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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman
Autoren: Dean R. Koontz
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auf den sie ihre Hände gelegt hatte. In seinen Augen standen Tränen. Sie ahnte, was in ihm vorging. Als Priester hatte er sich zum Zölibat verpflichtet, hatte sich um Gottes willen viele Opfer auferlegt, musste auf viele Freuden des weltlichen Lebens verzichten. Er wusste, was Opfer waren, aber keines seiner Opfer ließ sich mit dem vergleichen, das diese Geschöpfe im Namen ihrer Sache auf sich genommen hatten.
    Parker sagte: »Aber um fünf andere intelligente Spezies zu entdecken -bei diesen gewaltigen Entfernungen und der geringen Wahrscheinlichkeit, auf Leben zu stoßen -, müssen sie sehr viele solcher Schiffe ausschicken.«
    »Wir glauben, dass sie alljährlich Hunderte ausschicken, vielleicht sogar Tausende - und dass sie, als dieses Raumschiff hier die Heimat verließ, schon seit über 100.000 Jahren solche Flüge unternahmen. Wie schon gesagt, das ist ihre Religion und ihr eigentlicher Lebenssinn. Die anderen fünf Spezies, die sie entdeckt haben, befanden sich alle innerhalb eines Umkreises von 15.000 Lichtjahren von ihrer eigenen Heimat entfernt. Vergessen Sie nicht - selbst wenn sie in dieser Entfernung eine Intelligenz ausfindig machen, erfahren sie erst 15.000 Jahre später etwas davon, denn so lange dauert es, bis die Botschaft ihre Heimat erreicht. Können Sie sich jetzt wenigstens eine kleine Vorstellung vom Engagement dieser Geschöpfe machen?«
    »Die meisten Schiffe«, sagte Ernie, »müssen doch losfliegen und nie zurückkehren - und nie einen Erfolg erleben. Die meisten fliegen einfach immer weiter in den endlosen Raum hinein, während die Mannschaft stirbt, so wie diese hier gestorben ist.«
    »Ja«, bestätigte Bennell.
    »Und trotzdem machen sie sich immer wieder auf den Weg«, murmelte Dom.
    »Trotzdem machen sie sich immer wieder auf den Weg!« bekräftigte Bennell.
    »Wir werden vermutlich niemals anderen ihrer Spezies begegnen«, sagte Ned bedauernd.
    »Geben Sie der Menschheit hundert Jahre Zeit, um all das Wissen und die ganze Technologie, die sie uns gebracht haben, auszuwerten«, prophezeite Bennell. »Und dann geben Sie uns ... oh, mindestens tausend weitere Jahre Zeit, bis wir soweit gereift sind, dass wir zu ähnlichem Engagement und ähnlichen Opfern bereit sind wie diese Geschöpfe. Dann wird ein Schiff ins All stechen, bemannt mit Menschen im Zustand des Scheintodes. Vielleicht wird es uns auch gelingen, diesen Prozess beträchtlich zu verbessern, so dass sie überhaupt nicht altern oder doch sehr viel langsamer. Keiner von uns wird am Leben sein und den Start dieses Raumschiffs mitverfolgen können - aber es wird starten. Tief im Herzen weiß ich das. Und dann ... 32.000 Jahre danach, werden unsere fernen Nachkommen dort sein, werden den Besuch erwidern, werden den Kontakt erneuern, von dem jene Geschöpfe nicht einmal wissen, dass sie ihn hergestellt haben.«
    Alle standen schweigend da, überwältigt von Bennells Vision.
    Ein unbeschreiblich seliger Schauer durchlief Ginger.
    »Das ist die Dimension Gottes«, sagte Brendan. »Wir denken und planen hier eher in göttlichen denn in menschlichen Dimensionen.«
    »Das lässt es plötzlich viel weniger wichtig erscheinen, wer dieses Jahr die Baseball-Meisterschaft gewinnen wird, stimmt's?« sagte Parker.
    Dom legte seine Hände auf die Ringe, die auf dem Deckel jenes Behälters hervorstanden, um den sich alle geschart hatten.
    »Ich glaube, dass nur sechs Mitglieder der Besatzung in jener Julinacht tot waren, ganz tot, Dr. Bennell«, erklärte er. »Ich beginne mich zu erinnern, was geschah, als wir damals das Schiff betraten, und ich habe das Gefühl, als seien wir zu zweien dieser Behälter gerufen worden, von etwas, das in ihnen noch lebte. Kaum noch lebte, aber noch nicht ganz tot war.«
    »Ja«, bestätigte Brendan, dem jetzt Tränen über die Wangen liefen. »Ich erinnere mich jetzt, dass das goldene Licht von zwei Behältern ausging, dass es nicht nur eine visuelle Anziehungskraft auf uns ausübte, sondern auch auf unser Unterbewusstsein einwirkte. Ich konnte einfach nicht anders - ich musste hingehen und meine Hände auf die Ringe legen. Und als ich das tat ... da spürte ich irgendwie, dass unter dem Deckel etwas sich verzweifelt ans Leben klammerte, nicht um seiner selbst willen, sondern um irgendein Geschenk weitergeben zu können. Und indem es seine eigenen Hände von innen auf diese leitenden Ringe legte ... übergab es mir, wozu es sich einst auf diesen weiten Weg begeben hatte. Dann starb es endlich. Ich wusste
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