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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr
Autoren: Eric van Lustbader
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Zwillingsbruders vor allen geheimgehalten - vielleicht sogar vor Heitor selbst. Er hatte sein Bestes getan, um Heitor zu beschützen. Aber als ihn der Wahn des Mordens überkommen und er sich von der Leine losgerissen hatte, war Antonio gezwungen gewesen, ihn zu beschützen.
    »Ich konnte nicht verhindern, daß er Rosa umbrachte«, sagte Antonio wie in Trance. »Bei Juan Garcia Barbacena war es dasselbe. Aber es gab da Ihre
guapa
- Ihre Freundin. Er hätte auch sie erledigt.«
    Vor seinem geistigen Auge sah Croaker, wie Antonio Heitors Hände von Jennys Hals gelöst hatte. Wie konnte er diesem Mann gegenüber nur so viel Dankbarkeit empfinden? Und doch war es so. Antonio hatte für seine überwältigende Hingabe an seinen Zwillingsbruder mit dem höchsten Preis bezahlen müssen: dem Tod von Bennies Schwester Rosa, dem vielleicht einzigen Menschen, der ihn hätte retten können, dem einzigen, den er je geliebt hatte. Und am schlimmsten war vielleicht, daß Antonio nach Heitors Taten zum Komplizen geworden war, der die Beweise von Heitors Verbrechen verschleiert hatte.
    Croaker blieb keine Zeit mehr, diese Ironie zu bedenken, weil seine Aufmerksamkeit durch eine vertraute Bewegung im Wasser gefangengenommen wurde. Ein Frösteln überkam ihn. Er beobachtete, wie aus den Wellen hinter Antonio Wasser aufspritzte, ein Stück weiter draußen in der Whipray Bay. Es kam direkt auf sie zu. Das Blut gefror ihm in den Adern, und für einen Augenblick vergaß er die Bonitas völlig. Er hatte diese charakteristische Bewegung des Wassers schon viele Male gesehen und wußte, daß sie nicht allein in der Bucht waren.
    »
Seňor, que pasa?
«
    Croaker blickte auf das Blut, das aus Antonios Wunde ins Wasser lief. Im hellen Mondlicht verfolgte er die Spur, während die Strömung das Blut weiter in die Bucht hinaustrieb. Guter Gott, dachte er.
    »Lassen sie meine Hand los, Antonio.«
    »Niemals‚ Seňor.«
    »Dann werden wir beide sterben.« Er ignorierte Antonios ungläubiges Grinsen. »Dort kommt ein Killerhai.«
    »Was soll ich Ihnen sonst noch glauben, Seňor? Für Haie ist das Wasser hier zu seicht.«
    »Normalerweise schon«, sagte Croaker. Er sah die Schwanzflosse und die lange rauhe Oberfläche des Rückens. Verdammt, dachte er. Zum Teufel, wie groß ist dieses Biest? »Aber solche Stürme verwirren die Jagdinstinkte eines Hais. Und dann ist da noch die Unmenge Blut, die sie verloren haben. Außerdem bewegen wir uns, und so macht sich der Hai ein eigenes Bild davon, was hier vorgeht. Er glaubt, wir seien Opfer im Todeskampf. Und wenn er erst einmal hier ist, wird diese Annahme Wirklichkeit werden.«
    Antonio blickte rasch an seinem Körper herab und bedeckte die Wunde mit seiner freien Hand.
    »Zu spät«, sagte Croaker. »Lassen sie mich 1os.« Er blickte in Antonios bernsteinfarbene Augen. »Die beiden Boote sind zu weit weg. Wenn wir schwimmen, wird sich das Wasser nur noch mehr bewegen. Meine Hand ist unsere einzige Chance.«
    Antonio wandte sich langsam um. Die Bestie hatte sie fast erreicht.
    »
Madre de mentiras!
« Antonio ließ Croakers Hand los.
    »Dieser Hai ist riesig«, sagte Antonio, bevor sie in das Wasser hinabtauchten. »Ihre verdammte Hand wird uns nicht retten können. Aber ich habe die Welt in mich aufgenommen.
Todo el mundo, comprende
«
    Unter Wasser war die Welt perlenfarben und schwarz gestreift. Das Mondlicht erleuchtete die Tiefen und erinnerte Croaker an Stone Trees Worte: Die Welt ist eine Lüge. Jenseits davon pulsiert die Wahrheit wie das Licht auf dem Meeresboden.
    Der Hai war in Sichtweite.
    Er war tatsächlich ein Monster. Croaker schätzte, daß er über eintausend Pfund wiegen mußte. Er hatte das Blut gewittert und wurde immer schneller, je näher er dem Blutgeruch kam.
    Als die Bestie durch einen Flecken des Mondlichtes schwamm, das durch das Wasser sickerte, erkannte Croaker, daß es sich um einen Tigerhai handelte. Der Größe nach hätte er ein Zwilling des Hais sein können, mit dem Bennie und er vor fünf Tagen Bekanntschaft gemacht hatten. Eine Art Schauer durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag. Ein Kribbeln, das unten am Hals einsetzte, stieg bis zu seiner Kopfhaut empor.
    Er ist hier. In deinem Inneren, hatte Stone Tree gesagt und
Humaitá
gemeint. Heute nacht stehst du auch mit den Geistern in Verbindung.
    Der Tigerhai war so nah und so riesig, daß sie an nichts anderes mehr denken konnten. Haie bestanden fast nur aus Knorpeln, und das war einer der Gründe, warum sie so schwer zu
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