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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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zu. Was ist los, Camille? Harten Tag gehabt?«
    »Harte Woche.« Ich zuckte mit den Schultern, fischte eine Handvoll Torado-Nüsse aus der Schale und steckte mir die salzigen Köstlichkeiten in den Mund.
    In letzter Zeit bestand mein Leben irgendwie nur noch aus schlechten Tagen, einer nach dem anderen. Mein Job war beschissen. Ich war beschissen in meinem Job. Mein Vater meckerte wieder ständig daran herum, wie ich den Haushalt führte. Verdammt, ich war eine Mondhexe, gehörte dem Zirkel der Mondmutter an, und ich arbeitete in Vollzeit für den YND. Zwischen meinen Aufträgen und den Zirkeltreffen und der Wilden Jagd, bei der ich mitlief, blieb mir kaum mehr Zeit zum Niesen, ganz zu schweigen davon, der Haushälterin zu helfen und daheim für Ordnung zu sorgen. Obendrein machte ich mir große Sorgen um meine Schwester Menolly und den neuen Auftrag, den man ihr zugewiesen hatte. Er war gefährlich – zu gefährlich, und ich hatte das scheußliche Gefühl, dass die es geradezu darauf anlegten, sie abstürzen zu lassen.
    »Was ist denn passiert?« Jahn warf sich das Wischtuch über eine Schulter und rückte klirrend die Flaschen im Regal hinter der Bar herum. Schließlich hielt er eine klare Flasche mit einer schokobraunen Flüssigkeit hoch. »Hier, probier das mal. Kommt aus dem Nebelvuori-Gebirge.«
    »Zwergenschnaps? Ist der nicht ein bisschen derb?«
    Er lächelte. »Zwerge mögen im Bett und bei Tisch ziemlich krude sein, aber sie lieben guten Schnaps, also dürfte der hier weich und rund schmecken.«
    Ich lachte zum ersten Mal seit Tagen. »Na dann, hinter die Kiemen«, sagte ich, stützte die Ellbogen auf den Tresen und sah mich um. Von Roche war immer noch nichts zu sehen. Er sollte doch hier sein. Mein Vorgesetzter hatte es mir praktisch garantiert. Und ich hatte eine knappe Zeitvorgabe – ich musste den Perversen finden, ehe er erneut zuschlug.
    Jahn schüttelte den Kopf und schenkte mir in ein kleines, bauchiges Glas ein. »Du benutzt manchmal so seltsame Ausdrücke, Camille. Aber irgendwie passen sie zu dir.«
    »Die habe ich meiner Mutter zu verdanken. Sie war menschlich, weißt du? Und sie hat ein paar Verbindungen zur Erdwelt beibehalten.« Und sie fehlte mir mehr, als Worte es beschreiben konnten. Seit ihrem Tod waren Jahre vergangen, aber ihr Verlust hatte eine klaffende Lücke in unserer Familie hinterlassen, die niemand füllen konnte.
    »Ich erinnere mich an sie. Sie war eine schöne Frau, und sehr liebenswürdig. Was meinst du, wirst du mal die Erdwelt besuchen, wenn sie die Portale endlich für Reisende öffnen?« Jahn schob mir das Glas hin und stützte die Ellbogen auf die Theke. Sein Blick war warm und herzlich. Er war einer der wenigen Freunde, auf die ich mich verlassen konnte und dem meine Schwestern und ich wirklich am Herzen lagen.
    Ich schnaubte. »Machst du Witze? Mann, ich komme schon in einer Welt kaum klar, von zweien ganz zu schweigen.« Doch ich schob den Gedanken nicht gleich beiseite. Vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee. Die Welt zu sehen, aus der meine Mutter stammte, könnte mir helfen, einiges an ihr besser zu verstehen. Na ja, mir blieb noch eine ganze Weile Zeit, darüber nachzudenken. Das Projekt würde erst in ein paar Jahren abgeschlossen sein.
    Jahn bedeutete mir, den Drink zu versuchen. Ich ließ eine Münze auf den Tresen fallen und sog den Duft ein, der aus dem Glas aufstieg. Das Aroma der Erntezeit stieg mir in die Nase, ein Geruch nach Moos und Bäumen und Steinkreisen.
    »Bist du sicher, dass die Zwerge den gemacht haben?«
    »Ich weiß. Ich war auch überrascht«, antwortete er. »Sie haben wohl irgendeine neue Destillationsmethode entdeckt oder so. Natürlich streng geheim. Koste mal. Du wirst überrascht sein.«
    Ich führte das Glas an die Lippen und nippte. Ich schmeckte warmen Honig und Zimt und dann – einen Nachgeschmack von Galgant, Hafer und … Kirmeth? Diese Knospen hatten eine heftige Wirkung in Verbindung mit Alkohol.
    Hustend wischte ich mir die Augen, wobei ich mich bemühte, das Kajal nicht zu verschmieren. »Holla, das ist um Längen besser als alles, was ich in letzter Zeit so getrunken habe. Schenk mir noch einen ein, bitte.«
    Er füllte ein neues Glas und schob es mir hin. »Warum bist du denn so nervös? Du kommst schon die ganze Woche völlig angespannt hier rein. Es sieht so aus, als wärst du auf etwas Bestimmtes aus, und ich weiß, dass du bisher nicht gefunden hast, was du suchst.«
    Er streckte die Hand aus und ergriff
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