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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei
Autoren: Fritz Leiber
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ihren auffälligen schwarzen, rotbraunen und regenbogenfarbigen Zeremonienfellen, tranken gewaltig, aber diskret und tauschten schlau wie Ilthmarts ihre Bernstein- und Ambra-Stücke, ihre Schneediamanten, die nur in der Nacht sichtbar waren, ihre schimmernden Tierfelle und ihre Eisgräser gegen Gewebe, scharfe Gewürze, gehärtetes Eisen, Honig, Wachskerzen, Feuerpulver, das mit farbigem Zischen aufflammte, und andere Produkte des zivilisierten Südens. Trotzdem achteten sie darauf, nur in Gruppen unterwegs zu sein, und gar mancher plagte sich mit einer triefenden Nase.
    Es war nicht das Schachern und Handeln, gegen das die Frauen Einspruch erhoben. Ihre Männer stellten sich dabei sogar ausgesprochen geschickt an, und sie – die Frauen – hatten in erster Linie den Vorteil davon. Die Tauscherei war ihnen sogar weitaus lieber als die gelegentlichen Piratenzüge, die die unternehmungslustigen Männer an der Ostküste des Äußeren Meers entlang tief in den Süden führten, hinaus aus der unmittelbaren Reichweite matriarchalischer Aufsicht und – wie die Frauen manchmal befürchteten – auch aus der Reichweite ihrer mächtigen weiblichen Zauberkräfte.
    Schneewinkel war der südlichste Punkt auf den Wanderungen des gesamten Schnee-Clans, dessen Mitglieder ihr Leben zumeist in der Eis-Öde verbrachten und in den Vorbergen des unerforschten Riesengebirges und der noch weiter im Norden liegenden Gebeine der Alten, und so bot dieses mittwinterliche Lager die einzige Gelegenheit im Jahr, friedlich mit unternehmungslustigen Mingols, Sarheenmarern und Lankhmarern zu handeln. Gelegentlich verirrte sich aus dem Osten auch ein Wüstenbewohner herauf, in einen schweren Turban gekleidet, bis zu den Augen verhüllt und mit Handschuhen und Stiefeln gegen die Kälte geschützt.
    Auch hatte die Frauen nichts gegen das Saufen. Ihre Männer konnten zu allen Zeiten einen guten Trunk vertragen – Met und Ale und sogar den selbstgebrauten weißen Schneekartoffel-Brandy, ein weitaus durchschlagenderes Getränk als die Weine und Schnäpse, die normalerweise die Händler mitbrachten.
    Nein, was die Schneefrauen so in Harnisch brachte und was sie jedes Jahr dazu verleitete, einen kalten Krieg gegen ihre Männer anzuzetteln, bei dem keine materiellen oder magischen Rücksichten genommen wurden, war die Theatershow, die unweigerlich mit den Händlern nach Norden gezogen kam, deren mutige Darsteller sich blaue Gesichter und angefrorene Beine holten, aber nichtsdestoweniger interessiert waren am weichen Gold des Nordens und an einem anspruchslosen, wenn auch wilden Publikum – eine derart blasphemische und obszöne Show, daß die Männer für die Vorstellungen die Gotteshalle leerten (da doch Gott nicht zu schockieren war) und der Jugend und den Frauen den Zutritt verweigerten; eine Show, deren Darsteller nach Auffassung der Frauen ausschließlich schmutzige alte Männer und noch schmutzigere, ausgemergelte Südmädchen waren, denen die Moral so locker saß wie die Verschnürung ihrer kärglichen Kleidung, wenn sie überhaupt etwas anhatten.
    Die Schneefrauen übersahen, daß ein ausgemergeltes Mädchen, dessen anstößige Blöße in der zugigen Gotteshalle ausschließlich aus blauer Gänsehaut bestehen mußte, kaum erotische Anziehungskraft ausüben konnte, ganz abgesehen davon, daß es Erfrierungen riskierte.
    So kam es also, daß die Schneefrauen jeden Mittwinter zu zischen und zu murmeln und zu schleichen begannen und mit verkrusteten Schneebällen große Männer bewarfen, die sich würdevoll aus der Schußlinie brachten, und daß sie dann und wann einen Alten, einen Verkrüppelten oder einen Betrunkenen schnappten und tüchtig verprügelten.
    Dieser äußerlich komische Kampf war jedoch im Grunde ziemlich ernst. Besonders im gemeinsamen Zusammenwirken verfügten die Frauen anscheinend über mächtige Zauberkräfte, die sich besonders im Element des Winters und seiner Folgen äußerten: durch Glätte, durch ein plötzliches Frostgefühl, durch das Festkleben von Haut an Metall, durch die Zerbrechlichkeit von Gegenständen, durch die gefährliche Masse schneebeladener Bäume und Äste und die weitaus größeren Massen von Lawinen. Und es gab keinen Mann, der nicht ein wenig Angst hatte vor der hypnotischen Kraft der eisblauen Frauenaugen.
    Jede Schneefrau war – gewöhnlich mit Hilfe der übrigen – bestrebt, ihren Mann absolut in der Gewalt zu behalten, obwohl sie ihn scheinbar frei herumlaufen ließ, und es gab Gerüchte, daß
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