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Schwarze Madonna

Schwarze Madonna

Titel: Schwarze Madonna
Autoren: Astrid Vollenbruch
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bekommen. Da fange ich ganz sicher keine Verfolgungsjagd an.«
    Sie bekamen ihr Eis, Bob bezahlte, und dann machten sie sich auf den Weg zu Onkel Titus’ Trödelstand auf dem Pier.
    Es war seltsam, die vertrauten alten Kühlschränke, Schaufensterpuppen, Bücherkisten, Gemälde, Lampen und all den Kram aus dem Gebrauchtwaren-Center hier auf dem Pier von Carino Beach zu sehen. Titus Jonas, ein kleiner Mann mit einem großen schwarzen Schnurrbart, verschwand fast hinter seinen Gerätschaften. Er war nur mit einer ausgebeulten alten Jeanshose und Sandalen bekleidet – eine Nachlässigkeit, die ihm zu Hause einen gewaltigen Rüffel seiner Frau eingebracht hätte. Aber Tante Mathilda war fünfzig Meilen entfernt in Rocky Beach, und Onkel Titus befand sich in seinem Element. Im Augenblick drehte er gerade eine abscheuliche alte Stehlampe mit einem gelbgrün gestreiften Schirm in den Händen und pfiff dabei vergnügt vor sich hin.
    » Titus Jonas!«, rief Justus im exakten Tonfall seiner Tante, und der kleine Mann fuhr schuldbewusst zusammen. »Du sollst doch Sachen ver kaufen, nicht kaufen!«
    »Ach, du bist das!«, sagte Onkel Titus. »Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken? Hallo, Peter und Bob! Guck dir doch mal diese herrliche Lampe an, Justus – das ist echter englischer Jugendstil. Ich verstehe nur nicht, warum man den Fuß lila angestrichen hat. Das müsst ihr euch demnächst unbedingt mal vornehmen, Jungs.« Zweifelnd betrachtete er seine Neuerwerbung. »Ich glaube, es ist eine besonders haltbare und klebrige Farbe.«
    »Da hat dich doch einer übers Ohr gehauen, Onkel Titus.« Justus nahm ihm die Lampe ab, drehte sie um und untersuchte die drei Löwenfüße, die den langen Stiel trugen. »Made in Taiwan 1972. Echter englischer Jugendstil?«
    »Ein echtes Jugendstil-Imitat«, sagte Onkel Titus und war nicht im Geringsten erschüttert. »Ich habe nur drei Dollar dafür bezahlt und weiß auch schon genau, an wen ich sie weiterverkaufe. So, Jungs, genug geredet. Gut, dass ihr hier seid! Ich brauche unbedingt etwas zu trinken und habe vorhin einen Freund gesehen, mit dem ich kurz etwas besprechen möchte. Baut hier schon mal die Sachen auf – ich kann beim besten Willen keine sechs Kühlschränke durch die Gegend schleppen.«
    »Ich habe dir schon öfter gesagt, du könntest Patrick und Kenneth aus Irland zurückholen, Onkel. Sie würden bestimmt gerne kommen.«
    Bei der Erwähnung seiner beiden früheren Gehilfen senkten sich die Spitzen von Onkel Titus’ Schnauzbart und er seufzte. »Die haben doch längst ihr eigenes Geschäft dort drüben, Justus. Aber ich lasse mir schon etwas einfallen und ihr drei seid ja nun auch alt genug, um sie würdig zu vertreten.« Die Bartspitzen hoben sich, als er sie anstrahlte. »Bis nachher, Jungs!«
    Peter wartete, bis Justus’ Onkel außer Hörweite war, bevor er sagte: »Alt genug, um sie zu vertreten! Toll! Alt genug, um sich bei dieser Hitze totzuschuften, meint er wohl!«
    »Nicht zu ändern«, seufzte Justus. »Fangen wir an.«
    Mühsam reihten sie die Kühlschränke nebeneinander auf, stapelten den übrigen Trödel werbewirksam darum herum und waren bald völlig durchgeschwitzt. Einige Händler schlenderten vorbei, sahen drei halbwüchsige Jungen und witterten leichte Beute – aber gegen Justus’ schlagfertige und wortgewandte Verkaufsreden kamen sie nicht an. Noch bevor der Markt offiziell eröffnet war, hatte Justus schon vierzig Dollar eingenommen.
    Langsam sank die Sonne dem Meer entgegen. Die Flut stieg und die Sonnenschirme und Strandkörbe wurden weggeräumt. Auf dem Pier gingen die ersten Lampen an und die Lagerfeuer unten in der kleinen Zeltstadt gaben dem Carino Beach eine ungewohnte, fast heimelige Atmosphäre. Die drei Detektive versorgten sich mit Tacos, Hamburgern, Donuts und Getränken und machten es sich mit ihren Schlafsäcken in ihrer Burg aus Kühlschränken und Trödel bequem. Sie unterhielten sich eine Weile, bis es in ihrer Nähe plötzlich laut wurde.
    »He!«, sagte Bob. »Was ist denn da los?«
    An einem der Stände kam es zu einer Rangelei. Vier Männer drangen auf den Händler ein, einen jungen Mexikaner, der bis zum Geländer zurückwich.
    »Das sind die Clowns von vorhin!«, rief Peter. Die drei ??? sprangen auf. Auch andere Händler wurden aufmerksam. Aber bevor irgendjemand etwas unternehmen konnte, kippten zwei der als Clowns maskierten Männer den Tisch des Trödlers um. Bücher, Zinnfiguren, Inlineskaters, Puzzlespiele und bunte
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