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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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einen Mann zum Heiraten zu
finden, die Sache mit den Kindern hinter sich zu bringen und in eine bessere
Villa zu ziehen. Als Vebjørn mit ihr Schluss machte, lag dieser Tag noch in
weiter Ferne, aber Vebjørn wusste, dass er irgendwann kommen würde. Auch wenn
er gelegentlich glaubte, dass er Bette Line liebte, und obwohl er nie seine
Lust unterdrücken konnte, nahm er ihr Verhältnis zu keiner Zeit wirklich
ernst. Er war vierzig und sie sechsundzwanzig. Er war verheiratet und hatte
zwei Kinder. Sie hatte noch nicht einmal angefangen, sich über diese Seite des
Daseins Gedanken zu machen. Vebjørn war überzeugt, dass sie, genau wie er,
ihr Verhältnis eigentlich als gestohlene Zeit betrachtete. Er ging davon aus,
dass sie eigentlich keine Lust mehr darauf hatte, die Rolle seiner Geliebten zu
spielen.
    Auch wenn die launischen Bocksprünge und Ideen seines Chefs
an Vebjørn vorübergingen, war er doch die ganze Zeit auf der Hut – vor
allem, weil Spenning seine kleine Schwäche kannte. Vebjørn wusste natürlich,
dass es nicht sehr schlau war, einem tyrannischen Chef die eigene Schwäche zu
offenbaren, aber sie war nun einmal dergestalt, dass sie sich schlecht
verheimlichen ließ. Und wenn Vebjørn erst einmal ein paar Tage im Bett
bleiben musste, akzeptierte der Reeder das ohne weiteres, ohne eine
Krankschreibung zu verlangen oder die Sache auf andere Art zu verfolgen.
Dennoch: Vebjørn war auf der Hut, jeden Tag.
    Wenige Wochen, nachdem Spenning Brede Gran eingestellt hatte,
wusste Vebjørn, dass er die Initiative ergreifen musste, ehe die Initiative
ihn ergriff. An Gran war nichts Besonderes. Er war ein normaler Mann aus Oslos
Westen. Ausgestattet mit der waschechten Bonität seiner großbürgerlichen
Herkunft, verfügte er gleichwohl über das Radar eines Opportunisten. Er
schmeichelte dem Chef wie ein Nerz dem Hals einer schönen Frau. Es stellte
sich heraus, dass Brede Gran der konsequenteste Jasager war, der Vebjørn je in
den Fluren von Spenning & Co begegnet war. Er war ein Mann, der sich nicht
schämte, die Ideen anderer zu stehlen und sie zu seinen
Visionen
zu
machen. Seine Rückgratlosigkeit war dermaßen offensichtlich, dass Vebjørn
zum ersten Mal Zweifel an Georg Spennings Urteilsvermögen kamen.
    Grans Dienstantritt machte sich in Vebjørns Arbeitsalltag
zunächst nur wenig bemerkbar. Es wurden keine demütigenden Tänzchen
aufgeführt, es gab keine Skandale, nichts, was beim Personal Gerüchte
aufkommen ließ. Vebjørn ging seinen Aufgaben nach und erstattete Bericht wie
bisher. Aber er spürte, dass er in ein Fahrwasser geraten war, in dem es jeden
Tag schwieriger wurde, die Kontrolle und die Übersicht zu behalten. Er merkte
sich, an welchen Projekten Georg Spenning den neuen Mann mitarbeiten ließ, wie
viel Vertrauen ihm entgegengebracht wurde. Er merkte sich, dass der Reeder nach
Brede Grans Empfehlungen handelte – egal wie unklug und wenig strategisch
fundiert sie waren. Eines von Grans Steckenpferden waren
Offshore-Investitionen. »Mir scheint, du wirst alt und müde«, hatte Spenning
geschmunzelt, als Vebjørn ihm von einer solchen Strategie abriet. Vebjørns
Argumente, dass das Parlament noch lange nicht über die Ölgeschäfte
entscheiden würde, dass die Arbeiterpartei einer rein privat betriebenen
Ölförderung in der Nordsee garantiert Steine in den Weg legen würde und dass
das Parlament aller Wahrscheinlichkeit nach eine staatliche Lösung des
Problems anstreben würde, hatten bei dem Reeder nichts als gutmütige
Herablassung ausgelöst. Da wusste Vebjørn, dass es für ihn nur noch eine
Frage der Zeit war. Immer seltener teilte er die Beschlussgrundlagen von
Spenning und dessen neuem Lakai. Ein einziges Mal sprach er seine Zweifel aus
und merkte sofort, wie sehr Georg sich beherrschen musste, um nicht so zu
reagieren, wie er es bei jedem anderen Mann mit weniger Ansehen und
Vertrautheit getan hätte. Die Reaktion war der Beweis, dass etwas im Anmarsch
war.
    Vebjørn wählte den folgenden Donnerstag. Er hatte einen
Auftrag über zwölf Millionen an Land gezogen. Er hatte dem Reeder die Papiere
und Zahlen eigenhändig vorgelegt. Er hatte
Take five
durchgestanden,
ebenso wie die vulgären Metaphern des Reeders für seine eigene
Großartigkeit. Er hatte
Leroy Brown
abgewartet, die Zigarre im
Mundwinkel, Sinatras Bellen und dass Georg sich in seinem gepolsterten
Ledersessel zurücklehnte und brüllte:
    »Hol dich der Teufel,
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