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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie
Autoren: C. M. Kornbluth
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Charles' Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher, und er ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Kann ich ein paar Aspirin haben?« bat er.
    »Eh? Sie waren mit ihr auf Nummer drei? Na, gut. Und du holst Wasser«, befahl er dem Matrosen, nachdem er Charles ein Dutzend Aspirintabletten in die Hand geschüttet hatte. »Verstehen Sie was von Medizin?« fragte er schließlich.
    Charles fühlte sich schläfrig, weil die Schmerzen sich jetzt gleichmäßiger über den ganzen Kopf verteilt hatten und erträglicher erschienen. »Nur das, was man als Sportler wissen muß. Ich weiß nicht recht ... Morphium? Oder Curare?«
    Der Offizier blätterte ein Buch durch. »Da steht nichts über Erbrechen, aber es heißt, Curare sei gegen Muskelkrämpfe, und das hat sie vermutlich. Wenn ich ihr eine kleine Dosis gebe, kann ja nichts passieren.«
    Charles beobachtete aus halbgeschlossenen Augen, wie sich Lee Falcaros Arm hinter dem Rücken des Offiziers zum Sanitätskasten bewegte. Er stand auf, um in den Waschraum zu gehen, aber er war ziemlich unsicher auf den Beinen.
    »Wohin wollen Sie, Mister?« fragte der Matrose. »Bleiben Sie sitzen. Das Wasser hole ich. Schließlich hab' ich meine Befehle.«
    Charles gab nach. Als er die Augen wieder richtig aufzumachen wagte, lag Lees Arm wieder an ihrem Körper, und der Offizier las in seinem Hausbuch die Dosierungsvorschriften nach.
    Endlich machte er sich seufzend daran, Lee die Spritze zu geben, aber Charles wußte, daß er den Kolben ein wenig zu schnell gedrückt hatte.
    Der Offizier packte sein Gerät zusammen. »Hm. Das müßte eigentlich genügen. Sollte was passieren, oder sollte die Injektion nicht wirken, dann rufen Sie mich. Vielleicht versuch ich es dann mit Morphium.«
    Als er gegangen war, ließ Charles sich in einen Sessel fallen. Allmählich ließ der bohrende Schmerz in seinem Kopf nach, und er wurde immer schläfriger.
    »Kann ich die Dame und mich selbst ein wenig waschen?« fragte er den Matrosen.
    »Das können Sie, Mister. Haben's auch nötig. Aber versuchen Sie nur ja nichts.«
    Charles wusch erst die Ölkruste von sich selbst ab und ging dann mit dem Waschzeug zu Lee zurück. Der Matrose behielt die beiden unablässig im Auge. Lees Krämpfe hatten ein wenig nachgelassen, und sie versuchte sogar schon wieder zu lächeln.
    »Seit ihr verheiratet?« fragte der Matrose.
    »Nein«, antwortete Charles, und Lee hob den rechten Arm, damit er ihn waschen konnte. Als er ihre Hand schrubbte, fühlte er einen winzigen Zylinder zwischen den Fingern. Er steckte ihn in die Tasche und wusch sie weiter.
    Wenig später kam der Offizier mit Milch zurück, die Lee in winzigen Schlucken trank. Ihr Magen behielt sie, und deshalb war die Prognose des Offiziers vorzüglich.
    Mittlerweile hatte Charles Lees Beute inspiziert. Es war eine fertige Spritze mit dem Etikett: MORPHINSULFAT SOL. Er brach die Schutzkappe ab und wartete auf seine Chance.
    Sie kam, als Lee undeutlich zu murmeln begann und nach dem Matrosen rief. Er beugte sich über das Bett, um zu verstehen, was sie sagte. Charles lehnte sich vorwärts und stieß dem Matrosen die Spritze in die Sitzfläche. Der Mann kratzte sich geistesabwesend und sagte: »Lady, Sie müssen deutlicher reden, sonst versteh' ich Sie nicht.« Dann kicherte er ein wenig, schaute verstört drein und fiel schlafend zu Boden.
    Lee setzte sich mühsam auf. »Portluke«, sagte sie.
    Charles bemühte sich, sie zu öffnen, aber eine Alarmglocke schrillte durch das ganze Schiff. Da sah er auch den haarfeinen Draht, der jetzt gerissen war.
    Stiefel donnerten draußen vorüber. »He, ihr drinnen«, rief Regan. »Alles in Ordnung? Haben sie was versucht?«
    Charles schüttelte den Kopf, damit Lee nichts sagte. Er nahm einen Stuhl und stellte sich damit neben der Tür auf.
    Es war Regan, der mit gezogener Pistole hereingestürmt war. Sein Schädel war zerschmettert, ehe er sich dessen bewußt geworden sein konnte. Charles hatte nun das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben. Er hob die Pistole auf; es war eine Automatik mit fünfzehn Schuß. Regan hatte zwei Pistolen bei sich gehabt, und die zweite reichte er Lee.
    Der Korridor war nun leer. Er raste ihn, gefolgt von Lee, entlang, die Rampe hinab und in den Laderaum, in dem man sie eingesperrt hatte. An den Wänden brannten rote Alarmlichter. Als sie an einer Schalttafel mit zahlreichen Ventilen und Skalen vorüberkamen, zerschoß er sie mit drei Schüssen. Der letzte Schuß ging schon im Röhren einer
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