Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie
Autoren: C. M. Kornbluth
Vom Netzwerk:
Benzindampfexplosion unter. Rohrstücke und Armaturen flogen ihnen um die Köpfe, als sie weiterliefen.
    »Was, zum Teufel, war das?« schrie ihnen einer gereizt entgegen. »Was ist da eben in die Luft geflogen?«
    »Wo ist der Reaktorraum?« wollte Charles wissen und bohrte dem Mann den Pistolenlauf in die Brust. Der Mann schluckte heftig und deutete.
    »Bring mich hin. Sofort«, befahl Charles.
    »Mensch ...«, begann der andere, doch Charles erklärte ihm in kurzen, bildhaften Worten, wie er ihn erschießen würde; der Mann wurde blaß und dann sehr gefällig. Einen Augenblick später standen sie im Reaktorraum vor drei Männern in weißen Mänteln, die ihm mit der typischen Spezialistenüberheblichkeit entgegensahen.
    »Und was, wenn ich fragen darf, haben Mannschaften ...«
    Lee knallte die Tür hinter sich zu. »Sofort Strahlenalarm geben«, forderte sie.
    »Kommt nicht in Frage. Ihr seid ja das Paar, das wir ...«
    »Sofort Strahlenalarm!« herrschte Lee den Mann an, nahm vom Zeichenbrett einen großen Trennzirkel und ging, Mordlust in den Augen, auf den Techniker los. Die Zirkelspitzen näherten sich seinen Augen. »Sofort Strahlenalarm!« wiederholte sie, und Charles war überzeugt, daß sie ihm die Augen ausstechen würde, wenn er sich zu gehorchen weigerte.
    »Tu, was sie sagt, Will«, krächzte der Mann. »Du siehst ja, daß sie verrückt ist.«
    Einer der Männer schlich vorsichtig zu einem roten Hebel und drückte ihn nach unten. Eine Barriere aus Eisenbeton erhob sich aus dem Fußboden und trennte den Reaktorraum ab. Gleichzeitig begann der Atomalarm zu jaulen.
    »Reaktor löschen«, befahl Charles. Seine Augen suchten nach dem Notausgang und fanden ihn – ein rotgemalter Ausstieg, der Standard für heiße Labors.
    »Nein, das geht doch nicht!« jammerte ein Techniker. »Thorium für eine Million, das noch hundert Jahre Brenndauer hat! Haben Sie ein Herz, Mister! Die rösten uns bei lebendigem Leib!«
    »Das können sie wieder 'raufholen«, sagte Charles. »Reaktor tauchen!«
    »Reaktor tauchen«, wiederholte nun auch Lee unbewegt.
    Der älteste Techniker hatte Tränen in den Augen. »Tauchen«, befahl er.
    »Okay, Chef. Sie sind verantwortlich.«
    »Tauchen, sage ich!« rief er.
    Der Techniker manipulierte am Instrumentenbrett. Das Rumpeln der Turbinen hörte auf, und das Schiffsdeck begann zu schwanken.
    »Raus, Lee!« rief Charles. Sie rannte, und er folgte ihr durch den Notausstieg. Hier fanden sie eine Art offener Taucherglocke vor, und an langen, leuchtenden Klampen konnten sie sich unterhalb der Taucherglocke durch das Wasser ziehen. Charles warf die Pistole in das Wasser, holte ein paarmal tief Atem und kletterte nach unten.
    Lee war nicht mehr zu sehen.
    Er schwamm ein ganzes Stück vom Schiff weg. Mit einem toten Chef an Bord, einem Brand und einem Atomalarm dachte die Mannschaft garantiert nicht daran, nach Schwimmern Ausschau zu halten.
    Endlich sah er ein Stück vor sich Lees blondes Haar auf dem Wasser, ehe er verschwand. Er holte einmal tief Atem, tauchte und schwamm darauf zu.
    Dann erhellte eine riesige rote Flamme den Himmel und der Geruch nach verbrennendem Öl benahm ihm fast den Atem. Er tauchte wieder und fand Lee. Ihr Gesicht war leichenblaß. Hinter sich hatten sie das lichterloh brennende Schiff, und noch immer war das Jaulen des Atomalarms zu hören. Vor ihnen lag eine dunkle, kaum erkennbare Küste.
    Er griff nach ihrem nackten Arm, bog ihn um seinen Hals und schwamm der Küste zu. Seine Lungen brannten, und die Welt wurde vor seinen Augen zu einem grauschwarzen Wirbel.
    Aber er schwamm weiter.

 
18.
     
    Es war gar nicht so einfach gewesen, aus der Ölfarbenfabrik wegzukommen. Deshalb hatte sich Kel Oliver ja ein wenig verspätet. Als er den aseptisch riechenden Warteraum des Michigan City Medical Center betrat, folgte ihm ein in die Decke eingelassenes parabolisches Mikrophon, das sich an seiner Körperwärme orientierte, zu einem Stuhl. »Ihre Angelegenheit, bitte«, sagte eine metallene Stimme.
    Er schrak ein wenig zusammen. »Ich bin Kel Oliver, arbeite bei Picasso Oils und wurde von Dr. Latham zu einer Biopsie hergeschickt.«
    »Danke. Bitte warten Sie.«
    Er nahm sich eine Sportzeitung vor, die unter dem Namen Green Sheet im Mob-Territorium sehr weit verbreitet war. Sie wurde sogar in Blindenschrift und als Tonband herausgegeben.
    Der Leitartikel des Monats behandelte den Kehlkopfkrebs. Kel Oliver lehnte sich, als er die Überschrift las, ein wenig benommen zurück.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher