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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman
Autoren: Dean R. Koontz
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unangenehmen Gedanken nicht loswerden, dass dies nichts mit seiner Karriere zu tun hatte, dass dieses Gefühl einer Bedrohung eine völlig andere Ursache hatte, dass etwas Merkwürdiges zwar von seinem Bewusstsein noch nicht erkannt wurde, dass aber sein Unterbewusstsein es schon registriert und durch diese im Schlaf notierte Botschaft versucht hatte, sich Gehör zu verschaffen.
    Nein. Unsinn. Das waren nur Fantasiegespinste eines Schriftstellers, weiter nichts. Die beste Medizin für ihn war jetzt Arbeit.
    Außerdem wusste er aus seiner Lektüre zu diesem Thema, dass die meisten erwachsenen Schlafwandler nicht lange unter dieser Heimsuchung litten. Nur wenige machten solche Erfahrungen häufiger als ein halbes Dutzend Mal mit, und gewöhnlich war nach höchstens sechs Monaten alles wieder in bester Ordnung. Er hatte also gute Chancen, dass sein Schlaf nie wieder von mitternächtlichen Wanderungen gestört würde, dass er nie wieder unbequem zusammengekrümmt mit steifen Gliedern in der hintersten Ecke eines Wandschrankes aufwachen würde.
    Er löschte den unerwünschten Text von der Diskette und setzte die Arbeit an Kapitel 18 fort.
    Als er wieder auf die Uhr schaute, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass es schon nach ein Uhr und somit längst Zeit fürs Mittagessen war.
    Sogar für Südkalifornien war dieser Tag Anfang November sehr warm, deshalb aß er auf der Veranda. Die Palmen rauschten in einer leichten Brise, und die Luft duftete nach Herbstblumen. Laguna Beach fiel lieblich zum Ufer des Pazifiks hin ab.
    Der Ozean funkelte im Sonnenlicht.
    Dom trank den letzten Schluck Coke, warf den Kopf zurück, blickte zum strahlend blauen Himmel empor und lachte plötzlich auf. »Siehst du -keinerlei Gefahr! Keine herabstürzenden  Ziegelsteine. Kein Damoklesschwert.« 
    Es war der 7. November.

2. Boston, Massachusetts
    Allein schon der Gedanke, dass sie in Bernsteins Delikatessengeschäft einmal irgendwelche Schwierigkeiten bekommen könnte, wäre Dr. Ginger Weiss absurd vorgekommen, aber gerade dort nahm alles seinen Anfang - dort ereignete sich der Vorfall mit den schwarzen Handschuhen.
    Normalerweise konnte Ginger Probleme aller Art bewältigen.
    Sie liebte die Herausforderungen des Lebens, maß daran ihre Kräfte. Sie hätte es langweilig gefunden, wenn ihr Weg immer leicht und ohne Hindernisse gewesen wäre. Es war ihr bisher nie in den Sinn gekommen, dass sie einmal mit Problemen konfrontiert werden könnte, denen sie nicht gewachsen war.
    Das Leben hält nicht nur Herausforderungen aller Art bereit, es erteilt auch Lektionen. Manche dieser Erfahrungen sind leicht zu verarbeiten, manche schwer.
    Und es gibt geradezu verheerende Erfahrungen.
    Ginger war intelligent, hübsch, ehrgeizig, ausdauernd, arbeitsam und eine ausgezeichnete Köchin, aber ihr wichtigster Vorteil im Lebenskampf bestand vielleicht darin, dass niemand sie auf den ersten Blick ernst nahm. Sie war schlank und zierlich und wirkte so zerbrechlich wie ein Porzellanfigürchen. Die meisten Menschen unterschätzten sie wochen-oder auch monatelang und begriffen erst mit der Zeit, dass mit diesem kleinen Persönchen nicht zu spaßen war, dass Ginger sich als Kollegin, aber auch als Konkurrentin und Gegnerin sehr wohl behaupten konnte.
    Die Geschichte von dem Überfall auf Ginger war im >Columbia Presbyterian< in New York, wo sie - vier Jahre vor der Katastrophe in Bernsteins Delikatessengeschäft -als Assistenzärztin beschäftigt gewesen war, geradezu zur Legende geworden.
    Sie hatte damals, wie alle Assistenzärzte, oft sechzehn Stunden oder noch länger gearbeitet, Tag für Tag, und nach solchen Schichten hatte sie gerade noch die Kraft gehabt, sich völlig erschöpft von der Klinik nach Hause zu schleppen. An einem heißen, schwülen Samstagabend im Juli machte sie sich nach einem besonders mörderischen Arbeitstag kurz nach zehn Uhr auf den Heimweg - und wurde von einem primitiven Kerl angegriffen, der mit seinen riesigen Pranken, den muskelstrotzenden Armen und der fliehenden Stirn große Ähnlichkeit mit einem Neandertaler hatte.
    »Wenn du schreist«, knurrte er, während er sich auf sie stürzte und ihr einen Arm auf den Rücken verrenkte, »schlag ich dir deine verdammten Zähne aus. Hast du mich verstanden, du Nutte?«
    Es waren keine Fußgänger in der Nähe, und alle Autos standen zwei Blocks entfernt an einer Ampel. Es war keine Hilfe in Sicht.
    Er zog sie in einen schmalen Durchgang zwischen zwei Gebäuden, in eine mit Abfällen
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