russischer Großvater war mir ein ausgezeichneter Lehrer.« Bevor mich Jean weiter ausfragen kann, wird er von einem anderen Gast, den er zu kennen scheint, in ein Gespräch verwickelt.
    Ich wandere langsam die Vitrinen entlang. Ein wertvolles Karat nach dem anderen ist zu bewundern und die Gäste stehen Schlange, um auch ja alles in Augenschein zu nehmen.
    »Sie sollten vorsichtig sein, meine Liebe. Jean ist nicht das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint.«
    Ich drehe mich erschrocken um und sehe mich Alexej Kowaljow gegenüber. Er ist nicht sehr groß für einen Mann, ich muss sogar auf ihn hinunterblicken. »Ich weiß nicht, worauf Sie anspielen«, entgegne ich leicht gereizt.
    »Nun, Jean hat eine Schwäche für schöne Frauen, denen er bereitwillig Geschichten auftischt. Hat er Ihnen schon die von seinem Ring erzählt?«
    Hilfe suchend schaue ich mich nach Jean um, den ich aber nirgendwo erblicken kann. »Nein. Sie meinen er ist verheiratet?«, rate ich ins Blaue hinein.
    »Jean ist kein Mann, der sich an eine Frau bindet, aber warten Sie ab . Es wird nicht lange dauern, dann wird er Ihnen diesen Ring an Ihren Finger stecken. Freuen Sie sich nicht zu früh darüber, Sie sind nicht die Erste, bei der er diese Show abzuziehen versucht. Sie sollten vorsichtig sein ...«
    »Alexej!« Jeans schneidende Stimme taucht wie aus dem Nichts auf und er sagt schnell etwas auf Russisch, das ich nun doch nicht verstehe, aber es bewirkt, dass sich Alexej tief verbeugt und sofort das Weite sucht.
    Jean beugt sich zu mir, küsst meine Schläfe. »Entschuldige, aber ich darf dich wohl keine Sekunde allein lassen, genau wie diese Diamanten.« Er lächelt, doch das Lächeln erreicht seine Augen nicht. »Lass uns etwas essen.«
    „Ich mache mich kurz frisch und treffe dich dann am Buf fet«, sage ich schnell, dann folge ich den Hinweisschildern zu den Toiletten.
     
    Ich bin allein in dem schmalen Gang und anstatt die Damentoilette zu benutzen, verschwinde ich hinter der Tür der Herrentoilette.
    Der Mann im grauen Anzug, der mich dort erwartet, hängt schnell ein Zurzeit außer Betrieb -Schild von außen an die Tür.
    » Hallo, Helena, mich traf gerade fast der Schlag, als ich dich erkannt habe. «
    Er stützt die Hände am Waschbecken ab und keilt mich zwischen sich und dem Waschtisch ein. »Was treibst du hier mit diesem Typen in Cannes? Ich denke, du bist in Düsseldorf und nimmst dir ein paar Tage frei?«
    Ich fühle mich bedrängt. »Christian, hör auf mich zu verhören. Kovac hat mir einen Umschlag zukommen lassen, mit einer Zugfahrkarte und einer Hotelreservierung. Dieser Einladung bin ich gefolgt, ich habe mir gedacht, dass mir eine Auszeit guttun wird. Seit wann muss ich dir Rechenschaft über mein Privatleben abliefern? Ich fahre in ein paar Tagen wieder zurück, dann kümmere ich mich weiter um Kovac.«
    » Jetzt, wo du schon hier bist, kannst du uns auch helfen. Aber komme nicht auf die Idee, einen Alleingang zu planen, das kann ich auf keinen Fall billigen, Helena. Auch wenn du für einige Zeit eine kleine Juwelierangestellte mimen musstest, bist du immer noch Polizistin und unterstehst meiner Befehlsgewalt, vergiss das nicht. Ich glaube, diese ganzen Diamanten haben dir den Kopf verdreht.«
    Wütend mache ich mich von ihm frei und stemme die Hände in die Hüften. »Wie kannst du so etwas behaupten? Ich vergesse meinen Beruf nicht eine Sekunde lang. Das ist ja mein Problem!« Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen schießen, aber es gelingt mir, mich zusammenzureißen. Wie sehr ich mir manchmal wünsche, ein ganz normales Leben zu führen. Wie verdreht mein Leben ist, erkennt man doch bereits daran, dass ich unter meinem Decknamen unterwegs bin. Helena ist nur noch ein Phantom, das sich nachts in meinen Träumen ihren Sehnsüchten hingibt. Aber das geht Christian nichts an.
    » Hat er dir den Kopf verdreht?«, fragt Christian Elzhagen, mein Partner beim Bundeskriminalamt, und hebt fragend eine Augenbraue.
    » Du meinst den Mann, der mich begleitet?
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