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Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika
Autoren: Leo Frobenius
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Da wurde aber die Sonne sehr böse. Sie fing den Mond. Dann steckte die Sonne den Mond in den Mund. Das war aber nicht nur einmal, sondern das kommt von Zeit zu Zeit vor (Sonnenfinsternis). Wenn der Mond dann bettelt: »Laß mich wieder gehen!«, so läßt die Sonne den Mond wieder frei. Die Sonne sagt dann aber zum Mond: »Geh du auf deinem schlechten Wege!«
    Bei den Djukun am Benue gilt eigentümlicherweise nur die Sonne, nicht der Mond als Sippengottheit. Der Name der Familie der Sonnennachkommen ist Apa-wunjunu. Der König gehört ihr an und er hat seine eigene »Sonnenbank«. Was das heißt, soll sogleich erklärt werden. Die Sonne scheint vor allen Dingen von Wanderern und Kauffahrern verehrt zu werden natürlich immer mit Ausnahme der eigenen Familie, die ihr selbstverständlich höchste Verehrung entgegenbringt. Unwahr ist, was mir zuerst gesagt wurde, daß nur Mitglieder der Sonnenfamilie diesem Kultus huldigen. Das würde nirgends dem Sinn dieser alten Mythologie entsprechen und stimmt auch hier nicht mit den Tatsachen überein. Die Verehrung der Akikatta (Sippengottheit) entspricht vielmehr dem Orischasystem der Yoruba. Zunächst hängt also jeder Mann an seinem Ur-Aki-katta-Ahnen, aber wenn es die Not oder ein Wunsch bedingt, kann er sich immer an jenen Aki-katta wenden, der just die maßgebende Kraft beherrscht; also wer mit der Fruchtbarkeit etwas zu tun hat, wendet sich an Ma, ob er nun ein Ma-Nachkomme oder ein Sohn des Gewitters ist. Die Verehrung der Sonne hat aber folgende Hauptzeremonie.
    Man sagt, Njunu (die Sonne, ein andermal hören wir Anjunu) tue alljährlich dasselbe Werk: sie gibt zu essen. Deshalb wendet man sich gerne an sie, wenn man von den väterlichen Eßkalebassen fort und einer sehr unsicheren Zukunft entgegengeht. Wenn daher – besonders in älterer Zeit wurde das eifrig geübt – ein junger Mann in ein anderes Land ging, um etwas zu kaufen oder zu verkaufen, so setzte er vor den Toren seiner Heimatstadt am Kreuzwege (Adschuadanja) eine kleine Erdbank. Auf sie steckte er Blätter vom Baume Anjo. Dann trug er zwei Hühner (Hahn oder Huhn) und eine Ziege hinaus, schlachtete sie und goß deren Blut über die Opferbank. Mit den geschlachteten Tieren ging der Apan-saki heim, bereitete selbst gute Suppe und guten Brei oder ließ sie bereiten und brachte von beidem auf die Sonnenbank.
    Danach entkleidete er sich vor der Opferstätte vollkommen. Er legte auf die andern Opfergaben die beiden Hühnerköpfe und eine Keule der Ziege. Er kniete nieder und betete etwa folgendermaßen: »Ich bin ein junger Mann, der jetzt als Kaufmann (= Sukiom) in ein anderes Land geht. Du Sonne, mach mir an allen Orten, an die ich komme, alles recht. Wenn ich gut von der Reise heimkehre, werde ich dir von allem Guten, was ich mitbringe, etwas abgeben.« Danach kleidet der junge Mann sich wieder an und geht heim.
    Am andern Tage begibt er sich auf die Wanderschaft. Seinem Glauben nach wird er nun überall gut geschützt werden. Überall wird es ihm gut gehen. Wenn er heimkehrt, wiederholt er das Opfer. Dieses Mal sagt er seinen Dank. Er muß aber nun sein Versprechen erfüllen und von allem Guten, Gewonnenen der Sonne auf der Sonnenbank (= twun) etwas abgeben.
Spinne und die Gestirne
    Ein Häuptling versammelte einmal alle seine Leute. Er legte acht Hackeneisen hin und fragte: »Wer von euch kann etwas Ordentliches und das, was ich meine, daraus machen?« Alle Leute sahen sich an. Jeder dachte darüber nach. Einer nach dem anderen sagte: »Ich kann es nicht sagen.« Alle sagten: »Wir können es nicht sagen.« Endlich aber sagte Spinne: »Ich weiß es; man könnte die Sonne und den Mond daraus machen.« Der Häuptling sagte: »Es ist gut.« Spinne nahm die Hackenklingen, trug sie fort und versteckte sie auf dem Marktplatz.
    Danach hüllte Spinne sich in das Kleid eines Vogels und flog auf ein hohes Dach. Die Kinder sahen ihn und schrien: »Seht den Vogel! Was ist das für ein Vögel?« Die Alten sahen den Vögel. Sie sagten: »Was ist das? Seht den Vögel! Was ist das für ein Vögel?« Der Häuptling sah den Vogel. Er sagte: »Seht! Was ist das für ein Vögel? Seht den Vögel! Was ist das für ein Vögel?« Niemand kannte den Vögel. Einige Leute sagten: »Wir kennen den Vögel alle nicht. Wenn ihn jemand kennt, so ist es Spinne. Spinne kennt alles!« Man suchte Spinne. Man fand Spinne nicht. Der Häuptling sagte: »Spinne ist nicht da; ich weiß es, denn ich habe ihn fortgesandt, die Sonne und den Mond
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