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Schwarzbuch Esoterik

Schwarzbuch Esoterik

Titel: Schwarzbuch Esoterik
Autoren: Ursula Caberta
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sie nicht schon längst darin steckt. Die Zeichen sind unübersehbar, wenn sie nicht verdrängt werden. Ganze Heerscharen von Menschen befinden sich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, auf der Suche nach ganzheitlichem Sein, nach Übersinnlichem und Hilfsmitteln aus dem Irrationalen oder dem Glauben für die Bewältigung der eigenen Existenz.
    Einmal ist es die Verbundenheit mit den Gesetzen der Natur, ein anderes Mal wird der Kampf um den Erhalt der göttlichen Schöpfung beschworen, um irrationales Denken und Verhalten zu rechtfertigen. Die Vertreter der christlichen Kirchen grenzen irrationalistisches Verhalten gerne ab von ihrem Glauben, ihrem Handeln und ihrem Einfluss auf diese Entwicklung. Selbstverständlich allerdings nehmen sie mit Freude zur Kenntnis, dass in den letzten Jahren der
Ruf nach den sogenannten christlichen Werten immer lauter wird. Wahrscheinlich assoziieren die meisten Menschen damit das jüdisch-christliche Gebot der Nächstenliebe. Vergangenheit und Gegenwart zeigen allerdings, dass davon bei den sich auf das Christentum berufenden Vertretern im breiten Feld der sogenannten neureligiösen oder ideologischen Gemeinschaften, aber auch auf dem nicht davon trennbaren Esoterikmarkt nicht viel zu hören oder zu lesen ist. Da gibt es schon eher Anleihen an andere Vorgaben aus dem Buch der Bücher.
    Die Bibel liefert nicht nur die Interpretation eines liebenden, vergebenden Gottes und seines Sohnes, der mit einer Botschaft des Friedens auf dieser Erde unterwegs war. Sie kann auch Vorlagen liefern für die scheinbare Begründung von Ausgrenzung und kriegerischen Auseinandersetzungen. Das Christentum nur als friedliche Religion zu sehen, ist leider irreführend. Auch das Christentum nimmt für sich in Anspruch, die »wahre« Religion zu sein, und bei Verinnerlichung dieses Anspruches werden die nichtfriedlichen Interpretationen sichtbar.
    »Im Laufe der abendländischen Geschichte sind sehr viele Kriege unter Berufung auf die Johannisoffenbarung geführt worden. Grauenvolle Blutorgien waren die Folge wie beim ersten Kreuzzug in Jerusalem (1096-1099) und beim vierten Kreuzzug in Konstantinopel (1202-1204). Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) schlugen Katholiken und Protestanten aufeinander ein, bis sie halb Europa verwüstet hatten.« 16
    Politisch können die Vorgaben aus der Bibel problemlos als Begründung für Auseinandersetzungen hervorgeholt
werden. Nicht nur die Offenbarung des Johannes liefert Vorlagen im Kampf gegen das unchristliche Böse. In den Evangelien findet sich Ähnliches bei Matthäus und Markus in den sogenannten apokalyptischen Reden. 17 Dort wird geschildert, wie Kriege und Kriegsgerichte, Erdbeben und Hungersnöte, Verfolgungen und Vertreibungen, Verfinsterungen von Sonne, Mond und Sternen die »Letzten Tage« einleiten. »Die Partei des Guten wird angeführt von einem militanten, man darf wohl sagen, ziemlich monströs wirkenden Jesus Christus, der in verschiedenen Gestalten auftritt. […] Das Lamm Gottes (Christus) öffnet die sieben Siegel eines geheimnisvollen Buches, in dem die Plagen, welche in der Endzeit auf die Menschheit hereinbrechen werden, aufgeschrieben sind. […] Die Hauptvernichtungsarbeit aber leisten, nach der Öffnung weiterer Siegel, verschiedene Zornes-, Rache- und Zerstörungs-Engel. […] Nachdem schon zwei Drittel alles irdischen Lebens vernichtet wurden, kommt es in Armageddon zur kosmischen Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse. Die Guten siegen, wie sollte es anders sein.« 18
    Die christlichen Werte können also durchaus zu anderen Interpretationen anregen. Der immer wieder beschriebene, angebetete Gottessohn, der gelitten hat, um die Sünden der Menschheit und der Welt auf sich zu nehmen, bekommt dann das Gesicht eines rachsüchtigen Messias. Damit verbunden ist die Botschaft, der christliche Gott habe seinen Sohn beauftragt, diesen Glauben als wahre Rettung für die Menschheit zu erkämpfen, um das vorhergesehene Tausendjährige Reich entstehen zu lassen.

    Natürlich ist es leicht, diese Christus-Variante von kirchlicher Seite als nicht relevant für die christliche Lehre zu bagatellisieren. Dies fällt umso leichter, da die große Mehrheit der Christen mit dem Bild des gütigen Sohnes Gottes aufgewachsen ist. Aber es dürfte kaum zu leugnen sein, dass das andere Bild in der Lehre ebenso verankert ist und sich jederzeit, wenn es opportun erscheint, auch benutzen lässt. Dies haben in der Vergangenheit vor allem die Kreuzzüge und
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