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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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Internet an, setzte sich Rigoletto mit ernster Miene neben mich.
                „Wir
kommen mit der Wohnungssuche so nicht weiter“, sagte er.
                „Stimmt,
aber irgendwann wird sie kommen, die Traumwohnung zum erschwinglichen Preis und
ich werde die Erste sein, die die Anzeige sieht, weil
ich nichts anderes mehr tue, als mir Wohnungsanzeigen anzusehen.“
                „Es
gibt noch eine andere Möglichkeit“, begann Rigoletto vorsichtig.
                „Und,
die wäre?“ hakte ich nach und ergänzte: „Du überfällst eine Bank, versteckst
das Geld und ich kaufe von der Beute die Wohnung, während du im Knast sitzt?
Keine schlechte Idee! Aber es fällt mit Sicherheit auf, wenn ich plötzlich eine
Wohnung bar mit kleinen Scheinen bezahle.“
                „Nein.“ Rigoletto räusperte sich ernst. „Meine Eltern haben
angeboten, uns Geld zu geben.“
                „Nein“,
widersprach ich ohne jegliche Emotion in meiner Stimme.
    Damit war das Thema für mich beendet. Niemals würde ich von Ingrid
Geld nehmen, denn bestimmt würde sie im Gegenzug einen neuen Festnetzanschluss
fordern und natürlich bei der Wohnungssuche ein Wörtchen mitreden, damit
diesmal das Feng-Shui auch in Ordnung sein würde.
                „Genaugenommen
haben meine Eltern nicht nur angeboten, uns Geld zu geben, sie haben es schon
auf unser Konto überwiesen.“
    Ich verengte meine Augen zu kleinen Schlitzen, wie ich es mir von
Ingrid abgeschaut hatte, da ich wusste, dass Rigoletto dann Angst bekam. Meine nächsten Worte waren so scharf wie die Pfeile, die ein
Indianer auf ein feindliches Bleichgesicht abschoss.
                „Sie
haben uns Geld überwiesen? Woher wissen sie denn, dass wir Geld brauchen und
vor allem wie viel wir brauchen?“
                „Es
ist möglich, dass ich mich mit ihnen mal darüber unterhalten habe, als ich
neulich mit den Kindern in Paderborn war. Es gibt auch keinen Grund, unser
Wohnungsproblem vor meinen Eltern zu verheimlichen“, rechtfertigte sich Rigoletto trotzig.
                „Ich
möchte aber kein Geld von deinen Eltern annehmen“, erläuterte ich nun deutlich
diplomatischer. Ich wusste schließlich, dass mein Mann mit direkten Angriffen
auf seine Mutter nur schlecht umgehen konnte. Dabei brannte es mir förmlich auf
den Lippen zu sagen: „Ich will das dreckige Geld deiner Mutter nicht, das sie
anständigen Leuten mit ihren Frevel-Massagen und ihrem Kräuterkram aus dem
Rücken massiert. Außerdem: Bleibt dann genug Geld übrig für den Rotwein deines
Vaters, damit er es mit deiner Mutter aushalten kann?“
                „Mir
ist bewusst, dass du meine Eltern nicht magst“, bemerkte Rigoletto trotz meiner heroischen Bemühungen mit leidender Stimme. “Doch deswegen lasse
ich mir nicht verbieten, etwas von meinen Eltern anzunehmen. Es kann ja wohl
nicht sein, dass unsere Kinder in dieser Mausefalle groß werden, nur weil du
zwei Bemerkungen meiner Mutter in den falschen Hals bekommen hast!“
    Ich schluckte. Viermal. Dann zählte ich im Geiste bis 100. Und dann
tat ich etwas, was ich vor geraumer Zeit schon einmal getan hatte. Ich lief mit
offenen Augen in die Falle.
                „Gut“,
gab   ich mit ruhiger Stimme nach. „wir
nehmen das Geld an.“
    Rigoletto fielen vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf. Sein ganzer Körper fiel abrupt
nach hinten, als hätte ich ihm nicht zugestimmt, sondern ein Preisboxer ihm in
den Magen geschlagen.
    Er hatte offensichtlich mit deutlich mehr Gegenwehr gerechnet. Und
damit, dass er höchstens einen Punktsieg in der 15ten Runde erzielen würde.
Mein freiwilliger k.o. in der ersten Runde überraschte ihn. Mich auch, aber es
war wie damals bei unserer Hochzeit: Ich wollte etwas, und ich wollte es
sofort. Hätte ich damals nicht so krampfhaft heiraten wollen, hätte ich Ingrid
vielleicht schon vor der Hochzeit Gegenwehr geboten, statt sie zu umgarnen.
Vielleicht wäre dann vieles anders gelaufen. Nun wollte ich die Traumwohnung
und ich wollte sie sofort. Erneut nahm ich Ingrid in Kauf. Ein fataler Fehler,
denn Ingrid befand sich, wie gesagt, bereits mitten im Krieg. Und ich? Ich
verplemperte kostbare Zeit damit, mir einzureden, dass es so schlimm schon
nicht werden würde, statt die Messer zu wetzen.
    „Was soll Ingrid schon tun?“, beruhigte ich mich selbst, wenn ich
beim Gedanken an meine Schwiegermutter
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