Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarze Sonne Afrika

Titel: Schwarze Sonne Afrika
Autoren: Leo Frobenius
Vom Netzwerk:
Durchmesser hat.) In die Mitte des Kreises müßt ihr dann einen kleinen Haufen von Asche tun, und dahinein müßt ihr dann ein Ei werfen und eine große Schnecke setzen. Dann nehmt eine Kolanuß und zerbrecht sie in vier Teile. Einen Teil legt in die Mitte, zu dem Ei und der Schnecke. Die anderen drei Teile werft in den Kreis. Fallen zwei gedeckt (d. h. mit der konvexen Seite nach oben) und eine offen (d. h. mit der konkaven Seite nach oben), so ist das ein gutes Zeichen. In dem Aschenkreis macht dann eurer Opfer wie für Orun.«
Ra, die Herrin der Sonne
    Mai-kaffo, der in alter Zeit Führer aller Büffel war, hatte ein Weib, die hieß Ra oder Ra-a. Ra aber ist die Herrin der Bauna, das ist der Sonne, und darüber gibt es folgende Sage, die die Leute nur sehr ungern erzählten, und zwar gleicherweise ein Kanomann in Ibi und eine Kanofrau in Lokodja:
    In urururalter Zeit, als noch nichts war – als noch kein Mensch war, als noch nichts war –, bestand schon Audu Kaderre, das ist Gott. Audu Kaderre hatte aber einen Gehilfen und Vermittler, das war Biuta Lasuru. Audu Kaderre machte damals alles. Audu Kaderre machte auch die Sonne. Er machte sie so heiß, daß niemand sie haben wollte. Kein Mensch wollte damals Tateki haben. Tateki war nämlich damals noch der Name der Sonne. Niemand nannte sie (oder wagte sie zu nennen) Rana.
    Ra war aber Mai-kaffos Frau. Ra sagte zu Mai-kaffo: »Serki n,bauna! Mein Mann! Ich will Rana nehmen, denn kein andererAlledjenu (Dämon im Borikult der Haussa) will sie nehmen.« Mai-kaffo sagte: »Was sagst du, Ra? Ra! Meine Frau! Kai! Du, eine Frau, willst die Sonne nehmen, die kein Mann nehmen kann, weil Tateki so heiß ist? Du willst das tun!« Ra sagte: »Mai-kaffo! Ja, ich will diese Sache nehmen. Wie willst du, mein Mann, Mai-kaffo, denn auch sonst das Gewitter machen, wenn ich, deine Frau, nicht die Sonne nehme? Wie willst du, mein Mai-kaffo, denn das Gewitter machen, wenn ich nicht die Sonne nehme, die alle Hitze und alles Licht macht und ohne die ein Licht nicht ist? Ich, Ra, will die Sonne nehmen, und nachher wird man sie Rana nennen.«
    Die Sonne war aber im Osten. Sie war mit einem weißen Widder zusammen in einer Kiste aus Stein eingeschlossen. Die Kiste aus Stein war unten im Wasser. Die Kiste aus Stein hatte nur eine Öffnung, durch die die Sonne sich entleerte.
    Ra ging nun zu Audu Kaderre und sagte: »Willst du mir Tateki geben?« Audu Kaderre sagte: »Ja, ich will dir die Sonne geben. Du mußt aber wissen, daß du jeden Tag fünfhundert Arbeiter brauchst, die die Sonne am Himmel hinziehen, du mußt das wissen!« Ra sagte: »Audu Kaderre ich danke dir! Audu Kaderre ich danke dir!«
    Ra sagte zu Audu Kaderre:» Nun wird die Sonne Rana heißen. Nun darf jeder sie nennen, wie es Gesetz ist.« Ra sagte zu Audu Kaderre: »Du hast mir die Sonne gegeben. Willst du mir gestatten, daß ich die Sonne am Himmel stehen lasse, wenn ich es will?« Audu Kaderre sagte: »Du sollst Macht über die Sonne haben. Tue mit ihr, was du willst.« Ra sagte: »Ich danke dir!«
    Ra rief die fünfhundert Männer und sagte: »Zieht nun wieder die Sonne herüber!« Die fünfhundert Leute zogen die Sonne an einem Tau hinauf. Als die Sonne auf der Mitte des Weges war, war sie sehr heiß und verbrannte alles. Denn damals war der Himmel noch ganz nahe bei der Erde. Ra nahm aber ein Tau und die Kiste aus Stein, in der die Sonne eingeschlossen war. Ra fing die Sonne. So wurde denn der Tag sehr kurz. Die Leuteschrien. Die Leute sagten: »Wir wollen einen langen Tag haben! Dieser Tag war zu kurz! Gib uns einen längeren Tag!« Die Leute schrien zu Audu Kaderre. Die Leute schrien zu Ra. So wurde der Tag wieder länger.
    Die Sonne heißt aber seit damals Rana, weil sie der Ra gehört. Auch betrachten die Haussa die Sonne deswegen, weil sie der Ra gehört, als Frau und nennen sie Wotsche Rana.
Die erste Sonnenfinsternis
    Die erste Mutter der Welt war eine große Zauberin (stud). Die erste Mutter der Welt nahm einmal eine Holzschabe mit Wasser, sie schlug mit einer Sichel hinein, so daß Schaum und Blasen aufstiegen. Da schrie Agur gitäisch (d. i. der Mond der Sonne; gemeint ist anscheinend die durch den Mond vollständig verdeckte Sonne) und Agur fiel in die Holzschüssel. Die Sonne lag wie ein glänzender Spiegel in der Holzschüssel mit Wasser.
    Sogleich war die Welt dunkel, und es war schwarze Nacht. Die Kabylen sagen, daß dieses noch heute alle fünf Jahre einmal vorkommt. Sie sagen, die erste Frau der Welt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher