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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie
Autoren: C. M. Kornbluth
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Halloran chauffierte, und Charles schwatzte mit ihm über das Spiel – Julius Caesar in modernen Kostümen. Halloran sagte, er habe gehört, die Aufführung sei sehr gut.
    Ihre Ankunft im Theater war keine Sensation. Fünf Leibwächter waren kaum der Rede wert, wenn auch keine anderen Leute vom Syndikat da zu sein schienen. Also fiel auch das schöne Falcaro-Mädchen aus. Charles unterhielt sich mit einem Direktor vom Fernsehen, den er flüchtig kannte, und dieser erklärte ihm, das Theater sei krank, und Harry Tremaine, der den Brutus spiele, sei zwar eine herrliche Figur, aber er könne sich nun einmal nicht an den Text halten.
    Dann war es Zeit, die Plätze einzunehmen. Halloran schwitzte, und Charles kam einfach nicht dazu, ihn nach dem Grund zu fragen. Charles nahm einen Sitz am Mittelgang, Halloran den Randsitz an der anderen Gangseite, die übrigen Leibwächter die Sitze daneben, vor und hinter Charles.
    Der Vorhang hob sich, New York – eine Straße.
    Die erste Szene diente nur dazu, den Nachzüglern noch ein wenig Zeit zu verschaffen und die Huster zur Ruhe kommen zu lassen. Das Bühnenbild war eine 3-D-Projektion des Times Square mit einer stilisierten Andeutung einer Werbefirma.
    Als Caesar erschien, riß es Orsino fast hoch. Aus dem Auditorium kam beifälliges Murmeln. Seine Maske war die des French Letour, der ein Gangster der guten alten Zeit war, technisch gesehen ein Held, der aber immer ein wenig zu nahe am Wind gesegelt war. Gerade das versprach, interessant zu werden.
    »Ruhe, Caesar spricht!«
    Diese Warnung lieferte eine Werbefirma, doch Letour-Caesar selbst überhörte sie. Das Punktlicht erfaßte Cassius und Brutus für ihren langen Dialog. Brutus begann mit dem Rücken und drehte sich dann ganz langsam um ...
    »Was soll das Geschrei? Ich fürchte den Mob!
    Wählt Caesar zu eurem König!«
    Da sah man, daß Brutus Falcaro war, der alte Amadeo Falcaro persönlich mit Bart, Hakennase und Augenbrauen.
    Das mußte nun also eine Analogie mit dem Vertrag von Las Vegas werden, als Letour den Versuch unternahm, Mob und Syndikat unter einen Hut zu bringen und Falcaro höchstens für eine kurzfristige militärische Allianz war, sonst aber alles ablehnte. Charles war ziemlich sauer darüber, daß Falcaro nicht die Titelrolle spielte, aber er gab zu, daß Tremaine den Falcaro als Volkshelden spielte. Als Caesar wieder auf die Szene kam, trat der Kontrast klar hervor. Caesar Letour war ein zaudernder, vor Angst geschüttelter Mann. Der Rest der Verschwörer bestand aus netten, frischen, herzhaften Burschen, so daß Charles annahm, alles sei in bester Ordnung, denn er hätte gerne ein wenig gedöst. Aber Cassius sagte:
    »Er und sein Wert, und daß wir ihn so brauchen ...«
    Sehr loyal, dachte Charles und unterdrückte mühsam ein Gähnen. Ein Leben für das Syndikat und so, aber eine ziemlich hochgestochene Version. Manchmal, besonders nach einem verpatzten Schlag am Polofeld, überlegte er sich, wie höflich und würdig die alten Zeiten denn wirklich waren. Amadeo Falcaros Säuberungsaktion im dritten Jahr mußte doch eine recht blutige Angelegenheit gewesen sein. In drei Tagen seien zweitausend erschossen worden, berichteten die Geschichtsbücher, aber sie fügten natürlich vorsichtigerweise hinzu, daß die Ausgemerzten nutzlose Tagediebe gewesen seien, die nicht mehr umzuerziehen waren und nicht begreifen wollten, daß es jetzt um einen Neuaufbau ging.
    Holloran berührte Charles' Schulter. »Nun kommt gleich die Pause, Sir.«
    Sie gingen, als der Vorhang fiel, den Mittelgang vor zur Bühne, um zu applaudieren, und auch die anderen Leute standen nun auf. Und jetzt passierte das Undenkbare.
    Halloran war zuerst gegangen, ihm folgte Charles, die vier anderen deckten ihn. Als Halloran die Foyertür erreichte, drehte er sich zu Charles um und führte eine unerklärliche Pantomime auf. Charles brauchte eine Sekunde, bis er feststellte, daß Halloran nach seiner Kanone im Holster griff.
    »Jesus!« sagte der Leibwächter links von Charles leise, warf sich auf Halloran, als dieser sein Schießeisen aus dem Holster zog, und dann gab es ein gedämpftes Pomm einer .45er. Zwei Schritt von Charles' rechtem Ohr entfernt antwortete dasselbe Kaliber, aber ohne Dämpfer. Die beiden Gestalten vor der Foyertür brachen schlaff zusammen, und das Publikum begann zu kreischen. »Ruhe bewahren!« brüllte einer laut. »Das gehört alles zum Spiel! Keine Panik! Es ist alles Spiel!«
    Der Mann, der dies schrie, lief zur
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