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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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ihren Kragen. Die beiden Begleiter liefen hinüber, verschwanden in dem Loch und kamen dann mit dem zu Ziegeln gepresstem schwarzen Pulver wieder heraus. Binnen weniger Minuten waren die schwarzen Pakete zu einem großen, sauberen Stapel neben der Falltür angewachsen. Den verluden die beiden dann in den Hubschrauber, während Amonite und Narbengesicht in eine hitzige Diskussion geraten waren. Schließlich marschierten sie ebenfalls hinüber zum Hubschrauber und stiegen ein. Die Rotorblätter setzten sich in Bewegung und sorgten im Handumdrehen erneut für einen Malstrom aus Laub, Dreck und Zweigen. Sekunden später waren sie fort.
    Nathan sah sich um. Wo zum Teufel war nur Manuel abgeblieben?
    Er suchte noch eine Weile, setzte sich dann auf einen querliegenden Baumstamm, um sich zu konzentrieren. Manuel musste sich aus dem Staub gemacht haben. Was wiederum bedeutete, dass Nathan nun allein aus dem feindseligen Dschungel würde herausfinden müssen, ohne dabei Drogenhändlern, Paras oder Söldnern in die Hände zu fallen. Sein GPS war ihm vor einigen Tagen in den Fluss gefallen und wollte nicht mehr. Mit etwas Glück fand er einen mitfühlenden Kokabauern und der führte ihn da heraus.
    Er zog die Riemen seines Rucksacks zurecht.
    Peng.
    Eine kleine Explosion zu seiner Rechten.
    »Nathan,
aquí
. Nathan!«
    Nathan bahnte sich einen Weg durch den Dschungel und fand Manuel auf der Erde liegend, ein Hosenbein voller Blut.
    »
Quiebrapatas
«, keuchte Manuel.
    Quiebrapatas
bedeutet »Beinbrecher«, weil ihre Opfer nicht selten ein Bein verlieren. Es handelt sich um selbstgebaute Dosenminen mit Druckauslöser: leere Konservenbüchsen mit Schrapnell und Sprengstoff gefüllt; Auslöser ist eine in den Deckel gesteckte Spritze wie vom Arzt. Man vergräbt sie, sodass nur der Kolben der Spritze aus der Erde steht. Das Opfer tritt auf den Kolben, drückt dadurch Schwefelsäure in den Zünder und die Mine geht los.
    Nathan sah sich Manuels Bein an. Er fand kleine Metallsplitter und Glasscherben im Fleisch, aber irgendwie war Manuel noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Trotzdem musste das Bein medizinisch versorgt werden, bevor es zu einem Wundbrand kam. Nathan riss seinen Erste-Hilfe-Pack auf. Er fasste etwas Verbandsmull zu Tupfern zusammen, träufelte Alkohol darauf und säuberte die Wunden. Manuel verzog das Gesicht.
    Nathan drückte ihm eine Spritze mit Antibiotika ins Bein. Er legte ihm einen Verband an, um die Blutung zu stoppen. Dann half er Manuel sachte auf die Beine.
    »Kannst du gehen, wenn ich dich stütze?«
    Manuel ächzte.
    »Ich nehme das mal als ja. Also, welche Richtung?«
    Manuel wies nach rechts.
    Selbst wenn man sie nicht schnappte, standen Manuels Chancen bestenfalls fünfzig zu fünfzig. Nathan wusste genau, was seine ehemaligen Kameraden bei den Spezialkräften gesagt hätten: Rette deine eigene Haut!
    Aber das war nicht sein Stil.
    Er stemmte die Schulter in Manuels Achselhöhle und fragte: »Alles klar?« Manuel ächzte wieder.
    »Ich nehme das nochmal als ja.« Hinkend machten sie sich auf den Weg. »Na, dann mal los.«

Kapitel 5
    East London, England
4. April 2011
    An einem verregneten Montagnachmittag gegen 16 Uhr flog eine unmarkierte private Dassault Falcon den City Airport der britischen Hauptstadt an. Amonite Victor saß alleine in einem der Ledersessel im Fond. Ausdruckslos starrte sie aus dem Fenster, ungerührt von der weißen Kuppel der O2-Arena, der majestätischen Pracht der Glaspaläste der Londoner Innenstadt oder Big Ben.
    Der Trip nach Kolumbien hatte sich gelohnt. Die Angriffe in Putumayo waren ein Riesenerfolg gewesen. Eine ganze Reihe der lokalen Kartelle waren zerschlagen, die betreffenden Dörfer – oder was von ihnen übrig war – kirre gemacht. Nach Anlaufschwierigkeiten war die Black Coke-Produktion wieder im Steigen begriffen. Macht und Einfluss der Front erfuhren einen entsprechenden Aufschwung, womit auch Amonites eigener Platz in der Organisation gefestigt war.
    Trotzdem konnte sie sich einer gewissen Mutlosigkeit nicht erwehren, einer Beklommenheit, des Gefühls, es würde sich jeden Augenblick ein großes schwarzes Loch unter ihr auftun und sie verschlingen. Warum musste sie sich nur immer gar so lausig fühlen, wann immer alles bestens zu laufen schien? Oder war das nur der Jetlag? Immerhin hatte sie während des Flugs kein Auge zugetan. Und die Mission in Kolumbien hatte sie völlig erschöpft. Sie betastete die Glock in ihrem Schulterhalfter. Es hatte ihr
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