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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman
Autoren: Dean R. Koontz
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übersäte Passage, die nur von einer einzigen Glühbirne schwach beleuchtet wurde. Sie stieß gegen einen Müllcontainer und schlug sich dabei heftig Knie und Schulter auf. Sie stolperte und wäre um ein Haar gestürzt. Vor ihren Augen tanzten Sterne.
    Mit leisem Wimmern und wirkungslosen Protesten wiegte sie ihren Angreifer in Sicherheit, denn sie glaubte zunächst, dass er eine Pistole bei sich hätte.
    Einen bewaffneten Mann muss man bei Laune halten, dachte sie. Man darf keinen Widerstand leisten, sonst wird man nur erschossen.
    »Vorwärts!« zischte er zwischen den Zähnen hindurch und zerrte sie weiter mit sich.
    Nicht allzu weit von der Glühbirne am Ende der Passage entfernt, stieß er sie in einen Torweg und begann ihr in schmutzigster Ausdrucksweise zu erklären, was er ihr alles antun würde.
    Auf ihr Geld hatte er es nur am Rande abgesehen. Sie konnte nun in dem schwachen Licht jedoch erkennen, dass er keine Waffe in der Hand hatte, und plötzlich schöpfte sie Hoffnung.
    Sein Vokabular an Obszönitäten war geradezu haarsträubend, aber er wiederholte sich bei seinen sexuellen Drohungen so oft, dass es fast schon komisch war. Ginger erkannte, dass er nur ein großer Einfaltspinsel war, der sich auf seine Statur verließ, um sein Ziel zu erreichen. Männer dieses Typs hatten selten Pistolen bei sich. Seine Muskeln verliehen ihm ein trügerisches Gefühl von Unverwundbarkeit, und deshalb war er vermutlich auch kein geübter Kämpfer.
    Während er den Geldbeutel leerte, den sie ihm willig ausgehändigt hatte, nahm Ginger ihren ganzen Mut zusammen und versetzte ihm mit aller Kraft einen Fußtritt in den Unterleib. Er krümmte sich vor Schmerz zusammen. Sie packte rasch seine Hand und bog seinen Zeigefinger nach hinten.
    Ein solches heftiges Verrenken des Zeigefingers konnte sehr schnell jeden Mann kampfunfähig machen, ungeachtet seiner Größe und Kraft. Durch diesen Griff dehnte sie nämlich die Sehne auf der Handfläche, während sie gleichzeitig die hochempfindlichen medianen und radialen Nerven am Handrücken zusammenpresste. Der Schmerz strahlte bis in die Schulterund Nackennerven aus.
    Er packte sie mit seiner freien Hand bei den Haaren und zerrte daran. Dieser Gegenangriff tat so weh, dass sie aufschrie und ihr alles vor den Augen verschwamm, aber sie biss die Zähne zusammen, ertrug den Schmerz und bog seinen Finger noch weiter zurück. Ihm verging sehr schnell jeder Gedanke an Widerstand. Seine Augen füllten sich unwillkürlich mit Tränen, und er fiel heulend und fluchend auf die Knie, völlig hilflos.
    »Lass mich los! Lass mich los, du Luder!«
    Mit schweißüberströmten Gesicht packte Ginger seinen Zeigefinger nun mit beiden Händen und ging behutsam rückwärts, wobei sie den Mann hinter sich her zog wie einen gefährlichen Hund an einer sehr kurzen Kette.
    Während er auf einer Hand und zwei Knien mühsam vorwärtsrutschte und sich die Haut aufschürfte, starrte er mit mörderischer Wut zu ihr empor. Obwohl Ginger sein gemeines, einfältiges Gesicht nicht mehr deutlich erkennen konnte, als sie sich immer weiter von der Glühbirne entfernte, sah sie doch noch, dass es vor Schmerz, Zorn und Erniedrigung so verzerrt war, dass es nichts Menschliches mehr an sich hatte, sondern einem bösartigen Monster zu gehören schien. Mit schriller Stimme stieß er grässliche Verwünschungen aus.
    Als sie auf diese alles andere als bequeme Weise etwa fünfzehn Meter der Passage hinter sich gebracht hatten, wurde der Mann von den rasenden Schmerzen in seiner Hand und seinen verletzten Hoden überwältigt. Er stöhnte, würgte und übergab sich. Ginger wagte immer noch nicht, ihn loszulassen. Sie wusste genau, dass er sie jetzt, wenn sie ihm nur die geringste Chance dazu gab, nicht einfach grün und blau schlagen, sondern sie umbringen würde. Angsterfüllt und angewidert zerrte sie ihn noch schneller vorwärts.
    Als sie mit dem Übeltäter im Schlepptau den Gehweg erreichte und feststellte, dass keine Fußgänger in der Nähe waren, die für sie die Polizei hätten rufen können, zwang sie ihren zutiefst gedemütigten, mit Erbrochenem beschmutzten Angreifer, ihr auf die Straße zu folgen, wo bei diesem ungewöhnlichen Anblick der ganze Verkehr zum Stillstand kam.
    Als dann schließlich die Polizei eintraf, wurde Gingers Erleichterung von jener des Ganoven, der sie überfallen hatte, noch bei weitem übertroffen.
    Zum Teil wurde Ginger unterschätzt, weil sie klein war - knapp einen Meter achtundfünfzig -
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