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Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition)
Autoren: James Grenton
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gerade noch gefehlt, nach London kommen zu müssen, um hier nach dem Rechten zu sehen. Es war so riskant wie ihre Tarnung hauchdünn. Sie konnte sich nicht noch mal eine Schießerei leisten wie die vor zwei Wochen mit den Jamaikanern aus Brixton. Wenn ihr die Polizei auf die Schliche kam, wäre sie dran.
    Der Geschäftsjet setzte auf der einzigen Landebahn des City Airports auf und rollte auf einen abgelegenen Hangar zu. Nachdem er zum Stehen gekommen war, stand Amonite auf und strich sich das schwarze Outfit – Seidenbluse und Hose – glatt. Sie zog sich ihren langen schwarzen Mantel über, die schwarzen Handschuhe, bückte sich und wischte ein Stäubchen von ihren glänzenden schwarzen Schuhen.
    Zufrieden mit ihrer Erscheinung, stieg sie die Metalltreppe hinab auf die Rollbahn. Sie ignorierte die drei Männer in adretten grauen Anzügen, die sie mit auf dem Rücken verschränkten Händen unten erwarteten. Regen prasselte auf den Asphalt, als sie den Hangar verließ. Forsch schritt sie auf den Terminal zu; die drei Männer eilten wie Hündchen hinter ihr drein.
    »Ms. Victor, wir sind hier, um–«, sprach sie einer von ihnen an.
    Sie stieß ihn beiseite. Er stolperte in einen seiner Kollegen.
    »Der Boss hat uns geschickt, um Sie zu begrüßen«, rief ihr einer seiner Kollegen nach.
    Sie eilte weiter, hielt auf einen seitwärts gelegenen Ausgang zu. Sie hielt einem jungen Zollbeamten ihren Pass unter die Nase und der winkte sie durch.
    Eine Hand ergriff ihren Arm. Es war der Dritte von den dreien.
    »Der Boss hat uns strikte Anweisungen gegeben, Ihnen–«.
    Amonite fuhr herum. »Was?«
    »Ihnen… Ihnen in jeder Hinsicht behilflich zu sein.«
    »Traut er mir nicht über den Weg?«
    »Ich glaube nicht, dass es hier um…«
    Aber sie stürmte bereits davon in Richtung Taxistand. Sie sprang in ein schwarzes Taxi.
    »Bethnal Green. Treten Sie drauf.«
    Das Taxi fuhr los. Sie drehte sich um. Die drei Männer standen hinter ihr auf dem Gehsteig. Ratlos kratzten sie sich am Kopf. Vermutlich überlegten sie, wie sie das Sir George erklären sollten. Amonite machte es sich bequem. George hätte Verstand genug haben sollen, auf ein Begrüßungskomitee zu verzichten.
    Heruntergekommene Lagerhäuser und weitläufige Sozialbausiedlungen strömten vorbei. Banden von Jugendlichen hingen an den Ecken herum. Betrunkene wankten die öffentlichen Parkanlagen entlang, jeder mit einer Dose besonders starken Biers in der Hand.
    Sie checkte sich im Rückspiegel. Sie wusste, dass sie hässlich war. Punkt. Ihre Augen standen zu eng, ihre Nase war zu stumpf, ihre Lippen zu dünn. Gesicht und Hals waren aufgedunsen und mit Akne überzogen wie ein Schlachtfeld nach einem Bombenteppich. Das kurze Haar auf dem Kopf dünnte für ihre 38 Jahre viel zu schnell aus. Dafür machte sich an ihrem Kinn mit aufreizender Entschlossenheit ein Meer von Borsten breit.
    Sie rieb sich Bräunungscreme ins Gesicht und fuhr sich mit der Hand über das kurz geschorene Haar. Aus einem Fläschchen klopfte sie sich drei Dianabol in die offene Hand. Sie starrte sie kurz an und warf sie sich dann in den Mund.
    Wen zum Teufel interessierte schon das Aussehen. Was zählte, waren Kraft und Macht.
    »Sind Sie Amerikaner, Sir?« Der Fahrer sah sie neugierig an. »Sie haben wohl was Besonderes vor?«
    Amonite steckte das Fläschchen weg. Was zum Teufel wollte der Kerl?
    »Maskenball?«, fragte er.
    »Wie meinen?«
    »War nur ein Scherz, Sir.«
    Amonite spürte, wie sie rot anlief.
    »Halten Sie an«, sagte sie.
    »Hören Sie, Chef, das war doch nur Spaß.«
    Amonite schlug mit der Faust gegen die durchsichtige Plastikscheibe, die sie von ihrem Fahrer trennte. Sie hatte sofort einen Sprung.
    »He!«, rief der Fahrer mit einem Blick über die Schulter.
    »Sie sollen verdammt noch mal anhalten, hab ich gesagt!«
    »Hören Sie, Chef, es war nur ein Scherz.«
    Amonite riss ihre Pistole heraus und schob sie dem Fahrer durch den Riss in den Nacken. »Noch eine blöde Bemerkung und du hast ein nietnagelneues Arschloch im Hinterkopf. Alles klar?«
    Der Mann nickte hastig; er hatte bereits Schweißperlen im Nacken.
    »Und dein Chef bin ich auch nicht – zu deinem Glück.« Sie steckte die Waffe wieder weg. »Und jetzt pass verdammt noch mal auf die Straße auf und halt’s Maul.«
    Der Fahrer fuhr schweigend weiter. Über die Gegensprechanlage war sein schwerer Atem zu hören.
    Amonites Laune ging in den Keller; sie zog sich vollends in sich zurück. Für gewöhnlich war es ihr
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