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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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nachschickten, und rannte wie von Furien gehetzt auf eine dunkle Eichentür zu, die ins Innere des Towers führte. »Verdammtes Miststück!«, knurrte der hochgewachsene Ritter und rieb sich – weitere Verwünschungen ausstoßend – die brennende Stelle, während sich sein von der Kapuze verdecktes Gesicht zu einer Grimasse der Wut verzerrte. Die grüngesprenkelten Braunaugen blitzen mordlustig im gedämpften Licht einer Pechfackel, als er sich aufrichtete und die Neuankömmlinge mit einem eisigen Blick bedachte. Die laue Luft des Sommerabends schien sich mit einem Mal in einen stinkenden Pesthauch verwandelt zu haben und nur mit Mühe und Not ignorierte der Breitschultrige den schmerzhaften Druck, der ihm die Lendengegend sprengen wollte.
    »Was um alles in der Welt war denn das?«, wandte sich die größere der beiden vermummten Gestalten mit herrischer Stimme an Catherines Bedränger, der den Zwischenfall mit einem Schnauben und einer wegwerfenden Geste abtat. An der Linken des Sprechers prangte ein auffälliger Ring mit einem goldenen Kreuz, dessen blutroter Granat das Licht in funkelnden Facetten brach. »Nichts, Mylord«, erwiderte der Ritter, den Catherines Tritt getroffen hatte. Ohne dass es ihm bewusst wurde, legte er die Hand an den Knauf seines Schwertes, das unter dem dicken Stoff seines Umhanges verborgen war, und presste die Kiefer aufeinander. Bevor er nach einem Räuspern heiser fortfuhr, blickte er sich forschend um. »Warum seid Ihr noch hier?«, fragte er. Leichtes Unbehagen schwang in der Frage mit, und mit einer höflichen Geste forderte er die beiden anderen dazu auf, ihm zu der Tür zu folgen, durch die seine bereits im Netz zappelnde Beute vor wenigen Augenblicken entwischt war. Als das gut geölte Schloss hinter ihnen einrastete, wandte er sich an den Mann mit dem Granatring: »Ich dachte, wir hätten alles geklärt.« Die Augen des Angesprochenen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er mit einem missfälligen Stirnrunzeln zu dem Ritter aufblickte. »Das haben wir auch«, versetzte er verächtlich und wies mit dem Kinn auf die Gestalt, die wie ein geprügelter Hund hinter den beiden herschlich. »Arundel und ich hatten nur noch ein paar unwesentliche Details zu besprechen.« Er zögerte einen kaum merklichen Moment lang, bevor er schroff fortfuhr. »Folgt mir in das Gemach eines meiner Männer. Dort können wir noch einen Krug Wein miteinander teilen.«
    Schweigend eilten sie die im Halbdunkel liegenden Gänge der Festung entlang, tief ins Herz des Bollwerkes, bis sie schließlich die Tür einer bescheidenen Kammer erreichten. Nachdem der Anführer des Kleeblattes zwei Mal dröhnend die Faust gegen das trockene Holz hatte donnern lassen, öffnete ein nervöser Bursche in einem einfachen Mönchsgewand, dessen Tonsur im Schein des munter prasselnden Feuers glänzte. »Herr.« Seine Stirn berührte beinahe die kalten Steinquader, als er in eine tiefe Verbeugung sank. »Seid willkommen.« Ohne den jungen Mann einer Antwort zu würdigen, stürmten die drei Vermummten an ihm vorbei in das überheizte Gemach, wo sie sich nach Sitzgelegenheiten umsahen. Die Blicke interpretierend, schaffte der Mönch zwei weitere Schemel aus einer kleinen Nische herbei, stellte drei kostbare Trinkgefäße auf das runde Tischchen in der Mitte des Raumes und eilte zu der Feuerstelle, über der ein Krug Wein ein betörendes Aroma verströmte. Unter unverständlichem Gemurmel füllte er die Kelche, reichte jedem der Männer einen dampfenden Trunk und folgte daraufhin der Aufforderung zu verschwinden.
    »Ihr seid ein elender Feigling, William of Arundel!« Die Stimme des untersetzten, grauhaarigen Mannes, der – kaum war die Tür hinter dem katzbuckelnden Diener ins Schloss gefallen – ungeduldig die dunkle Kapuze zurückgeschlagen hatte, triefte vor Verachtung. »Niemand wird sich auch nur einen Dreck darum scheren, woher die Sachen stammen, wenn sie erst einmal in den Krypten unserer Kirchen liegen!« Er setzte einen der edelsteinbesetzten Goldkelche an die Lippen und trank durstig. »Alles, was zählt, ist, dass Ihr nicht mit leeren Händen zurückkommt.« Der kleinere der beiden Männer, der auf den Namen Arundel hörte, spürte den verächtlichen Blick des Dritten auf sich. Nervös fuhr er sich mit der Hand über die hohe Stirn und sah unsicher von dem Grauhaarigen zu dem Hünen, dessen amouröses Abenteuer ein so unverhofftes Ende gefunden hatte. Mit den feingliedrigen Händen wirkte er nicht gerade wie ein
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