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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt
Autoren: Maya Trump
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bestens“, versuchte ich sie zu ermuntern.
    Doch Ina schüttelte den Kopf.
    „Ich glaube er spielt mit uns ein doppeltes Spiel. Er hat immer wieder zu mir versehentlich „Mara“ gesagt. Außerdem behauptet Mara, dass er nur sie liebt und sie hätte schließlich schon mit ihm geschlafen.“
    „Und du? Hat er mit Dir auch...“ Ina senkte ihren Blick. „Er hat es zumindest versucht, aber es ist dann doch nicht so weit gekommen.“ „Hat er versucht, dich zu vergewaltigen?“, fragte ich nach.
    Ina begann leise zu weinen. „Sein Penis war einfach zu groß für mich“, flüsterte sie. „Es hat zu weh getan und ich habe ihn weggestoßen. Dann hat er zu mir gesagt: „Du bist ja noch zickiger als deine Schwester!“
    Mir blieb fast die Luft weg. So ein Mistkerl! Und Ina war noch immer in ihn verliebt.
    Nun, die Sache war anscheinend doch komplizierter, als gedacht. Wenn Inas Schwester bereits mit ihm im Bett gewesen war, hatte sie die Nase vorn und Ina würde wohl den Kürzeren ziehen. Aber in meinen Augen war das kein großer Verlust. Er hätte sie doch nur benutzt und sich dann wieder mit Mara abgegeben, die offensichtlich williger war.
    Ich versuchte sie zu trösten, indem ich ihr noch einen Cocktail ausgab. Doch Ina war nicht zu trösten. Ich Blick ging schwärmerisch ins Leere. Sie wirkte traurig und niedergeschlagen.
    Die Schulzeit verflog unglaublich schnell. Eine Prüfung jagte die andere. Wir standen kurz vor dem schriftlichen Abitur, als ich ein Telegramm aus Kenia bekam. Meine Mutter schrieb, dass ihr Bruder in der DDR gestorben war und wir zur Beerdigung mussten. Sie hatte bereits auf dem Flughafen in München für mich ein Ticket reservieren lassen und ich musste sofort los. Ein Taxi brachte mich zum Flughafen und mit dem Flieger war ich in zwei Stunden in Berlin. Meine Familie war bereits im „Imperial“ eingecheckt und ich kam als letzte.
    Obwohl wir zu einer Beerdigung gingen, waren wir alle guter Dinge. Mein Vater scherzte mit mir, wie schon lange nicht mehr. Es fiel mir auf, dass unsere Familie im Gegensatz zu anderen Hotelgästen viel lustiger und lauter war. Meine Eltern scherten sich nie darum, wer ihnen gerade zuhörte. Sie waren es gewohnt, immer im Mittelpunkt zu stehen und meine Mutter hatte auch ihre Dienstboten gut im Griff.
    Das Erste, was meine Mutter mir vorführte, war ihr neuer schwarzer Hut, mit langen Marabufedern. Sie trug dazu ein hautenges Wollstrickkleid mit Strassbesatz am Ausschnitt. Ich fand diese Aufmachung für eine Beerdigung etwas übertrieben, aber ich bewunderte es gebührend. Mein schwarzes Internatskostüm nahm sich dagegen bieder aus. Mein Vater wusste nichts Besseres zu tun, als Mutters Hut aufzusetzen und in unserer Suite damit auf und ab zu traben wie ein echter Marabu. Wir lachten uns fast kaputt.
    Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem schwarzen Dienstwagen der kenianischen Botschaft von West- nach Ostberlin zum Friedhof. Die Trauerfeier war kurz und im engsten Familienkreis. Mein Onkel, der Bruder meiner Mutter, hatte sich zu Tode getrunken. Er war an Leberzirrhose gestorben, wie mir meine Mutter hinter vorgehaltener Hand mitteilte. Nach der Trauerfeier lernte ich endlich auch den Rest unserer Verwandtschaft kennen. Man stellte mir Ivan Lambertz vor, der etwas älter war als ich, den unehelichen Sohn meines Onkels.
    Er sah blendend aus, aber meine Mutter dirigierte mich an ihm vorbei und tat so, als ob dieser junge Mann für sie Luft wäre. Erst zuhause im Hotel erfuhr ich, dass er Miterbe war und sie bis vor einer Woche nichts von seiner Existenz gewusst hatte. Die Testamentseröffnung würde erst in etwa einem Monat sein und in der Zwischenzeit blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten und Pläne zu schmieden.
    Meine Eltern blieben in Berlin und machten Urlaub. Ich musste zurück zu meinen Abiturprüfungen.
    In Berlin war der Frühling schon fast angebrochen, aber im Allgäu herrschte noch immer tiefster Winter. Ich sehnte mich nach Kenia zurück in die Sonne, in die Arme von Salman. Hier in Deutschland empfand ich alles als kalt und unpersönlich. Meine Verwandtschaft hatte mich nicht interessiert und auch mein Vater, der sonst immer für Späße aufgelegt war, verwandelte sich in Berlin zum kühlen Diplomaten.
    Meine Mutter hatte mir versprochen, dass ich sofort nach der Abiturprüfung wieder nach Kenia kommen konnte. Im Internat blieb keine Zeit für Träumereien. Zu schnell hatte mich der Alltag wieder eingeholt. Dank guter Vorbereitung, war
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