Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Rauch

Schwarzer Rauch

Titel: Schwarzer Rauch
Autoren: Stefanie Hasse
Vom Netzwerk:
wachsen, wie sie wollte, hielt er an. Die Anlage um die Wege herum wurde von Darians Mentor Sven, einem Mann mittleren Alters mit botanischen Fähigkeiten in Zaum gehalten. Hecken schneiden musste hier keiner, Sven befahl der Hecke, nicht zu wachsen oder aber die gewünschte Form anzunehmen. Wie praktisch, oder?
    Nun liefen wir direkt auf die wilde Hecke zu. Darian hielt ein paar Äste zur Seite, damit ich mich nicht an den teilweise dornenbewachsenen Sträuchern verletzte.
    »Sieh mal her.« Darian trat einen letzten Schritt und gelangte so auf einen kleinen Platz, inmitten der hohen Ranken der Hecke. Wir befanden uns in einer von Pflanzen geschaffenen, grünen Höhle. Voller Ehrfurcht für die Natur, die mich hier umgab, blickte ich erst nach einer nochmaligen Aufforderung Darians in die Richtung, in die er deutete.
    Hier vor allen neugierigen Blicken versteckt, lag eine Hündin mit vier Welpen. Die Mutter war pechschwarz, konnte jedoch ihre Liaison mit einem bunten Rüden nicht verbergen. Die Welpen waren die Beweise: Von braun schattiert, beige gefleckt bis hin zu schwarz mit weißem Gesicht oder weißer Pfote war alles dabei. Darian gab einen jaulenden oder auch bellenden Laut von sich. Die Hündin stieß daraufhin das kleine schwarze Fellknäuel mit der weißen Nase kurz an, packte es am Genick und kam auf uns zugelaufen.
    »Sie möchte, dass du die Patin ihrer Kleinen wirst. Ich habe ihr von dir erzählt und sie erachtet dich für würdig. Laut Sina ist deine Hündin vor kurzem gestorben? Ilvy, oder?«
    »Du hast ihr von mir erzählt?«, fragte ich ungläubig, aber gleichzeitig geschmeichelt. Darian hatte sich über mich erkundigt. Er wusste, dass mich meine Ilvy, die schon seit meinem neunten Lebensjahr an meiner Seite war, verlassen musste.
    »Ich komme oft hierher. Die Babys sind jetzt rund vier Wochen alt und ihre Mutter bleibt ständig bei ihnen, damit ihnen nichts passiert. Ich versorge sie mit Fressen. Schon während ihrer Tragezeit hat sie mich um Hilfe gebeten.«
    Ich war völlig fasziniert. Es musste eine tolle Gabe sein, mit den Tieren sprechen zu können. Hunden wird ja nachgesagt, sie seien die besten Freunde der Menschen. Aber sich mit diesen Freunden unterhalten zu können? Was hätte ich für Antworten und Ratschläge von Ilvy gegeben, als ich ihr von meinen Problemen erzählt und so meine Seele erleichtert hatte.
    »Das muss doch traumhaft sein!«, sprach ich meinen Gedanken laut aus.
    »Was meinst du? Das Verstehen? Es ist richtig cool. Anfangs etwas verwirrend. Als würde man versuchen, hunderte Fremdsprachen auf einmal zu erlernen, aber mittlerweile habe ich das gut im Griff. Ich verstehe die Sprachen intuitiv und antworte automatisch in der richtigen. Bis auf das Verständigungsproblem mit der Eule.« Er hob wieder entschuldigend die Schultern. »Aber deine Gabe ist doch auch toll. Du kannst in unsere Köpfe sehen. Ich wäre total neugierig, was bei manchen so vorgeht.«
    Ich wollte schon den Mund aufmachen, um ihm zu sagen, dass ich das meiste nicht wissen wollte und dass ich auch nie die Absicht hatte, irgendwas von ihm zu lesen. Ich wollte nicht, dass auch er sich darüber ärgerte. Als mir meine vorsorgliche Entschuldigung schon auf der Zunge lag fuhr Darian fort:
    »Am meisten würde mich interessieren, wie es in dir aussieht.« Er kam näher und ganz kurz hatte ich den Eindruck, als wollte er mich berühren. Mein gesamtes Inneres begann zu kribbeln, mein Herz drohte aus der Brust zu springen. Nach einem kurzen Zögern beugte er sich zu mir herunter.
    Das war einer dieser Momente, die ich nie im Leben vergessen würde. Die Welt um uns herum schien mit jedem Millimeter, den er überbrückte, mehr zu verblassen. Es gab nur ihn und mich in der Unendlichkeit. Ich kostete die Vorfreude auf seine Lippen aus, ergab mich seinem Geruch, verlor mich in der Erwartung unseres ersten Kusses. Ich spürte seine Wärme, seinen Atem, noch ehe er mich berührte. Jede einzelne meiner Zellen stand in Flammen. Wie nach einer inneren Explosion jagten Glückshormone durch meinen Körper hindurch, die meine Sinne hypersensibilisierten. Ich spürte Darians Berührung, konnte ihn riechen, ihn schmecken. Dieser Kuss schien sich über Stunden zu ziehen und ich nahm jede einzelne Sekunde davon wahr.
    Das Wort »Seelenverwandte« zog in einem Hoffnung schenkenden Grün vor meinem inneren Auge vorbei. Unser Mond segnete uns in genau diesem Moment der ersten tiefen Verbundenheit und brachte unsere Seelen zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher