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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie
Autoren: C. M. Kornbluth
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sein. Verrückt war er ja – wie sein Vater. Deshalb wurde dann auch die Geschichte von zwei Europäern erfunden, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Und das werden sicher viele Leute schlucken.«
    »Fein«, meinte Charles. »Wann kannst du mit den Pässen anfangen, Kel?«
    »Heute abend. Die ersten paar Versuche werden nicht viel taugen.«
    Lee legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du wirst uns sehr fehlen, Kel. Aber vergiß nicht, wir kommen zurück. Keine Hölle und kein Teufel könnte uns davon abhalten. Wir kommen wieder.«
    »Ihr habt große Aufgaben vor euch«, flüsterte Kel. »Wahrscheinlich habt ihr deshalb keine Angst davor, weil ihr immer reich und stark gewesen seid. Ihr könnt alles tun, was ihr wollt. Aber die Regierung? Und der Mob? Lee, wäre es nicht besser, man ließe den Dingen ihren Lauf? Selbst hier kann man glücklich sein.«
    Er nahm sich seinen eigenen Paß vor, steckte das Zeichenpapier auf und begann den Rand des Passes zu kopieren. Charles schaltete das Stereogerät ein, und dann sah er zusammen mit Lee Kel Oliver beim Zeichnen zu.
    Die Nachrichten brachten nicht viel Neues. Als letzte Meldung wurde ein Bericht darüber gebracht, daß Maurice Regan nach Michigan City, Indiana, gekommen sei, um Ermittlungen bezüglich des Todes von James Regan IV anzustellen, der im vergangenen Monat von zwei europäischen Wilden auf dem Erzschiff Hon. James J. Regan in den Gewässern vor Michigan City ermordet worden sei. Man habe in den Dünen Spuren gefunden, die darauf schließen ließen, daß die Mörder entkommen seien, aber das Gebiet von Michigan City könnten sie auf keinen Fall verlassen haben. Für entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Ergreifung der Mörder führen könnten, sei man sehr dankbar.
    »Das gefällt mir gar nicht«, flüsterte Oliver.
    Charles und Lee Falcaro sahen einander in plötzlicher Angst an. »Wir wollen dich nicht drängen, Kel«, sagte sie. »Es sieht aber ganz so aus, als wäre es ziemlich eilig für uns.«
    Oliver nickte und beugte sich über die Arbeit.
     
    Am folgenden Tag machte sich Oliver mit neuem Eifer an die Arbeit; er aß kaum etwas und redete nichts. Lee fragte mühsam aus ihm heraus, wie sich inzwischen die Lage verändert hatte. Man hatte mindestens zwanzig Paare und fünfzig Einzelpersonen vernommen, und sie mußten beweisen, wer sie waren. Und dabei waren alle Vernommenen eindeutig Amerikaner und keine Europäer gewesen.
    »Schau dir das mal an«, sagte Charles zu Lee. Er stand am Fenster und spähte zwischen den Blenden der Jalousie auf die Straße hinab. Ein großer Mann ging langsam und sehr methodisch die Straße entlang.
    »Ich wette, daß er in zehn Minuten wieder da ist, und das geht dann die ganze Nacht so weiter«, bemerkte Charles.
    »Da ist gar keine Wette nötig«, antwortete Lee. »Natürlich ist das ein Posten. Der Mob lernt von seinen Freunden jenseits des Wassers. Diese Posten müssen wohl über die ganze Stadt verteilt sein.«
    In zehn Minuten war der Posten wieder da. Auf seiner fünften Tour hielt er ein junges Paar an, das die Straße entlangkam, musterte genau die Gesichter, zog eine Pistole und pfiff auf seiner Trillerpfeife. Eine Patrouille kam und nahm die beiden mit. Das Mädchen schrie hysterisch.
    Um zwei Uhr morgens wurde der Posten von einem anderen abgelöst, doch der war ebenso groß und sah genauso gefährlich aus.
    Und um zwei Uhr morgens saß Oliver noch immer an seinem Zeichentisch und zog mühsam die außerordentlich feinen Filigranstriche nach.
     
    In fünf Tagen, in denen er praktisch kaum eine Minute geschlafen hatte, fertigte Oliver zwei Reiseerlaubnisscheine für Michigan City-Buffalo an. Das Wohnhaus nebenan wurde überfallartig durchsucht, während die Tinte noch trocknete. Charles und Lee Falcaro standen wartend da. Sie waren – grotesk genug – mit Küchenmessern bewaffnet. Aber es mußte wohl eine Stichprobe gewesen sein, denn die Suchgruppen verschonten die Nachbarhäuser und verlagerten ihre Tätigkeit mehr zum Stadtrand.
    Oliver hatte Kleider gekauft, wie Lee es ihm gesagt hatte. Es waren unter anderem zwei Männeranzüge in Olivers Größe. Einen nähte sie für Charles passend zurecht, den anderen für sich selbst.
    Sie lehrte Charles ganz genau, wie er sich außerhalb des Hauses zu benehmen habe. Erst lachte er schallend darüber, doch Lee, die kluge Psychologin, versicherte ihm, wie ernst sie es meinte. Oliver hielt Charles in diesem Punkt für naiv und erklärte ihm, solche
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