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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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aber verkrüppelt und impotent war – und jetzt, zu früh, war die schreckliche Hochzeitsnacht da.
    Schließlich kehrte ich in die schmale Gasse zurück, zu dem heruntergekommenen Haus, dem alten Schuppen, zur Leiter, die zu dem bartlosen Alten ins oberste Geschoß führte.
    Oh, ich gab nicht kampflos auf! Sobald ich aus dem Haus war, kämpfte ich um jeden Zentimeter. Bis jetzt hatte ich für Anra nur spioniert und beobachtet, auch in dem kleinen Raum unter dem Dach. Ich hatte nicht selbst etwas tun müssen.
    Doch das Endergebnis war dasselbe. Ich zog mich die letzte Sprosse hinauf und klopfte an die schiefe Tür. Sie schwang auf, als ich sie berührte. In einem verqualmten Raum saß der bartlose Alte hinter einem großen leeren Tisch im Licht einer schlecht brennenden Lampe, und seine Augen waren so starr wie die eines Fisches, und sie waren auf mich gerichtet.«
    Ahura hielt inne, und Fafhrd und der Mausling spürten eine seltsame Kälte auf der Haut. Als sie aufblickten, sahen sie aus der schwindelerregenden Höhe wie geisterhafte Schlangen oder Dschungellianen dünne grüne Nebelschwaden herabwehen.
    »Ja«, sagte Ahura. »Wo er sich aufhält, gibt es immer Nebel oder Rauch.
    Drei Tage später kehrte ich zu Anra zurück und erzählte ihm alles – eine Leiche, die gegen ihren Mörder aussagte. Aber in diesem Fall genoß der Richter die Aussage, und als ich ihm von einem bestimmten Plan erzählte, den der alte Mann im Sinn hatte, stand eine unmenschliche Freude auf seinem Gesicht.
    Der alte Mann sollte als Lehrer und Arzt für Anra eingestellt werden. Das ließ sich ganz leicht einfädeln, da Mutter stets auf Anras Wünsche einging und vielleicht noch die Hoffnung hegte, daß er sich aus seiner Zurückgezogenheit lösen würde. Außerdem verfügte der Mann über eine seltsame Mischung aus Zurückhaltung und Kraft, die ihm sicherlich überall Zugang verschafft hätte. Nach wenigen Wochen hatte er unauffällig die Macht über alle Haushaltsangehörigen übernommen – einige, wie Mutter, ignorierte er, andere, zum Beispiel Phryne, machte er sich zunutze.
    Nie werde ich Anras Verhalten an dem Tag vergessen, als der alte Mann eintraf. Diese Begegnung sollte sein erster Kontakt mit der Wirklichkeit außerhalb der Gartenmauer sein, und ich spürte, daß er große Angst hatte ... Als sich die Stunden des Wartens in die Länge zogen, ging er auf sein Zimmer, und es war sicher nur der Stolz, der ihn davon abhielt, den Plan rückgängig zu machen. Wir hörten den alten Mann nicht kommen – nur die alte Berenice, die draußen das Silber zählte, schwieg plötzlich. Anra warf sich in der dunkelsten Ecke des Zimmers auf die Couch, und seine Hände umklammerten den Rand des Polsters, und seine Augen waren starr auf die Tür gerichtet. Dort erschien plötzlich ein schwankender Schatten, der immer dunkler und klarer wurde. Dann stellte der alte Mann seine beiden Taschen auf die Schwelle und blickte an mir vorbei auf Anra. Gleich darauf ging das erregte Keuchen meines Zwillingsbruders in ein schwach ächzendes Atmen über. Er war ohnmächtig geworden.
    An diesem Abend begann der neue Unterricht. Alles, was bisher geschehen war, wurde auf einer tieferen, seltsameren Ebene wiederholt. Da mußten Sprachen gelernt werden, aber keine Sprachen, die sich in menschlichen Büchern fanden. Rituale mußten angestimmt werden, doch sie galten keinen Göttern, die von normalen Menschen angebetet wurden; es mußten Zaubermittel geschaffen werden, doch nicht aus Kräutern, die ich kaufen oder stehlen konnte. Tag für Tag wurde Anra tiefer in die Lehre der inneren Dunkelheit eingeführt, in die Lehre von den Krankheiten und den unbekannten Mächten des Geistes, von den seit Urzeiten begrabenen Emotionen, die auf kleine Unreinheiten zurückzuführen sein müssen, welche die Götter in der Erde, aus der sie den Menschen formten, übersehen haben. Unmerklich wurde unser Haus ein Tempel des Scheußlichen, ein Kloster des Unsauberen.
    Und doch hatte das Verhalten der beiden nichts von einer perversen Orgie, von bösen Exzessen an sich. Was immer sie taten, wurde in strikter Selbstdisziplin und mystischer Konzentration vollbracht. Es gab kein Gehenlassen. Gewiß, sie strebten nach einem Wissen und einer Macht, die aus der Dunkelheit geboren waren, doch um dieses Ziel zu erreichen, waren sie zu jedem Opfer bereit. Sie waren förmlich religiös, doch mit einem Unterschied: ihr Ritual war die Verderbtheit, ihr Ziel ein Weltchaos, das ihre übermächtigen
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