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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp
Autoren: Terry Pratchett
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Männer zuckten zusammen, als Kaffeetrinken jäh herumwirbelte, nach einem Stuhl griff, ihn umdrehte und dann am Tisch Platz nahm. Drei von ihnen hatten bereits die Hand am Schwert.
    »Ich habe kaum welche«, sagte Kaffeetrinken in entschuldigendem Tonfall. »Aus irgendeinem Grund ist es mir nie gelungen, welche zu finden. Andererseits habe ich überhaupt keine Feinde. Nicht einen einzigen. Das ist doch was, oder?«
     
    Kaffeetrinken hatte nachgedacht, in seinem summenden, knisternden und funkenstiebenden mentalen Universum. Seine Überlegungen betrafen die Unsterblichkeit.
    Er mochte durch und durch verrückt sein, aber er war gewiß kein Narr. In der Assassinengilde gab es Gemälde und Büsten von Mitgliedern, die früher einmal… Halt, nein, das stimmte nicht. Die Bilder und Büsten zeigten berühmte Klienten früherer Mitglieder. Ein nicht weit entfernt angebrachtes, auffällig bescheidenes Messingschild teilte knapp mit: »Er/sie hat dieses Tal der Tränen am 3. Gruni im Jahr des seitlichen Blutegels verlassen, mit Hilfe des Ehrenw. K. W. Dobson (Schlangenhaus).« In vielen Bildungsinstituten, die etwas auf sich hielten, standen Denkmäler der Personen, die ihr Leben für Monarchie und Vaterland geopfert hatten. Bei der Assassinengilde verhielt es sich ähnlich; der einzige Unterschied betraf die Frage, wessen Leben geopfert worden war.
    Jedes Gildenmitglied wünschte sich einen Platz bei den Gemälden und Büsten, denn sie verhießen Unsterblichkeit. Je wichtiger der Klient, desto diskreter und bescheidener war das entsprechende Messingschild – was den eigenen Namen ins Zentrum der Aufmerksamkeit aller Besucher zwang.
    Wenn man wirklichen Ruhm errang, mußte der eigene Name auf dem Schild nicht einmal erwähnt werden…
    Kaffeetrinken fühlte die Blicke der fünf Männer am Tisch auf sich ruhen. Es ließ sich kaum feststellen, was Banjo dachte (oder ob er überhaupt dachte), doch den vier anderen gingen vermutlich Gedanken folgender Art durch den Kopf: Aufgeblasener Schnösel, so arrogant wie alle Assassinen. Glaubt, die Weisheit für sich gepachtet zu haben. Ich könnte ihn mit einer Hand erledigen, kein Problem. Aber… man erzählt sich Geschichten. Und die Augen… Da bekomme ich eine Gänsehaut…
    »Worin besteht der Job?« fragte Hühnerdraht.
    »Assassinen erledigen keine Jobs«, sagte Kaffeetrinken. »Sie erbringen Dienstleistungen. In diesem besonderen Fall könnt ihr dadurch pro Kopf zehntausend Doller verdienen.«
    »Das ist viel mehr als der Diebesgildentarif«, meinte Mittlerer Dave.
    »Ich habe die Diebesgilde noch nie gemocht«, sagte Kaffeetrinken, ohne den Kopf zu drehen.
    »Warum nicht?«
    »Dort stellt man zu viele Fragen.«
    »Wir stellen keine Fragen«, erwiderte Hühnerdraht sofort.
    »Dann kommen wir sicher gut miteinander aus«, sagte Kaffeetrinken. »Trinkt noch etwas, während wir auf die anderen Mitglieder unserer kleinen Truppe warten.«
    Hühnerdraht sah, wie sich die Lippen des Mittleren Dave um das Wort »Wer« wölbten. Eine solche Frage hielt er derzeit für nicht besonders klug, deshalb trat er dem Mittleren Dave unterm Tisch ans Bein.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt. Jemand kam herein, wenn auch nur gerade so eben. Die Gestalt passierte den Spalt und schob sich an der Wand entlang, ganz offensichtlich bemüht, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Allerdings fiel sofort auf, daß sie darin nicht viel Übung hatte.
    Über den hochgeklappten Kragen hinweg spähte der Unbekannte zum Tisch hinüber.
    »Das ist ein Zauberer «, sagte Pfirsich.
    Die Gestalt eilte näher und zog sich einen Stuhl heran.
    »Nein, stimmt nicht«, flüsterte sie. »Ich bin inkognito hier!«
    »Na schön, Herr Gnito«, brummte Mittlerer Dave. »Du bist also jemand mit einem spitzen Hut. Wenn ich vorstellen darf… Mein Bruder Banjo. Pfirsich. Und Hühnerdraht…«
    Der Zauberer richtete einen verzweifelten Blick auf Kaffeetrinken.
    »Ich wollte nicht kommen!«
    »Herr Sideney ist tatsächlich ein Zauberer«, sagte Kaffeetrinken. »Beziehungsweise ein Student der Unsichtbaren Universität. Allerdings hat ihn das Glück im Stich gelassen. Daher seine Bereitschaft, unsere Bemühungen zu unterstützen.«
    »Wie sehr hat ihn das Glück im Stich gelassen?« fragte Mittlerer Dave.
    »Es kam zu einer bedauerlichen Fehleinschätzung in bezug auf eine Wette«, erläuterte er.
    »Eine Wette, die du verloren hast?« fragte Hühnerdraht.
    »Ich habe meine Schulden pünktlich bezahlt«, betonte Sideney.
    »Ja, aber
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