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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie
Autoren: C. M. Kornbluth
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Edisons Taubheit, Eulers Blindheit, Burkes Stottern und so weiter. Wo ist ein Mensch, der töricht genug wäre zu behaupten, die heutige Welt wäre das, was sie ist, wenn Marx, Caesar, Napoleon, Wilson, Grant, Wilhelm, Katharina, George, Edison, Euler und Burke, um nur diese elf Menschen zu nennen, nicht das gewesen wären, was sie waren? Und doch versucht die Geschichte, die Furunkel von Karl Marx als Agens zu leugnen, jene Geschichte wenigstens, mit der ich vertraut bin.
    Geschichte ist Vergangenheit, und die Zukunft kann niemand vorhersagen. Planlos müssen wir also im dunkel vorantappen, weil kein Plan in seiner Vorhersage genau sein kann, daher auch fehlerhaft sein muß in seiner Anwendung? Nein, das glaube ich nicht. Fanatische Verfechter der Extremen widern mich an, da sie die ewigen Wahrheiten und »die Flamme« gepachtet zu haben vorgeben. Sie halten sich nicht mit jenen Widrigkeiten auf, die uns lästig fallen. Sie sind überzeugt davon, daß ihre Ziele gut, daher auch ihre Mittel gut sind, und Mittel sind nur triviale Dinge. Wir, der Rest, der weit davon entfernt ist, eine Lösung für das Zwei-Milliarden-Menschen-Problem zu sehen, das Geschichte heißt, grübeln wahrscheinlich viel mehr über unsere Mittel nach ...
    F. W. Taylor
    Organisation, Symbolismus und Moral

 
1.
     
    Charles Orsino lernte das Geschäft von Grund auf. In seinen Adern flossen nur ein paar Tropfen des Blutes der Falcaro: genug, damit man Raum für ihn schuf; zuwenig, als daß es viel Raum hätte sein können. Er verließ sich sehr auf den guten Willen von F. W. Taylor, der in ihn vernarrt war, seit er bei der Reaktorexplosion von Brookhaven im Jahre '83 seine Eltern verloren hatte.
    Damit mußte es ihm möglich sein, einmal eine ziemlich verantwortliche Position zu erreichen im Alkoholhandel, bei Pferdewetten, in der Verpflichtung und Außerdienststellung von Callgirls oder wo immer er Talente zeigte. Jetzt, im Alter von zweiundzwanzig, war er eigentlich kaum mehr als ein Handlungsreisender, der der 101. New Yorker Polizeiwache zugeteilt war. Der Syndikatsnachwuchs nahm in der Regel solche Stellungen ein, denn man konnte den Cops nicht trauen; allzuleicht erpreßten sie ihre Kunden und schoben das Geld in die eigene Tasche.
    Geistesabwesend ging er durch die nicht unerfreuliche Routine des Geldabknöpfens. Er dachte an sein Polotraining vom frühen Morgen, bei dem er um ein Haar vor sich selbst in Ungnade gefallen wäre.
    »Guten Tag, Mr. Orsino. Wie angenehm, Sie zu sehen! Hätten Sie gerne ein Glas Bier, während ich die Einnahmen bringe?«
    »Nein, vielen Dank, Mr. Lefko. Ich bin gerade im Training, wissen Sie. Ich wollte, ich könnte einmal gegen Sie antreten. Siebenmal Telefon, nicht wahr? Und je zehn Dollar?«
    »Richtig, Mr. Orsino. Ich stelle mich Ihnen, sobald ich mit dem siebenten Lauf in Hialeah durch bin. Die Damen sind mir alle mit einem Renner namens Herdmaus durch die Lappen gegangen, weil sie den Namen für hübsch hielten. Es dauert höchstens eine Minute.«
    Lefko schlurfte zu einem Telefon und schwatzte mit irgendeinem anderen Buchmacher, während Charles die angeregt plaudernden Wetter beobachtete.
    (»Mister Orsino, sind Sie vielleicht gekommen, um einen Affen aus sich zu machen und mir meine Zeit zu stehlen? Zum Teufel mit Ihnen, Sir, Sie sind erst auf fünfzig beim Achtel, und jetzt sollten Sie wirklich ein bißchen besser einsteigen!« Er grinste ein wenig unglücklich. Der Alte Gilby, der Pro, konnte eklig werden, wenn jemand bei dem Spiel, das er so sehr liebte, stümperte. Charles war so überzeugt gewesen, daß Bennys Crashkins Jeep in der nächsten Minute den Geist aufgeben müßte, weil er so entsetzlich gespuckt und gehustet hatte, und während Benny dann das Fahrzeug wechselte, hätte er einen todsicheren Schuß. Aber Gilby pfiff ab und war an deiner feingesponnenen Logik gar nicht interessiert. »Zum Teufel, Sir, wann werdet ihr jungen Pfuscher lernen, daß ihr erst krabbeln müßt, ehe ihr laufen lernt? Und jetzt will ich endlich ein Team sehen, das aufs Ziel losstürmt! Und wenn ich ›Team‹ sage, dann meine ich auch ›Team‹, Mr. Orsino!«)
    »Da sind wir ja, Mr. Orsino, und gerade noch rechtzeitig. Sieben ist angelaufen.«
    Charles schüttelte Hände. »Herdmaus! Herdmaus!« schrien die Wetterinnen, die auf den Bildschirm starrten.
     
    Hoch oben im Syndikatsgebäude war F. W. Taylor – für Charles Onkel Frank – dabei, einem dicken alten Mann die Meinung zu sagen. Thornberry, Präsident
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