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Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna
Autoren: Astrid Vollenbruch
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nichts rührte sich. Irgendwo im Haus dröhnte ein Fernseher; von der Sendung war nichts zu hören als das idiotische Tonbandgelächter des unsichtbaren Publikums. Wie Hohn klang es durch den stillen Abend.
    Justus schlich weiter und öffnete die Tür. Dahinter lag ein einfach eingerichtetes Schlafzimmer. Auch hier hatten die Einbrecher so viel wie möglich zerrissen und zerbrochen. Justus leuchtete unter das Bett. Dort hatte ein etwa armlanger Gegenstand gelegen. Jetzt gab es nur noch verwischte Schleifspuren im dünnen Staub. Ein scharfer, unangenehm chemischer Geruch lag in der Luft, den Justus nicht einordnen konnte.
    Er richtete sich auf und kehrte in das verwüstete Wohnzimmer zurück. »Tja, Kollegen. Sie ist weg.«
    »Wir sollten lieber verschwinden«, sagte Peter beklommen.
    Bob nickte. »Finde ich auch. Wenn uns jemand hier erwischt, bekommen wir ein echtes Problem.«
    »Wenn ich nur mein Fingerabdruckpulver mitgenommen hätte!«, sagte Justus ärgerlich. »Morgen ist bestimmt schon die Polizei hier und sperrt alles ab!«
    »Pst!«, zischte Peter plötzlich, und sie zuckten zusammen.
    »Was ist?«, flüsterte Bob.
    »Ich weiß nicht, ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    Sie lauschten, hörten aber wieder nur das hirnlose Gelächter aus dem Fernseher.
    »Da ist nichts«, sagte Bob leise. »Mal sehen, ob die Küche genauso schlimm aussieht wie der Rest …« Er tappte ein paar Schritte vorwärts und ließ den Strahl der Taschenlampe durch die Küchentür wandern.
    »Achtung!«, schrie Peter.
    Vier Gestalten stürmten aus der Küche, geradewegs auf den völlig überraschten Bob zu. Ganz kurz blitzten die grellweißen, scheußlich grinsenden Clownsfratzen auf, dann riss ihm einer die Taschenlampe aus der Hand und stieß ihn zur Seite. Bob stolperte über ein zerfetztes Sofakissen und stürzte.
    Im nächsten Augenblick polterten die Einbrecher durch die Tür nach draußen. Die Haustür knallte gegen die Wand.
    Bob rappelte sich auf. »Peter! Warum hast du sie nicht aufgehalten?«
    »Bist du verrückt? Die waren zu viert, und einer hatte ein Messer!«
    »Los!«, rief Justus. »Wir verfolgen sie!«
    Die drei ??? rannten aus der Wohnung, vorbei an einem Mann, der aus der Tür der Nachbarwohnung spähte. Er schrie ihnen spanische Verwünschungen nach und ein Pantoffel flog an Bobs Kopf vorbei, prallte gegen die Wand und fiel auf den Boden.
    Sie rannten aus dem Haus. »Da hinten sind sie!«, rief Justus und zeigte die Straße hinunter, wo vier rennende Gestalten gerade um eine Ecke verschwanden. »Schnell, Bob!«
    Sekunden später saßen sie in Bobs Käfer, knallten die Türen zu, Bob startete und der Käfer fuhr los. Leider nicht blitzartig und mit quietschenden Reifen, wie Peters MG es getan hätte, sondern eher schaukelnd und behäbig.
    »Nun gib doch Gas!«
    »Tu ich doch! Das hier ist ein Käfer, kein Ferrari!«
    »Ich habe immer gesagt, kauf dir ein schnelleres Auto!«
    »Steig doch aus und lauf, wenn dir das zu langsam ist!«
    Bob trat das Gaspedal bis zum Boden durch, aber sie kamen trotzdem zu spät. Als sie um die Ecke bogen, lag die Straße menschenleer vor ihnen. Nur ein paar Straßenlampen leuchteten in der Dunkelheit, und noch während sie nach den Clowns Ausschau hielten, flackerte eine und ging aus.
     
    »Das war ja ein Erfolg auf der ganzen Linie«, sagte Bob auf der Rückfahrt zum Strand.
    »Stimmt«, gab Justus zu. »Aber eins wissen wir jetzt: Es gibt noch eine dritte Partei in diesem Spiel.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Keiner von denen trug etwas, das wie eine Statue aussah. Also haben sie sie nicht gefunden und sind zu spät gekommen, genau wie wir. Jemand anderes hat die Madonna schon vorher an sich genommen.«
    »Vielleicht haben sie sie in der Küche liegen gelassen«, sagte Peter.
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Weil wir kamen, bevor sie abhauen konnten?«
    »Peter, ich will ja deinen Mut und deine Körperkraft nicht herabsetzen, aber das waren vier erwachsene Männer. Ganz gleich, wie genial wir sind – dagegen kommen wir nicht an. Die hätten nicht nur eine Statue, sondern die halbe Wohnungseinrichtung raustragen können, ohne sich von uns nennenswert aufhalten zu lassen.« Justus verstummte und nagte an der Unterlippe.
    Bob warf ihm einen Seitenblick zu. »Worüber denkst du nach?«
    »Da war etwas … ein unangenehm chemischer Geruch, der nicht in die Wohnung passte. Ich frage mich, was das war. Und ich wüsste gern, wer die Madonna geklaut hat.« Mit düsterem Gesicht
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