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Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna
Autoren: Astrid Vollenbruch
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»Hallo!«, schrie er, aber seine Stimme ging im Brausen einer Welle unter.
    Es gab nur eine Möglichkeit – er musste José ins Wasser fallen lassen, hinterherspringen und ihn zum Strand ziehen.
    »Und zwar schneller, als so ein Hai schwimmen kann«, murmelte er und schaute sich nach dem Rettungsring um – aber der steckte zehn Meter entfernt zwischen den Stämmen. »Super, Peter Shaw. Da hast du wieder richtig gut nachgedacht.«
    Plötzlich stach ihm ein grelles Licht in die Augen. Geblendet kniff er sie zu und hörte das Brummen eines Motors. Ein Boot! Vor Erleichterung wurde ihm fast schlecht. Er winkte wild und schrie: »Hier! Hallo! Hier sind wir!«
    Einen Moment später war das Boot da. Zwei Männer kletterten heraus, während ein dritter es mit laufendem Motor auf der Stelle hielt. José wachte nicht auf, als die Männer und Peter ihn in das Boot hievten, aber als er auf dem Holzboden lag und das Boot zum Strand jagte, griff er plötzlich nach Peters Hand und sagte etwas. Peter musste sich tief hinunterbeugen, um ihn trotz des Motorenlärms hindurch zu verstehen.
    »Die schwarze Madonna«, murmelte José. »Die wollten wissen, wo sie ist. Sag es ihnen nicht.«
    »Wie bitte?«, fragte Peter verdutzt. »Was denn für eine schwarze Madonna?«
    »46 Laguna Street. Eine Statue. Unter meinem Bett. Bring sie –«
    Der Motor heulte auf und erstarb. Schwungvoll lief das Boot auf den Strand auf, wo schon ein Krankenwagen mit blitzenden gelben Signallichtern stand, umgeben von Schaulustigen. Rasch beugte sich Peter wieder zu José hinunter. »Wohin soll ich sie bringen?«
    Aber schon wurde er unsanft beiseite geschoben. »Weg da, Junge.« Zwei weiß gekleidete Männer hoben José aus dem Boot auf eine Trage und brachten ihn zum Krankenwagen.
    »Warten Sie!«, rief Peter. »Wohin bringen Sie ihn? Kann ich mitfahren?«
    »Bist du ein Verwandter?«
    »Nein, ich –«
    »Dann tut es mir Leid.«
    Die Tür schlug zu, die Männer stiegen ein. Mit heulender Sirene bahnte sich der Krankenwagen einen Weg durch die Menge, fuhr zur Straße hinauf und verschwand.
     
    Peter stand ein wenig verloren da – bis plötzlich ein Blitzlicht aufleuchtete und ihn blendete. Vor ihm stand ein hagerer, blonder Mann in Jeans und einem gelben T-Shirt mit einer Digitalkamera in der Hand. »Hallo, junger Mann! Wie ist dein Name?«
    »Peter Shaw«, stotterte Peter völlig überrumpelt.
    »Shaw, aha. Das schreibt sich S-h-a-w, richtig? Na, Peter, wie fühlt man sich denn so als Lebensretter? Damit hättest du wohl nicht gerechnet, als du heute Morgen aufgestanden bist, was? Kommst du aus Carino Beach?«
    »Nein, aus Rocky Beach.« Peter wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. »Ich habe doch nur –«
    Aber da tauchte Justus auf, der den Mann energisch beiseite schob und sich vor Peter aufbaute. Laut sagte er: »Mein Kollege gibt heute Abend keine Interviews. Und wer ihn ohne seine Zustimmung fotografiert, hört als Nächstes von seinem Anwalt. Guten Abend!«
    »Hör mal, Junge, so geht das aber nicht«, wandte der Reporter ein. »Es besteht ein öffentliches Interesse an –«
    »Für welche Zeitung arbeiten Sie?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an.«
    »Dann haben Sie leider Pech. Alle Exklusivrechte für diese Story liegen bereits bei der ›Los Angeles Post‹. Tut mir furchtbar Leid für Sie. Auf Wiedersehen!«
    Der Reporter runzelte wieder die Stirn, diesmal verärgert. »Was für Exklusivrechte? Das ist doch völliger Unsinn!«
    »So ist es aber nun einmal«, sagte Justus.
    »Wer bist du überhaupt? Was mischst du dich hier ein?«
    »Und wer sind Sie? Kann ich mal bitte Ihren Ausweis sehen?«
    Der Reporter schob die Kamera in die Tasche und schloss sie sorgfältig. Als er wieder aufblickte, waren seine Augen schmal, das hagere Gesicht hart und böse. »Ich glaube, ich bin jemand, der dir und deinem Freund einen ganzen Haufen Ärger machen wird. Mit mir legt man sich nicht an.« Er drehte sich um und ging.
    »Komm, Peter!«, zischte Bob, der sich unbemerkt an Peters Seite geschlichen hatte. Peter folgte ihm erleichtert. Ihm war jetzt sehr kalt und er zitterte in seinen nassen Kleidern. Justus ging seinen Freunden langsam und sehr nachdenklich hinterher.
     
    Am Stand zog Peter sich um, und Onkel Titus, der inzwischen zurückgekommen war, hielt ihm eine Standpauke. »Bist du verrückt geworden, einfach so ins Wasser zu springen? Du hättest dir alle Knochen brechen können, außerdem gibt es hier Haie und für Rettungsaktionen ist
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